Der Familienbetrieb „Reiterhof Behrens“ wird in der zweiten Generation von Detlev Behrens geleitet. Auch die Holsteiner Zucht hat er von seinem Vater übernommen. Nach zweijähriger Pause soll es in diesem Jahr damit weitergehen, dann gemeinsam mit Tochter Marie in der dritten Generation.
Als Detlev Behrens Senior 1950 von seinen Eltern einen Hof in Merkendorf geschenkt bekam, gab es dort nur einen Kaltblüter, der den Milchwagen zog. Doch der 19-jährige Junglandwirt war schon damals begeisterter Reiter und so war die Freude groß, als sein Onkel Heinrich Behrens ihm die Holsteiner Stute Gotendirndl von Lodan aus dem Stamm 3977 schenkte. Mit ihr begründete der begeisterte Pferdemann seine Zucht.
Bald kam Tharau, eine Tochter des Trakehner Hengstes Gondolier aus der Flieder von Trebonius XX, hinzu. Sie gehörte zum Stamm 1866, wie auch der damalige Spitzenvererber Farnese. „Das war eigentlich unsere erfolgreichste Zuchtstute“, berichtet Behrens‘ Sohn, Detlev Behrens Junior. Denn Tharau brachte aus einer Anpaarung mit Fantus den Wallach Flair, mit dem Karin Rehbein 1980 Dritte bei den Deutschen Meisterschaften wurde. Auch Fanfar, der 1972 teuerstes Auktionspferd wurde, sowie der Landeschampion Helios, ein Sohn des Trakehners Heliantos, sind ihre Nachkommen.
Trotz des eingesetzten Fremdblutes waren die Pferde der Familie damals alle eingetragene Holsteiner. „Nach dem Krieg sollten die Arbeitspferde veredelt werden. So waren neben Vollblütern und Arabern auch Trakehner zugelassen“, erklärt Behrens Junior die Zuchtüberlegungen seines Vaters, der neben seiner Liebe zu Holsteinern auch eine Leidenschaft für die Pferde aus Ostpreußen hatte. Darum kaufte er 1972 gemeinsam mit Manfred Nötzel aus Bliesdorf, Kreis Ostholstein, den Trakehner Hengst Baron. Doch im gleichen Jahr entschied der Holsteiner Verband, Trakehner nicht weiter anzuerkennen. Baron wurde nicht zugelassen.
Die Entscheidung des Verbandes nahm Behrens Senior persönlich und wechselte mit seinen Stuten zum Oldenburger Verband. „Letztlich war es einfach Pech, aber mein Vater war damals wirklich sauer“, erinnert sich sein Sohn. Die Familienzucht ging weiter: „Wir züchteten mit Holsteiner Stuten und Holsteiner Hengsten Oldenburger“, berichtet der Merkendorfer.
Im Herzen Holsteiner
Detlev Behrens Senior war in diesen Jahren nicht nur als Züchter sehr aktiv. Er engagierte sich auch als Richter in Dressur, Springen und Vielseitigkeit sowie in diversen Vereinen. „In Spitzenzeiten war er in acht Institutionen Vorsitzender. Das war sein Leben“, weiß sein Sohn.
Als 1997 der Kuhstall abbrannte, lohnte sich ein Wiederaufbau nicht. Stattdessen wurde eine Reitanlage gebaut, denn wie sein Vater war auch der Junior begeisterter Reiter. Erst in der Vielseitigkeit, dann im Springen. „Unsere jungen Pferde haben wir immer selbst ausgebildet und dann verkauft“, erklärt der heute 63-Jährige, der im Herzen immer bei den Holsteinern verortet war.
So züchteten Vater und Sohn eine Zeit lang Oldenburger und Holsteiner, beispielsweise mit der Urururenkelin von Gotendirndl, der Stute Benita. „Sie hat sogar einen Oldenburger Brand, ist aber holsteinisch gezogen und inzwischen auch wieder hier geführt“, erläutert Behrens. Das erklärt auch, warum ihr Sohn Ignatz von Ibisco XX, der mit Christoph Wahler international bis 4*-Niveau Vielseitigkeit läuft, ein Oldenburger ist und seine acht Jahre später geborene Vollschwester Luzia, die mit Libussa Lübbeke ebenfalls international erfolgreich ist, eine Holsteinerin.
„Das erste wieder beim Holsteiner Verband gebrannte Fohlen war aus der 2002 gekauften Stute Lanoug von Loran aus einer Sandro-Mutter“, erinnert sich Behrens. Sie brachte sieben im Sport eingetragene Nachkommen, darunter S-Dressur- und Springpferde. Im Jahr 2004 kam die Stute Norica dazu. Die Exorbitant XX-Lord-Tochter kaufte Behrens wieder bei Manfred Nötzel, genau wie Alicitas von Corrado-Paramount. Norica ist die Mutter des Springpferdes Watnu, das erst bis zur schweren Klasse erfolgreich war.
Nachfolge gesichert
Die Stute Trave, wiederum aus dem Stamm 1866, wurde 2009 bei Jan-Detlev Reimers erworben. Mit der Paramount-Calipso II-Tochter ritt Marie Hoff noch Springen bis zur Klasse M, bevor sie wieder in die Zucht ging. Marie ist die Tochter von Detlev Behrens und seiner Ehefrau Julia Hoff. Sie sitzt als einziges der sechs Kinder noch im Sattel, und das erfolgreich in Dressur und Springen. „Meine fünf Jungs sind auch alle geritten, haben aber aufgehört“, berichtet ihr Vater und fügt lachend hinzu: „Aber alle helfen nebenbei noch im Betrieb und alle fünf haben eine Freundin, die reitet. Ohne die Hilfe unserer Kinder würden wir es nicht schaffen.“
Die 25-jährige Marie will jetzt gemeinsam mit ihrem Vater weiterzüchten. Zwei Jahre hintereinander gab es kein Fohlen. „Die Kosten sind so enorm gestiegen, der Absatz wird immer schwieriger und da meine Tochter durch das Studium nicht mehr so viel Zeit hat zu reiten, mussten wir erst einmal ein paar Pferde verkaufen“, erklärt Behrens und lacht wieder: „Gibt man die in Beritt, fressen die sich auf.“ Ein oder zwei Pferde gibt der Pferdewirtschafts- und Landwirtschaftsmeister trotzdem immer auswärtig in Beritt. Die anderen reitet Marie mit ihrer Freundin Leonie Althaus.
Auf dem Reiterhof Behrens stehen aber nicht nur die eigenen Pferde. Mit 60 Pensionspferden und einem Schulbetrieb mit 20 Ponys ist immer was los. Den Schulbetrieb leitet Julia Hoff, Springunterricht gibt Detlev Behrens selbst. Das Ackerland ist verpachtet, aber 33 ha Grünland gehören noch dazu. Behrens hat es gut, denn auch die Übergabe des Betriebs ist schon gesichert. „Mein Sohn Simon wird das machen“, weiß der stolze Vater. So kann er sich wohl sicher sein, dass immer Platz für die Zucht der familieneigenen Holsteiner sein wird.