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„Platt maakt glücklich!“

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Plattdeutsche Geschichten müssen nicht zwangsläufig leicht und lustig sein. „Platt ist viel mehr!“, meint Ralf Spreckels aus Schönhorst im Kreis Plön. Mit Leidenschaft und Herzblut, immer einen flotten Schnack auf den Lippen, setzt er sich für die heimelige Sprache seiner Kindheit ein.

„Platt ist eine klare, unschlagbar aussagekräftige Sprache, mit der man ganz nah bei den Menschen ist“, sagt Ralf Spreckels und ist schon mittendrin in seinem Lieblingsthema. Der 76-Jährige sitzt am Esstisch im Wohnzimmer seines Einfamilienhauses. Neben ihm hat Ehefrau Angela – Gelchen, wie er sie liebevoll nennt – Platz genommen und schenkt Tee ein. Seit 55 Jahren sind die beiden verheiratet, haben eine Tochter, einen Sohn und drei Enkelkinder. „Familie, Sport, Musik, handwerkliche Aktivitäten und natürlich die schöne plattdeutsche Sprache füllen meinen Tag voll aus“, erzählt der agile Senior. Vor sich hat er einige CDs und Bücher bereitgelegt, die er im Laufe der vergangenen Jahre mit selbst verfassten plattdüütschen Riemels und Geschichten gefüllt hat.

Seit 2017 gehört er zum Autorenteam der Radiosendung „Hör mal ’n beten to“, einer plattdeutschen Morgenplauderei, die werktäglich auf NDR 1 Welle Nord, NDR 90,3 Hamburg und NDR 1 Niedersachsen läuft. Außerdem ist er mit Lesungen im Land unterwegs. Hierbei wird er vom Kieler Bandoneon-Solisten Horst-Hermann Schuldt musikalisch begleitet. Unter dem Motto „Platt und Musik“ singt Spreckels dann auch mit Freude aus einem reichen Repertoire Lieder wie „Dat du min Leevsten büst“, „Snuten un Poten“ oder „Wo de Nordseewellen trecken an den Strand“.

Ralf Spreckels (li) und Horst-Hermann Schuldt stehen mit ihrem Programm „Platt und Musik“ für den guten Zweck gemeinsam auf der Bühne. Foto: Angela Spreckels, hfr

Viele vergnügliche Stunden haben Spreckels und Schuldt den Besuchern ihrer Veranstaltungen schon geschenkt und damit gleichzeitig Gutes getan. „Unsere Honorare stiften wir zu 100 Prozent für den guten Zweck“, stellt er heraus. Auf diese Weise seien allein für das Kinderhilfswerk Schönkirchen fast 25.000 € zusammengekommen. Mit dem Erlös von Benefizveranstaltungen half das Duo ebenfalls dem Hospiz Kieler Förde und dem Förderverein des Traditions- und Museumsschiffes Stadt Kiel. Doch wie begann Spreckels‘ Engagement in Sachen Plattdüütsch? Für die Antwort reist er gedanklich in die Kindheit zurück. Als Flüchtling kam seine Mutter mit dem älteren Bruder Rainer zum Ende des Zweiten Weltkriegs aus Stettin ins Dörfchen Schönhorst (seit 1970 ein Ortsteil der Gemeinde Schönkirchen). Dort lebten die Großeltern seines Vaters, der bei der Marine zur See fuhr. Nach der Entlassung aus der Gefangenschaft ging es für ihn gleich zu Frau und Kind. Ein Jahr später komplettierte Ralf die Familie.

„Ich habe die plattdeutsche Sprache von klein auf aufgesogen. Eltern, Oma, Opa, Onkel, Tanten und Nachbarn sprachen sie. Obwohl ich jedes Wort verstand, schnackte ich selbst kaum Platt. Damals befürchtete man für Kinder Nachteile in der Schule, wenn sie Platt sprachen“, blickt er zurück und berichtet weiter im Schnelldurchlauf aus seinem bewegten, kunterbunten Leben, das bis heute immer wieder als Stoff für sein literarisches Schaffen dient. Mit 15 Jahren, nach dem Abschluss der Realschule, wollte der abenteuerlustige Teenager Kapitän werden. Schließlich fuhren Vater und älterer Bruder ebenfalls zur See. „Ich war zur Ausbildung auf dem früheren Segelschulschiff Passat und heuerte danach als Moses (Schiffsjunge) auf einem Bananendampfer an. Bald war aber ‚Daddeldu‘ mit der christlichen Seefahrt, denn ich war bei meiner ersten, zweimonatigen Reise in die Karibik und nach New York die ganze Zeit schrecklich seekrank und schmiss hin.“

Nach anschließenden Lehr- und Studienzeiten leitete er 30 Jahre die Büroorganisation einer Versicherung. „Doch das Fernweh ließ mich nie mehr ganz los. Zwischen 1982 und 1988 fuhr ich sporadisch auf dem Schiff meines Bruders, der Kapitän war, als Matrose ohne Brief mit. Seekrank wurde ich übrigens nicht mehr“, bemerkt er schmunzelnd. Auch die maritimen Erlebnisse fanden später Eingang in sein vielfältiges Werk.

Machen wir jetzt einen Zeitsprung ins Jahr 2000, als Spreckels aktiv mit dem Platt begann. Damals besuchte er mit seiner Frau plattdeutsche Theateraufführungen. „Doch ich war enttäuscht, dass meist nur heitere Stücke mit simplem Klamauk zur Aufführung kamen. Das erschien mir etwas wenig. Wo blieben die ernsthaften Stücke? Plattdeutsch kann doch viel mehr.“ Es war Gelchen, die ihm den Anstoß gab, zur Feder zu greifen. „Du kannst doch nicht immer nur über andere meckern, dann schreib doch selbst mal was“, ermunterte sie ihren Gatten, kreativ zu werden. Der legte in seiner „Schrievstuuv“ gleich mächtig los. Nachts kamen ihm die besten Ideen, die er tags darauf niederschrieb. Bald war er bei den „Kieler Nachrichten“ (KN) freier Autor für eine wöchentlich erscheinende plattdeutsche Seite, schrieb über seinen Alltag, die Familie, Nachbarn oder Freunde.

Mit seinen feinsinnigen und humorvollen Geschichten aus dem prallen Leben begeistert Ralf Spreckels Leser, Radiozuhörer und Veranstaltungsbesucher.

Etliche Jahre war er bei den musikalische KN-Weihnachtsforen mit dabei, bis diese eingestellt wurden. Allmählich kamen mehr Lesungen hinzu, das Radio und plattdeutsche Buchverlage wurden auf ihn aufmerksam, eines fügte sich zum anderen. Seine warmherzigen, feinsinnigen Geschichten und Gedichte mit einer Mischung aus Humor, Nachdenklichkeit und Tiefgang kamen prima an, öffneten ihm Tore und Herzen. „Weißt du noch“, wirft seine Frau spontan ein, „als du einmal die Geschichte über deinen Vater vorgelesen hast? Da war es im Saal mucksmäuschenstill. Alle lauschten gebannt und fanden sich in deiner Erzählung wieder.“

Im Jahr 2003 war er Preisträger beim Schreibwettbewerb „Vertell doch mal“, der vom NDR, Radio Bremen und dem Ohnsorg-Theater ausgerichtet wird. Seine mit dem dritten Preis ausgezeichnete Geschichte wurde im Jahresband mit den besten Geschichten aufgenommen. 2008 gehörte er erneut zu denen, deren Beiträge für die Jahrespublikation ausgewählt wurden. 2013 gewann er den ersten Preis in der Gruppe „Erwachsene – niederdeutsch“ beim Schreibwettbewerb „Ole Bööm“ des Heimatbundes und der Stiftung Naturschutz. „Mit einem Plädoyer für das Plattdeutsche nahm ich sogar als ältester Teilnehmer am NDR-Poetry-Slam 2018 teil“, ergänzt der Weißschopf mit einem leisen Lächeln. Auch wenn er hier nicht auf dem Siegertreppchen landete, egal. Hauptsache, er war bei dieser modernen Veranstaltungsform mit dabei. Ralf Spreckels ist es ein Anliegen, jüngere Menschen für das Plattdeutsche zu begeistern, denn er weiß: „Platt maakt glücklich!“

Ralf Spreckels hat sechs Bücher veröffentlicht und mehrere CDs aufgenommen.

Oft höre er, dass Jüngere zwar Platt verstünden, aber sich nicht trauten, es zu sprechen. „Das finde ich schade. Deshalb sind die Vorlesewettbewerbe ‚Schölers leest Platt‘ in den Schulen eine tolle Gelegenheit, Platt lebendig zu halten“, meint er. Zudem müssten sich die Themen erweitern, über die auf Platt geschrieben oder gelesen werde. Sie sollten moderner und frischer daherkommen, nicht nur von früher, sondern von heute erzählen. „Ich schreibe beispielsweise liebend gern über meine Radreisen, die ich seit 34 Jahren europaweit mit meiner Frau unternehme, und habe festgestellt, dass dieses Thema auch beim jüngeren Publikum auf Interesse stößt.“

Noch stundenlang könnte man Spreckels beim Vertelln zuhören, aber irgendwann muss Schluss sein. Maak wieder so Ralf, und bliev gesund!

Silke Bromm-Krieger

Ralf Spreckels vertellt en Erinnerung

As ik ‘n lütte Buttjer weer, heff ik to geern de Buern tohört, wenn se in uns Dörpskroog an Stammdisch seten. Beer un Kööm vör de Nääs un weern an’t Klooksnacken. Güng mennigmaal ruch to. Wörr opsneden, geern maal lästert över de Dörpslüüd, de keen egen Land haarn un sik op anner Wies ehr beten Geld verdenen müssen. En Arbeiter: „Nix an de Fööt un wüllt in’t Dörp mit­snacken!“ Un jüst bi dat Thema hebbt se sik ok faken fix kabbelt. Un wenn dat to dull wöör mit dat Dickdoon – ik bün de Gröttste! –, hett ener vun de Buern ümmer versöcht, se mit sien egen Filosofie wedder op de Spoor to bringen. „Lüüd!“, sä he denn, „blieft op‘n Acker. Kann nich schaden, sik af un to maal vör Ogen to föhrn, dat wi ok bloots Arbeiter sünd.“

Plattdeutscher Schreibwettbewerb startet

Kurzgeschichten zum Thema „Tohuus“ einreichen

„Tohuus“ ist in diesem Jahr das Thema des plattdeutschen Schreibwettbewerbs „Vertell doch mal“ von NDR, Radio Bremen und dem Hamburger Ohnsorg-Theater. Jetzt startet der Wettbewerb. „Tohuus“ – ein Motto, mit dem auch NDR-Moderator Yared Dibaba etwas anfangen kann. Er ist Botschafter des 35. plattdeutschen Schreibwettbewerbs: „Zuhause ist für mich Äthiopien und Grünkohl genauso wie auf der Bühne zu stehen und meine eigenen vier Wände. Zuhause ist auch die Nordsee, und auch die plattdeutsche Sprache gibt mir ein Zuhause.“ Mitmachen lohnt sich: Auf die sechs Gewinnerinnen und Gewinner warten Preisgelder von mehr als 5.000 €. Zudem werden die 26 besten Geschichten am 25. Juni, pünktlich zur großen Abschlussveranstaltung im Hamburger Ohnsorg-Theater, als Buch erscheinen. Und auch in diesem Jahr gibt es den „Ü 18“-Preis. Das „Ü“ steht für „ünner“, spricht also Autorinnen und Autoren unter 18 Jahren an. Eingereicht werden kann eine niederdeutsch verfasste Kurzgeschichte zum Thema „Tohuus“, die bisher noch nicht veröffentlicht wurde. Sie darf nicht länger als eineinhalb DIN-A4-Seiten sein (Schriftgröße 12 Punkt, 1,5-zeilig) und muss bis Dienstag, 28. Februar 2023 (Poststempel), an eine der folgenden Adressen geschickt werden:

NDR 1 Welle Nord, Stichwort „Vertell doch mal!“, Postfach 3480, 24033 Kiel

NDR 1 Niedersachsen, Stichwort „Vertell doch mal!”, 30150 Hannover

NDR 90,3, Stichwort „Vertell doch mal!”, 20149 Hamburg

NDR 1 Radio MV, Stichwort „Vertell doch mal!”, Postfach 110144, 19001 Schwerin

Radio Bremen, Stichwort „Vertell doch mal!”, 28100 Bremen

oder per Mail an vertell@ndr.de beziehungsweise vertell@radiobremen.de pm

Wie das Grünland düngen?

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Die schriftliche Berechnung des Bedarfes an Stickstoff (N) und Phosphor (P) muss je Schlag oder Bewirtschaftungseinheit bereits vor der ersten Düngegabe von mineralischen oder organischen Düngern dokumentiert werden. Der errechnete N-Düngebedarf ist als Obergrenze zu verstehen und darf nicht überschritten werden. Wichtig ist ein optimiertes Düngemanagement, um sicherzugehen, dass die Nährstoffe effizient in Biomasse umgesetzt werden und nicht über das Sickerwasser oder gasförmig in die Atmosphäre verloren gehen.

Ein Großteil des jährlich eingefahrenen Futters vom intensiv genutzten Grünland wird in der ersten Vegetationshälfte produziert. Da der Zuwachs maßgeblich den Stickstoffbedarf des Bestandes bestimmt und die Mineralisationsraten vor allem im zeitigen Frühjahr aufgrund geringer Temperaturen auf einem relativ geringen Niveau liegen, spielt die mineralische Düngung mit schnell verfügbarem N vorrangig in diesem Zeitraum eine große Rolle.

Im weiteren Verlauf der Vegetationsperiode wird aufgrund steigender Temperaturen vermehrt N aus dem Boden und aus der organischen Fraktion des im Frühjahr applizierten organischen Düngers mineralisiert und den Pflanzen zur Verfügung gestellt. In diesem Zeitraum sollte die mineralische N-Düngung reduziert werden. Vor allem auf Dauergrünlandstandorten, die in den vergangenen Jahrzehnten intensiv organisch gedüngt wurden, sind die N-Mineralisationsraten hoch und können maßgeblich zur ausreichenden Versorgung des Bestands mit N beitragen. Eine reduzierte N-Düngung in diesem Zeitraum kann zusätzlich die Konkurrenzkraft und somit den Anteil von Leguminosen (Weiß- und Rotklee) im Bestand fördern, die für einen höheren Rohproteingehalt im Futter sorgen und in den trockeneren Sommermonaten Stickstoff aus der Atmosphäre fixieren können.

Die Berücksichtigung etwaiger Düngestrategien ist besonders wichtig für Betriebe, die im Rahmen der neu definierten N-Kulisse die mineralische N-Düngung reduzieren müssen und bei denen flächenspezifisch die organische Düngung auf 170 kg N/ha begrenzt ist.

Durch das generative Graswachstum im Frühjahr sind die Zuwachsraten und somit auch der Stickstoffbedarf höher als in der darauffolgenden vegetativen Wachstumsphase. Foto: Tammo Peters

Ermittlung des Stickstoffdüngebedarfs

Nach der Düngeverordnung (DÜV) muss vor dem Ausbringen von wesentlichen Nährstoffmengen (mindestens 30 kg P2O5/ha beziehungsweise 50 kg N/ha) eine Düngebedarfsermittlung durchgeführt werden. Der N-Düngebedarf wird unter Berücksichtigung des mittleren Ertragsniveaus der zurückliegenden fünf Jahre ermittelt, wobei innerhalb der N-Kulisse nicht der Durchschnittsertrag der vergangenen fünf Jahre zugrunde gelegt, sondern der Durchschnittsertrag aus den Jahren 2015 bis 2019 als feste Größe herangezogen wird. Ausgehend von diesem Durchschnittsertrag (dt TM/ha) und der daraus resultierenden N-Abfuhr wird der Basis-N-Bedarf des Grünlands festgelegt (Übersicht 1).

Sofern das betriebsindividuelle Ertragsniveau der vergangenen fünf Jahre von den Basiswerten (Übersicht 1) abweicht, müssen Zu- und Abschläge in kg N/ha in Abhängigkeit vom abweichenden Ertragsniveau und dem Rohproteingehalt berücksichtigt werden (Übersicht 2).

Ein Zu- und Abschlag, basierend auf der Bewertung des Rohproteingehalts, kann allerdings nur herangezogen werden, sofern im Betrieb repräsentative Rohprotein-Untersuchungsergebnisse vorliegen.

Innerhalb der N-Kulisse müssen von dem errechneten N-Bedarf auf Betriebsebene 20 % abgezogen werden. Es ist es jedoch möglich, N-Mengen innerhalb der Kulturen zu verschieben, sofern im Gesamtergebnis der verringerte gesamtbetriebliche Düngebedarf nicht überschritten wird und auch auf der Einzelfläche die berechnete N-Obergrenze gemäß § 4 DÜV eingehalten werden kann.

Standortspezifische N-Nachlieferung

Ein Teil des N-Bedarfs wird durch die Nachlieferung aus dem mineralisierten N im Bodenhumusvorrat gedeckt. Dieses pflanzenverfügbare N-Angebot muss von dem zuvor ermittelten N-Bedarf der Kultur abgezogen werden. In Übersicht 3 sind die Abschläge für die N-Nachlieferung aus dem Bodenvorrat aufgezeigt, die über den Humusgehalt des Bodens vorgenommen werden müssen. Somit müssen grundsätzlich die Humusgehalte in den Böden bekannt sein. Als weiterer Faktor ist die N-Nachlieferung aus der organischen Düngung des Vorjahres als Abschlag in Höhe von 10 % der ausgebrachten N-Gesamtmenge anzusetzen. Die anzusetzenden Werte sind aus der Dokumentation der Anwendung organischer Dünger im Kalenderjahr 2022 zu entnehmen.

Leguminosen und Wirtschaftsdünger

Für die Berücksichtigung der pflanzenverfügbaren N-Menge aus der N-Bindung durch Leguminosen im Bestand müssen die Ertragsanteile der Leguminosen in den jeweiligen Bewirtschaftungseinheiten geschätzt und entsprechende Abschläge vorgenommen werden (Übersicht 4).

Für die N-Wirkung von organischen oder organisch-mineralischen Düngemitteln im Rahmen der Düngeplanung sind nach Düngeverordnung zwei Berechnungsschritte notwendig. Im Rahmen der N-Bedarfsermittlung gelten generell die Werte für die Mindestwirksamkeit des Stickstoffs im Jahr des Aufbringens (Übersicht 5), jedoch mindestens der ermittelte Gehalt an verfügbarem N oder Ammonium-N (NH4-N).

Übertrifft der Gehalt an verfügbarem N oder Ammonium-N den angegebenen Wert der Mindestausnutzung im Jahr des Aufbringens, dann muss dieser für die N-Ausnutzung angesetzt werden. Das bedeutet, dass der jeweils höhere Wert den Weg in der weiteren Berechnung vorgibt. Liegt bei einer Rindergülle (3,5 kg Gesamt-N/m³, 2 kg NH4-N/ m³) der NH4-N-Anteil oberhalb der 50-%-Mindestwirksamkeit (Übersicht 5), können nicht nur 1,75 kg N/m³ (50 % von 3,5 kg Gesamt-N) geltend gemacht werden, sondern müssen 2 kg NH4-N/ m³ (57 % von 3,5 kg Gesamt-N) angerechnet werden, da dieser Anteil zu 100 % pflanzenverfügbar und mineralisch wirksam ist. Generell ist eine bodennahe Ausbringung der Gülle dringend zu bevorzugen und wird spätestens ab 2025 nach DÜV verpflichtend auch im Grünland durchzuführen sein.

Grundsätzlich ist zu beachten, dass in den N-Gebietskulissen in jedem Betrieb eigene Wirtschaftsdüngeranalysen vorliegen müssen, die nicht älter als ein Jahr sein dürfen. Für jede im Betrieb auf Flächen innerhalb der N-Kulisse aufgebrachte Wirtschaftsdüngerart (zum Beispiel Rindergülle, Gärsubstrat) muss eine separate Analyse vorliegen. Festmist von Huf- oder Klauentieren ist von der Analyseverpflichtung ausgenommen. Grundsätzlich sind für eine exakte Düngeplanung betriebseigene Analyseergebnisse zu empfehlen.

Auf Grundnährstoffbedarf achten

Wie bei der N-Bedarfsermittlung gilt es, den P-Düngebedarf des Pflanzenbestandes unter den jeweiligen Standort- und Anbaubedingungen mit den zu erwartenden Erträgen und Qualitäten sowie unter Berücksichtigung der im Boden verfügbaren Phosphatmenge zu berechnen. Auf Flächen, die eine hohe P-Versorgungsstufe aufweisen (P2O5-Versorgung von über 25 mg/100 g Boden (DL Methode)), dürfen phosphathaltige Düngemittel im Rahmen einer Fruchtfolge über drei Jahre höchstens bis in Höhe der voraussichtlichen Phosphatabfuhr aufgebracht werden. Die aktuelle P-Bodenversorgung muss anhand repräsentativer Bodenproben, die für jeden Schlag ab 1 ha Fläche spätestens alle sechs Jahre zu erheben sind, nachgewiesen werden.

Um ein hohes Maß an Nährstoffeffizienz mit einer leistungsfähigen Grünlandnarbe zu realisieren, sind neben der N- und P-Düngung auch die Düngung der übrigen Grundnährstoffe Kalium (K), Magnesium (Mg) und Schwefel (S) sowie der standortspezifisch optimale pH-Wert näher zu fokussieren. Bodenversorgungsspezifische Beratungsempfehlungen finden sich in den Richtwerten für die Düngung 2022, herausgegeben von der Landwirtschaftskammer.

Elektronische Nährstoffmeldung Endo-SH

Die Düngebedarfsermittlung für N und P und die Dünge- und Weidedokumentation des Kalenderjahres 2022 sind auf Basis einer derzeit in Bearbeitung befindlichen Landesmeldeverordnung bis zum Ablauf des 31. März 2023 von allen Betrieben, die zur Erstellung dieser Dokumente nach Düngeverordnung verpflichtet sind, in Endo-SH elektronisch an die zuständige Behörde (LLUR) zu melden. Eine entsprechende Landesmeldeverordnung befindet sich aktuell in Bearbeitung. Endo-SH ist unter folgendem Link erreichbar: https://bit.ly/3Hks0L3

Die nach der Düngeverordnung verpflichtend zu erstellenden Dokumente sind bis zum Ablauf des 31. März in Endo-SH elektronisch an die zuständige Behörde (LLUR) zu melden. Screenshot: Malin Bockwoldt

Luzerne im Ackerfutterbau – die Fütterung

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Um den Zukauf proteinreicher Kraftfuttermittel zu reduzieren, können beispielsweise Leguminosen angebaut und in der Fütterung von Rindern eingesetzt werden. Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein hat am Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp in den vergangenen Jahren den Luzerneanbau mit vielen Untersuchungen begleitet. Die Ergebnisse des Fütterungsversuches sollen im Folgenden vorgestellt werden.

Ein wesentlicher Anteil der Ration von Rindern besteht aus Grundfutter. Für hohe Leistungen bei gesunden Tieren muss es unter anderem einen hohen Nährstoffgehalt haben. Anderenfalls müssen fehlende Nährstoffe über zugekauftes Futter ausgeglichen werden.

Die Luzerne wird oft als „Königin der Futterpflanzen“ bezeichnet und spielt vor allem im Ackerfutterbau eine bedeutende Rolle. Die hohen Struktur- und Proteingehalte machen sie zu einer wertvollen Grundfutterkomponente, insbesondere in Rationen mit hohen Maissilageanteilen. In Regionen mit geringen Niederschlägen über die Vegetationsperiode wird die Luzerne aufgrund ihrer großen Trockenheitstoleranz bevorzugt angebaut und in der Rinderfütterung eingesetzt.

Die möglichen Vorteile der Luzerne sollten nun unter norddeutschen Verhältnissen eingehend untersucht werden. Hierfür wurden 2020 insgesamt 4,5 ha Luzerne in Reinsaat am Standort des Lehr- und Versuchszentrums Futterkamp angebaut. In den ersten beiden Anbaujahren wurden jeweils drei Schnitte geerntet, in Rundballen gepresst und in Fütterungsversuchen an die Milchkühe des Betriebes verfüttert.

Fragestellungen im Versuch

Im Rahmen des ersten Fütterungsversuches, bei dem die Luzernesilage über die TMR verfüttert wurde, sollte geklärt werden, ob durch den Einsatz von Luzernesilage Strukturfuttermittel und proteinreiche Kraftfutter bei gleicher Leistung und Tiergesundheit eingespart werden können. In Praxisberichten und wissenschaftlichen Veröffentlichungen wurde von einer hohen Schmackhaftigkeit der Luzerne berichtet. Es sollte daher untersucht werden, ob die Futteraufnahme durch die Luzernesilage erhöht werden kann.

Mithilfe der Futterwiegetröge im Kuhstall des Lehr- und Versuchszentrums kann die Futteraufnahme aller Versuchstiere gemessen werden.

Einteilung der Tiere

Der Fütterungsversuch wurde über eine Dauer von 64 Tagen im Sommer 2021 durchgeführt. Insgesamt wurden 72 Versuchstiere, davon 34 Erstkalbskühe, anhand der Milchleistungsprüfung kurz vor dem Versuchsbeginn gleichmäßig auf zwei Gruppen aufgeteilt. Die durchschnittlichen Leistungs- und Produktionskennzahlen zu Beginn des Versuches sind in Tabelle 1 dargestellt. Die Milchleistung der letzten Milchkontrolle vor Versuchsbeginn betrug im Durchschnitt über alle Tiere beider Gruppen 38,4 kg energiekorrigierte Milch (ECM), die Anzahl der Laktationstage lag zum Versuchsbeginn bei 135 Tagen in Milch.

Gestaltung der Rationen

Die Ration der Kontrollgruppe entsprach der betriebsüblichen, maisbetonten Ration ohne Luzernesilage. Diese Ration wurde in der ersten Versuchswoche über beide Versuchsgruppen, so auch an die Luzernegruppe verfüttert. Erst ab der zweiten Versuchswoche enthielt die Ration der Luzernegruppe 2,5 beziehungsweise 3,4 kg TS Luzernesilage. Die Rationen wurden so berechnet, dass die wichtigsten Rationskennzahlen zwischen der Kontroll- und Luzernegruppe möglichst übereinstimmend sind.

Während des Versuches fand eine Rationsänderung aufgrund eines Futterwechsels statt, bei dem vom ersten auf den zweiten Schnitt der Grassilage gewechselt werden musste. Während der ersten Versuchshälfte mit dem ersten Schnitt wurden in der Luzerne­gruppe 3,0 kg TS weniger Grassilage und keinerlei Stroh eingesetzt, welches in der Kontrollgruppe mit 0,4 kg TS pro Tier und Tag verfüttert wurde. Die insgesamt eingesetzte Kraftfuttermenge unterschied sich in beiden Fütterungsabschnitten nicht zwischen der Kontroll- und der Luzernegruppe.

In der Luzernegruppe wurde insgesamt weniger proteinreiche Vormischung beziehungsweise im zweiten Abschnitt gar keine Vormischung eingesetzt, wohingegen mehr Milchleistungsfutter in die Ration kam. In der Luzernegruppe konnten 47 % im ersten und 32 % im zweiten Abschnitt an Harnstoff eingespart werden. Die gesamte Ration wurde auf eine Futteraufnahme von 23 kg TS berechnet.

Die Luzernesilage wies über alle Schnitte hinweg einen hohen Besatz mit Steinen auf.

Ergebnisse der Futteraufnahme

Die Futter- und Wasseraufnahme wurde täglich von jedem Tier in beiden Versuchsgruppen erfasst und ausgewertet. Die TS-Aufnahme lag in beiden Versuchsgruppen auf einem ähnlichen Niveau (22,6 beziehungsweise 22,1 kg TS) und blieb hinter den angenommenen 23 kg TS-Aufnahme zurück. Die Luzernegruppe lag zwar numerisch um 0,5 kg niedriger, dieser Unterschied konnte statistisch aber nicht abgesichert werden.

In der Energie-, Rohasche-, Rohprotein- und der Aufnahme von nutzbarem Rohprotein zeigten sich erwartungsgemäß keine Unterschiede zwischen den Versuchsgruppen. Lediglich bei der Rohfaser, der aschefreien Säure-Detergenzien-Faser (ADFom) und der aschefreien Neutrale-Detergenzien-Faser (aNDFom) sind die Aufnahmen in der Luzernegruppe signifikant geringer. Dies kann mit der Rationsgestaltung begründet werden. Die Gehalte an Rohfaser, ADFom und aNDFom sind, abhängig vom Zeitraum, bereits in der vorgelegten Ration in der Luzerne­gruppe geringer. Die Wasseraufnahme lag mit knapp 92 und 94 kg je Tier und Tag auf einem gleichwertigen Niveau und unterschied sich nicht signifikant.

Milchleistung und -inhaltsstoffe

Die Milchmenge aller Versuchstiere wurde täglich erfasst. Milchkontrollen wurden wöchentlich durchgeführt, um die Inhaltsstoffe Fett, Eiweiß, Laktose sowie die Zellzahl und den Harnstoffwert zu bestimmen. Die Ergebnisse beider Gruppen im Vergleich über die gesamte Versuchsdauer sind in Tabelle 5 dargestellt. Die Kühe der Kontrollgruppe gaben mit durchschnittlich 37,4 kg täglich zwar numerisch gesehen mehr Milch, doch auch dieser Unterschied konnte nicht statistisch abgesichert werden beziehungsweise ist nicht auf die unterschiedliche Fütterung zurückzuführen.

Die leicht höheren Milchinhaltsstoffe in der Luzernegruppe – ebenfalls nicht signifikant – führen dazu, dass die ECM-Menge in beiden Gruppen mit 35,7 kg identisch ist. Ebenfalls sind keine signifikanten Unterschiede beim Harnstoffwert und der Zellzahl in der Milch zu finden. Die numerisch höhere Energieaufnahme der Kontrollgruppe kann einen möglichen Einfluss auf das um 7 kg höhere Körpergewicht oder die um 0,1 höhere BCS-Zahl in der Kontrollgruppe haben. Aber auch hier handelt es sich um nicht signifikante Unterschiede zwischen den beiden Versuchsgruppen.

Vorteile von Luzerne

Die vor dem Versuch gestellten Fragen können aufgrund der Ergebnisse nun eindeutig beantwortet werden. Der Einsatz von Luzernesilage kann den Einsatz von Strukturfuttermitteln wie zum Beispiel Stroh und proteinreichem Kraftfuttermittel reduzieren. Dies bedeutet aber nicht, dass die Kraftfuttermenge in einer Ration mit Luzernesilage reduziert werden kann. 

Zwar weist Luzerne hohe Rohproteingehalte auf, die Energiegehalte sind auf der anderen Seite aber als verhältnismäßig gering zu bewerten. Daher muss in der Regel ein Energieausgleich übers Kraftfutter stattfinden. Je nach betrieblichen Gegebenheiten und dem Kostenverhältnis von Protein- zu Energiekraftfuttermitteln können Kraftfutterkosten eingespart werden. Dies ist beispielsweise der Fall, wenn proteinreiche Komponenten teurer als energiereiche Komponenten sind. Eine Erhöhung der Futteraufnahme durch eine mögliche hohe Schmackhaftigkeit der Luzernesilage konnte nicht dokumentiert werden.

Fazit

2021 hat die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein am Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp einen Fütterungsversuch zum Einsatz von Luzernesilage bei laktierenden Milchkühen durchgeführt. Hierfür wurden 4,5 ha Luzerne in Reinsaat angebaut, in Rundballen gepresst und anschließend verfüttert. Die Ergebnisse des Fütterungsversuches zeigen, dass sowohl Strukturfuttermittel als auch proteinreiches Kraftfutter bei gleichen Leistungskennzahlen durch den Einsatz von Luzernesilage eingespart werden können. Dabei muss betont werden, dass die absolute Kraftfuttermenge in beiden Versuchsgruppen identisch war, da durch den verhältnismäßig geringen Energiegehalt der Luzerne ein Energieausgleich über Kraftfutter notwendig wurde.

Rechtssicher in die neue Düngesaison starten

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Für die Ausbringung von Düngemitteln, Bodenhilfsstoffen, Kultursubstraten und Pflanzenhilfsmitteln nach Ende der regulären Sperrfrist bis zum Ablauf des 31. Januar (bei vorverlegter Sperrzeit mit Ablauf des 15. Januar) gelten nach Düngeverordnung (DÜV) 2020 neben der verpflichtenden Düngebedarfsermittlung einige zu beachtende Auflagen. Insbesondere das Abschwemmen von Nährstoffen und damit ein direkter Eintrag auf benachbarte Flächen und in Gewässer ist zu vermeiden.

Viele Betriebe werden nach Ablauf der regulären Sperrfrist nach dem 31. Januar oder im Falle einer einzelbetrieblich genehmigten Vorverlegung der Sperrfrist nach Ablauf des 15. Januar in den Startlöchern für die erste Düngemaßnahme stehen. Grundsätzlich ist eine Düngung bei vorgezogener Sperrfrist nur zu den Kulturen möglich, die auch im genehmigten Antrag stehen, wobei an dieser Stelle zwischen Flächen außerhalb und innerhalb der N-Kulisse gemäß Sperrfristverschiebungsantrag zu unterscheiden ist. Achtung: Flächen, die neu in die N-Kulisse fallen, müssen nun mit den Auflagen der N-Kulisse betrachtet werden.

Dieser Boden gilt als schneebedeckt, da die Oberfläche des Bodens nicht mehr zu erkennen ist. 

Sperrfristende unbedingt beachten

Zudem gilt es, die unterschiedlichen Sperrfristen für Festmist von Huf- und Klauentieren und Kompost zu beachten. Hier endet die Sperrfrist außerhalb der N-Kulisse mit Ablauf des 15. Januar. Innerhalb der N-Kulisse endet die Sperrfrist jedoch ebenfalls erst mit Ablauf des 31. Januar. Erstmals wurde mit der DÜV 2020 auch eine Sperrfrist für Düngemittel mit wesentlichem P-Gehalt eingeführt, welche mit Ablauf des 15. Januar endet. Eine Übersicht aller Sperrfristen findet sich unter: https://t1p.de/u3oig

Bei Verstoß gegen diese gewässerschutzorientierten Regeln können Kürzungen der Direktzahlungen folgen.

Beschränkungen bei Ausbringung

Die DÜV gibt vor, dass ein Aufbringen von stickstoff- oder phosphathaltigen Düngemitteln und Bodenhilfsstoffen, Kultursubstraten und Pflanzenhilfsmitteln und weiteren Stoffen nicht erlaubt ist, solange der Boden überschwemmt, wassergesättigt, gefroren oder schneebedeckt ist. Als wassergesättigt gilt ein Boden, wenn der gesamte Porenraum wassergefüllt ist. Erkennbar ist dies, sofern auf freier, ebener Fläche (nicht Fahrspuren) Wasserlachen sichtbar sind, oder aber, wenn beim Formen des Bodens in der Hand (außer bei Sand) Wasser heraustritt.

Keine Düngung bei gefrorenem Boden

Gerade das früher in der Praxis genutzte Aufbringen von Düngemitteln auf gefrorenem Boden, der im Tagesverlauf aufnahmefähig wurde, oder leicht gefrorenem Boden ist nach DÜV 2020 nicht mehr möglich. Auch bei leichten Nachtfrösten, die nur den oberen Boden gefrieren lassen, ist ein Aufbringen der oben genannten Stoffe nicht erlaubt. Hier ist der Zustand des Bodens während der Düngung maßgeblich und nicht, ob der Boden tagsüber frostfrei wird. Ein schneebedeckter Boden liegt vor, wenn dessen Oberfläche durch Schneeauflage nicht mehr zu erkennen ist. Diese Vorgaben können je nach Witterung eine Verschiebung der Düngungsmaßnahmen um wenige Tage bis einige Wochen zur Folge haben.

Organische Düngung auf bestelltem Ackerland

Flüssige organische Düngemittel wie Gülle und Gärreste dürfen nach Ende der Sperrfrist auf bestelltem Ackerland ausschließlich streifenförmig auf den Boden aufgebracht oder direkt in den Boden eingebracht werden. Auf Ackerflächen mit im Herbst gesäten Zwischenfrüchten kann dementsprechend nicht mit einer Technik der Breitverteilung Wirtschaftsdünger aufgebracht werden. Dies ist nur möglich, wenn eine unverzügliche Einarbeitung innerhalb von vier Stunden (innerhalb der N-Kulisse reduziert auf eine Stunde, siehe Ausgabe 47) erfolgt und sich die Aussaat der Folgekultur zeitnah (innerhalb von sieben Tagen) anschließt.

Soll nach der Zwischenfrucht beispielsweise ein Silomais folgen, kann die Zwischenfrucht daher nicht bereits im Februar breitverteilt gedüngt und umgebrochen werden. Möglich ist für solch einen Fall eine streifenförmige Aufbringung in moderater Höhe zu vitalen Zwischenfrüchten (kein Ausfallgetreide), sofern nach Düngebedarfsermittlung für die nachfolgende Sommerung ein Düngebedarf ableitbar ist.

Gewässerabstände und Hangneigungen

Bei der Düngung ist im Allgemeinen darauf zu achten, dass es zu keinem direkten Eintrag und keinem Abschwemmen von Nährstoffen in oberirdische Gewässer oder schützenswerte natürliche Lebensräume kommt. Die nach DÜV definierten Abstandsregelungen für Gewässer gelten sowohl für stickstoff- oder phosphathaltige Düngemittel, Bodenhilfsstoffe, Kultursubstrate als auch Pflanzenhilfsmittel. Um den Schutz zu gewährleisten, gelten grundsätzlich die Auflagen nach DÜV 2020 wie in der Abbildung dargestellt. Ergänzend zu diesen Auflagen gilt es, die Vorgaben nach Wasserhaushaltsgesetz (WHG) und nach der GAP (Glöz 4, gültig ab 1. Januar 2023) zu berücksichtigen.

Nach WHG wird bei landwirtschaftlich genutzten Flächen, die an Gewässer angrenzen und innerhalb von 20 m zur Böschungsoberkante (BOK) eine Hangneigung von mehr als 5 % zum Gewässer aufweisen, ein 5 m breiter, ganzjährig begrünter Streifen zur BOK gefordert. Glöz 4 besagt: Es sind 3 m breite Pufferstreifen entlang von Wasserläufen einzuhalten, wo das Aufbringen von Düngemitteln, Biozidprodukten und Pflanzenschutzmitteln verboten ist. Dies gilt demnach für Betriebe, die einen Sammelantrag stellen.

Die Bundesländer können in Gemeinden, in denen die Flächen in einem erheblichen Umfang von Ent- und Bewässerungsgräben durchzogen sind, über eine Länderermächtigung Ausnahmen erteilen und die Abstandsbreite auf 1 m verringern. Dies gilt nicht für die Roten Gebiete und die berichtspflichtigen Gewässer. Eine entsprechende Länderermächtigung ist in Schleswig-Holstein noch nicht in Kraft. Diese wird für das erste Quartal 2023 erwartet.

Fazit

Nach Ende der Sperrfristen sind wichtige Einschränkungen zu beachten. Insbesondere ist eine Aufbringung verboten, solange der Boden überschwemmt, wassergesättigt, gefroren oder schneebedeckt ist. Ziel ist es, direkte Einträge oder Abschwemmungen von Nährstoffen in Gewässer zu vermeiden. Verstöße im Düngerecht können zu einer Kürzung der Direktzahlungen führen.

Quelle: LKSH, verändert nach LfL Agrarökologie (2020), Download unter https://t1p.de/841zq

Für Stabilität und Liquidität sorgen

Im ersten Teil der Abschlussanalyse standen Kennzahlen der Rentabilität eines Beispielbetriebes im Mittelpunkt. Nun werden die Bereiche Stabilität und Liquidität untersucht, um die wirtschaftliche Situation des Beispielbetriebes möglichst vollständig beurteilen zu können.

Ein stabiles Unternehmen wächst. Um die Preissteigerungen im Konsum- und im Wirtschaftsbereich auszugleichen, ist eine Umsatz- beziehungsweise Gewinnsteigerung notwendig. Dieses Wachstum kann kontinuierlich oder in Schüben erfolgen und sollte anteilig mit Eigenkapital finanziert sein.

Eigenkapitalbildung und Stabilität

Eine Eigenkapitalbildung im mehrjährigen Durchschnitt ist somit eine wesentliche Kenngröße für die Unternehmensstabilität (Tabelle 1). Die Veränderung des Eigenkapitals lässt sich für das Einzelunternehmen auf der Passivseite der Bilanz ablesen. Der Gewinn und die Einlagen in den Betrieb mehren das Eigenkapital, während die Entnahmen zu einer Eigenkapitalabnahme führen.

Durch angepasste Entnahmen sollte der Gewinn nicht aufgebraucht werden. Stattdessen sollte ein angemessener Betrag für die Eigenkapitalbildung verbleiben (diese kann durch Tilgung von Fremdkapital erfolgen oder durch Ansparen). Welcher Betrag angemessen ist, kann nur im Einzelfall bestimmt werden. Faustzahl: Anteile von 10 % bis 30 % vom Gewinn. Je höher der Fremdkapitalanteil, je größer der Investitionsrückstand und je größer das Produktions- und Preisrisiko sind, desto größer sollte die Eigenkapitalbildung sein.

Die landwirtschaftliche Familie muss Entnahmen für ihre Lebenshaltung tätigen. Sie kann mit Entnahmen aber auch Vermögen außerhalb der landwirtschaftlichen Buchführung aufbauen. Diese „Entnahmen zur Bildung von Privatvermögen“ sind gesondert zu betrachten. Dieses Geld kann unter Umständen wieder in den Betrieb zurückfließen. Ist dies in einem der folgenden Wirtschaftsjahre der Fall, so haben diese „Einlagen aus Privatvermögen“ die Familie nicht reicher gemacht, da ihr dieses Kapital schon gehörte. Die Kennzahl, die diese Kapitalströme zwischen dem landwirtschaftlichen Betrieb (Bilanz) und dem privaten Vermögensbereich der Familie berücksichtigt, ist die „bereinigte Eigenkapitalveränderung bei Unternehmern“. Sie ist die richtige Kennzahl, wenn der Kapitalaufbau für die Person beurteilt werden soll. Der Beispielbetrieb bildet 47.600 € Eigenkapital. Das entspricht 36 % des bereinigten Gewinns.

Was besagt die Eigenkapitalquote?

Die Eigenkapitalquote ist ein zweiter wichtiger Kennwert für die Stabilität des Unternehmens, denn sie beeinflusst die Kreditwürdigkeit. Gerade Betriebe mit wenig Eigentumsfläche müssen hier sensibel sein und nach größeren Wachstumsschritten Phasen des Eigenkapitalaufbaues einplanen. Für Personengesellschaften gilt auch hier, dass die Einbeziehung der Sonderbilanzen in die Berechnung sinnvoll sein kann.

Da in Steuerbilanzen der Wert des Feldinventars fehlt, ist dieser für betriebswirtschaftliche Auswertungen zu ermitteln und in die Berechnung aufzunehmen. Zur Ermittlung der Eigenkapitalquote müssen alle relevanten Vermögenswerte des Unternehmens auf der Aktivseite aufgeführt und bewertet sein. Von diesem Wert ist dann das Fremdkapital abzuziehen. Was übrig bleibt, ist das Eigenkapital des Betriebes, das dann ins Verhältnis zum Gesamtkapital gestellt wird. Der Beispielbetrieb hat 68 % Eigenkapitalanteil. Im Durchschnitt für alle niedersächsischen Betriebe liegt dieser Wert bei zirka 80 %.

Liquidität richtig bewerten

Liquide ist ein Unternehmen, wenn es jederzeit seinen Zahlungsverpflichtungen termingerecht nachkommen kann. Ob dies im betrachteten Wirtschaftsjahr der Fall war, lässt sich aus dem Jahresabschluss nicht ablesen. Für die Beurteilung der Liquidität ist der Abschluss daher nur eingeschränkt geeignet. Rückblickend kann jedoch ermittelt werden, welche Summe an Geldmitteln dem Betrieb im Wirtschaftsjahr zur Verfügung stand. Dieser Betrag wird als Cashflow I bezeichnet (Tabelle 2). Zur Berechnung sind ausgehend vom Gewinn alle Aufwendungen, die keine Ausgaben waren – für die also kein Geld geflossen ist – zum Gewinn hinzuzurechnen. Alle Erträge, die keine Einnahmen verursacht haben, sind vom Gewinn abzuziehen.

Diese Korrekturen beinhalten hauptsächlich die Abschreibungen. Sie sind ein großer Aufwandsposten, dem keine Ausgaben zugrunde liegen, die also nicht „bezahlt“ werden müssen. Die Abschreibungen stellen die kalkulatorische Wertminderung des Anlagevermögens (Gebäude, Maschinen) durch die Nutzung dar. Weitere Positionen, die den Gewinn beeinflussen, aber keinen Geldfluss beinhalten, können Bestandsänderungen im Tiervermögen und im Umlaufvermögen sein (siehe Beispiel in Tabelle 2).

Der so ermittelte Geldbetrag wird durch Einlagen in den Betrieb aufgestockt und durch die Entnahmen gemindert. Mit dieser Berechnung erhält man den Cashflow II. Aus dem Cashflow II sind nun noch die Kredittilgungen zu leisten. Es ergibt sich der Cashflow III, der die verfügbaren Eigenmittel für Investitionen darstellt. Der Beispielbetrieb ist hier mit 59.000 € gut aufgestellt. Sollte der Cashflow III negativ ausfallen, so müsste neues Fremdkapital für die Tilgungsleistungen der bestehenden Kredite aufgenommen werden.

Für das betriebliche Controlling ist vor allem die Zahlungsfähigkeit in den kommenden Wochen und Monaten von hoher Relevanz. Hierfür werden Liquiditätsplanungen erstellt, für die wiederum der Jahresabschluss als Grundlage dienen kann. Denn die Prognose aller Einnahmen und Ausgaben für die Planungsperiode fällt leichter, wenn man die Zahlen des letzten Jahres als Ausgangspunkt wählt. Der Betriebsleiter muss diese Werte dann an den aktuellen Produktionsumfang und die Preiserwartungen im Absatz und Bezug anpassen.

Zu den weiteren Controllinginstrumenten, die auf dem Jahresabschluss basieren, gehört die Vollkostenrechnung. Alle Erträge und Aufwendungen werden hierbei auf die Betriebszweige des Unternehmens aufgeteilt. Die Ergebnisse von mehrjährig durchgeführten Vollkostenrechnungen bilden dann eine gute Grundlage für anstehende Produktions- und Investitionsentscheidungen.

Fazit

Sofern der Jahresabschluss zeitnah zur Verfügung steht und wie beschrieben ausgewertet und genutzt wird, ist er immer noch das teuerste Buch im Regal, aber sein Geld wert.

Wann kommt der Getreidemarkt wieder in die Gänge?

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Die zweite Hälfte des Getreidevermarktungsjahres ist angebrochen. Nach den enormen Preisentwicklungen 2022 haben Weizenpreise um 300 €/t zum Jahresende keine Verkäufer mehr mobilisieren können. Auch auf der Abnehmerseite hielt sich das Interesse in Grenzen, sodass es im Handel nur wenig Bewegung gab. Die Differenz zu Höchstnotierungen von bis zu 430 €/t für B-Weizen ist prägnant und der Verkauf zu jetzt mehr als 100 € geringeren Kursen fällt schwer. In welcher Richtung geht es jetzt weiter? Eine Orientierung geben die Fundamentaldaten, aber einiges liegt noch im Dunkeln. Deutschlandweit wurden zur Herbstaussaat vor allem die Flächen für den Rapsanbau ausgeweitet, die Änderungen beim Getreide sind unspektakulär. Daraus abzuleiten ist lediglich ein vergrößertes Rapsangebot, das könnte die Importe senken. Die Europäische Union hat im ersten Halbjahr der Saison weniger Gerste, aber mehr Weizen exportiert als im Vorjahr. Gleichzeitig wurde auch mehr Mais importiert. Raps wurde mehr als im Vorjahr eingeführt und Sonnenblumen wurden sieben Mal so viel importiert wie im Vorjahr. Der Binnenmarkt ist also gut versorgt. Am internationalen Markt steht zurzeit viel Weizen zur Verfügung, primär aus Australien und Russland. Das europäische Angebot hat aus Preisgründen zumeist das Nachsehen. Mais ist eher knapp, es wird auf den zweiten Mais aus Brasilien gewartet. Raps ist gerade kaum gefragt.

Hiesige Erzeugung

Der aktuelle Zeitpunkt bietet im Jahresverlauf die schlechteste Grundlage, um hierzulande Prognosen über die Angebotsentwicklung abzugeben. Im Dezember gab es einen bemerkenswerten Wintereinbruch, jedoch konnte eine ausreichende Schneedecke fast überall die darunter liegenden Kulturen vor Schäden bewahren. Die jungen Pflanzen dürften jetzt weniger sensibel auf mögliche weitere Kältewellen reagieren, aber die zwischenzeitlich hohen Temperaturen um 15 °C machen es der Vegetation nicht leicht. Ansonsten ist in dieser Hinsicht noch Geduld angesagt. So bleibt zurzeit als Grundlage für Vorhersagen lediglich die trockene Schätzung der Anbauflächen: Winterweizen und Roggen unverändert, Triticale +7 %, Wintergerste +8 %, Raps +9 %. Dies zunächst für Schleswig-Holstein. Das Weizenangebot bleibt demnach vermutlich gleich oder verringert sich, nach den guten Erträgen 2022 ist ein Rückgang wahrscheinlicher als eine weitere Ertragssteigerung. Wird aus dem B-Weizen bis zur Ernte ein C-Weizen und bringen Roggen, Triticale und Gerste gute Erträge, so sieht es nach einem eher üppigen Angebot an Futtergetreide aus. Demgegenüber dürfte der Bedarf am Futtergetreidemarkt tendenziell zurückgehen durch die rückläufigen Viehbestände. Auf der anderen Seite kaufen die Viehbetriebe seit Monaten nur häppchenweise Futtermittel ein, weil die Preise hoch sind. Es könnte also Nachholbedarf beim Futtereinkauf geben. Das Rapsangebot dürfte weiter steigen, schon im Vorjahr waren 18 % Anbaufläche hinzugekommen. Für den hohen inländischen Verbrauch ist das ein gutes Zeichen in Richtung Selbstversorgung. Fraglich ist aber, wie sich der Bedarf an Biodiesel entwickelt. Das 49-€-Ticket für den öffentlichen Nahverkehr ist auf dem Weg und je weniger Corona, desto weniger Individualfahrten im Auto und desto weniger Dieselverbrauch.

Frühling in Südamerika

Zurück zur Frage nach der weiteren Marktentwicklung. Wo zurzeit konkret Erntemengen unter Veränderung stehen, das ist in Südamerika. In Argentinien und Brasilien steht die Sojabohnenernte bevor und auch die zweite Charge Mais ist im Boden. Das Wetter spielt aber nur teilweise mit. Besonders in Argentinien fehlt es an Niederschlägen, sodass große Ernteeinbußen erwartet werden. Im harten Kontrast dazu erwartet Brasilien eine nie gesehene Rekordsojaernte, welche aber auch erst mal vom Feld geholt sein will. Die Börsenkurse für Soja und Mais zeigen sich dem Wetter entsprechend volatil und wirken sich auf Getreide und Ölsaaten aus. Ob es im Frühjahr am Weltmarkt zu einem preisstarken Nachfrageüberhang bei Getreide oder Ölsaaten kommen kann, hängt nicht zuletzt von den russischen und ukrainischen Exporten ab.

Ehrung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern

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Im vergangenen Jahr erhielten 17 Arbeitnehmerinnen und ­Arbeitnehmer eine Ehrenurkunde aus den Händen der ­Repräsentanten der Landwirtschaftskammer. Ausgezeichnet wurden sie für 25- beziehungsweise 40-jährige Betriebs- oder Berufszugehörigkeit.

Die Landwirtschaftskammer gratuliert den in der Tabelle aufgeführten Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern ganz herzlich und wünscht ihnen für die Zukunft alles Gute.

Diese Art der Ehrung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern für 25-, 40- oder 50-jährige Tätigkeit im Agrarbereich durch die Kammer hat lange Tradition.

Wer kann geehrt werden?

Geehrt werden können Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die ständig hauptberuflich und sozialversicherungspflichtig in Betrieben der Land- und Forstwirtschaft, des Gartenbaus, der Binnen- und Küstenfischerei und bei Betriebshilfsdiensten beschäftigt sind.

Mitarbeiter landwirtschaftlicher Lohnunternehmen können geehrt werden, wenn deren Tätigkeitsbereich überwiegend in die Landwirtschaft fällt. Die Beschäftigungszeit muss nicht bei einem Betrieb allein, sondern kann auch in mehreren Betrieben abgeleistet worden sein.

Die Ehrung erfolgt durch die Überreichung einer Ehrenurkunde und einer Geldprämie, diese Aufgabe übernimmt die zuständige Repräsentantin oder der zuständige Repräsentant der Landwirtschaftskammer.

Ehrungen für außerordentliche Leistungen

Neben der Ehrung langjährig beschäftigter Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer können Mitarbeitende auch für außerordentliche Leistungen von der Land­wirtschaftskammer ausgezeichnet werden. Beispiele hierfür sind hervorragendes Engagement für den Betrieb, Entwicklung technischer oder organisatorischer Problemlösungen, außergewöhnliche berufliche Weiterentwicklung und Weiterbildung oder besondere soziale Verantwortung.

Nähere Informationen und Antragsunterlagen für die Ehrung agrarischer Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer erhalten Interessierte im Internet unter:
lksh.de/Beratung/Arbeitnehmer
beratung/Ehrungen oder beim Fachbereich Arbeitnehmerberatung der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. 

„Oben zu bleiben ist das Schwerste“

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Gold und Silber bei den Weltmeisterschaften, der Sieg in der Nationenpreis-Serie, insgesamt 22 zumindest formal für einen Europameisterschaftsstart im kommenden Jahr qualifizierte Paare: Peter Thomsen kann auf eine erfolgreiche erste Saison als Bundestrainer der Vielseitigkeitsreiter zurückblicken.

Hinter Peter Thomsen liegt eine Saison mit einer außerordentlichen Erfolgsbilanz. Erwartet hatte er das so nicht, „aber wir alle – Reiter, Trainerteam, der Vielseitigkeitsausschuss – haben daran gearbeitet, wieder an die Weltspitze zurückzukehren, was uns ja auch gelungen ist“. Nun hofft der Bundestrainer aus Großenwiehe, Kreis Schleswig-Flensburg, dass dies „keine Eintagsfliege war“. Ziel sei es, sich langfristig auf den Podiumsplätzen zu etablieren. „Aber wie es so schön heißt: Nach oben zu kommen ist schwer, oben zu bleiben ist das Schwerste“, schränkt er ein.

Besonders gefreut habe ihn im vergangenen Jahr, dass bei den Weltmeisterschaften der Teamgedanke im Vordergrund stand und von allen gelebt wurde, sowohl von den Reitern als auch vom neuen Trainerteam mit Anne-Kathrin Pohlmeier, Rodolphe Scherer und Marcus Döring. „Alle – das ganze Team im Hintergrund, inklusive Pferdebesitzern – haben an einem Strang gezogen. Jeder hat sich in den Dienst der Mannschaft gestellt. Das macht die Qualität von Siegern aus, denn am Ende zählt jedes Zehntel“, resümiert Thomsen.

Der zweifache Mannschaftsolympiasieger hat auch den Nachwuchs im Blick. Gemeinsam mit dem Ausschuss Vielseitigkeit hat er Alina Dibowski für den Olympiakader nominiert. Die 22-Jährige aus Niedersachsen gehört ebenso wie eine ganze Reihe von U25-Reitern zu den Qualifizierten für die Europameisterschaften 2023 im französischen Le Pin au Haras. Auch wenn die deutschen Topreiter ebenfalls als oberstes Ziel haben, an dem Championat teilzunehmen, räumt Thomsen den Nachwuchsreitern Chancen ein.

Nachwuchs im Blick

„Den Ausschlag darüber, wer letztendlich nach Frankreich fahren wird, geben nach wie vor die erbrachten Leistungen und die Formkurve in diesem Jahr“, macht er klar. Weitere Entscheidungskriterien seien der Fitness- und Gesundheitszustand des Pferdes, die mentale und physische Belastbarkeit des Reiters und natürlich die Erfahrung von Reiter und Pferd im Hinblick auf die konkreten Anforderungen, die beim jeweiligen Championat zu erwarten sind.

Im vergangenen Jahr in Italien sei angesichts der Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris vor allem die Geländeleistung wichtig gewesen. Nun brauche es Paare, die die gesamte Prüfung deutlich unter 30 Minuspunkten beenden könnten, denn bei den vorigen Europameisterschaften habe niemand auf dem Podium mehr als 25 Minuspunkte gesammelt. „Für die Nominierung bedeutet das, dass jeder Reiter, der sichere Topergebnisse in Dressur, Gelände und Springen abliefern kann, eine Chance hat – egal, ob er 25 oder 60 Jahre alt ist“, verdeutlicht der Bundestrainer.

Peter Thomsen (M.), hier mit Julia Krajewski und dem Italiener Pietro Roman in Wiesbaden, hat eine erfolgreiche erste Saison als Bundestrainer vorzuweisen.

Bis dahin gebe es viele Zwischenziele: „Für mich ist es beispielsweise immer eine Ehre, im Nationenpreis für Deutschland zu starten. Grundsätzlich mache ich mit allen Reitern eine Saisonanalyse. Dann erzählen sie mir, was sie im kommenden Jahr vorhaben, und wir machen daraus gemeinsam einen Plan.“ Zum Kader gehören auch Dirk Schrade aus Heidmühlen, Kreis Segeberg, und der 13-jährige Holsteiner Casino.

Individuelle Planung

Deutschland habe mehr als 20 Paare mit Vier-Sterne-Platzierungen und könne sich daher wieder erlauben, diese auch in Fünf-Sterne-Prüfungen starten zu lassen. „Wenn man nur zehn Pferde hat, muss man sich das schon überlegen, wenn man die besten dann auch noch zum Championat schicken möchte“, weiß Thomsen, der selbst viele Erfolge im Sattel vorweisen kann. Ein gutes Fünf-Sterne-Ergebnis unterstreiche auf jeden Fall die Championatstauglichkeit.

„Wer wo startet, haben wir aber noch nicht festgelegt“, verrät er. Wichtig sei, bis zum Nennungsschluss am 15. Juli einen möglichst großen Pool an Paaren zu haben, aus denen die besten ausgewählt werden könnten. In Le Pin au Haras dürfen sechs Paare an den Start gehen.

Die Saison beginnt im Februar und März mit einem Lehrgang für die Kaderreiter in Warendorf, danach werden voraussichtlich einige Paare zur Fünf-Sterne-Prüfung nach Lexington in den USA reisen. Die EM-Sichtungen erfolgen individuell bei verschiedenen Turnieren, danach wird die Longlist nominiert. Die endgültige Entscheidung fällt im Rahmen eines Longlist-Lehrgangs in Warendorf Ende Juli. Dem eigentlichen EM-Start ist dann noch ein Shortlist-Lehrgang in Deauville in der Nähe des Austragungsortes vorgeschaltet. fn

Hart im Nehmen

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Trockene und heiße Sommer regen so manchen Gärtner zum Umdenken an. Voll im Trend sind Stauden und Gehölze, die viel besser als pflegeaufwendige Prachtstauden an Trockenheit und Hitze angepasst sind. Kombiniert mit Zwiebelblühern und einjährigen Sommerblumen entstehen farbenfrohe Beete, die ohne viel Aufwand wunderschön anzusehen sind.

Unter unseren heimischen Wildstauden finden sich einige anspruchslose und trockenheitsverträgliche Schönheiten. Die verschiedenen Arten der Schafgarbe (Achillea) bieten eine breite Farbenpalette von zartem Rosa über knalliges Pink bis hin zum kräftigen Karminrot, ergänzt von Cremeweiß, Terrakotta und Goldgelb. Der ideale Standort liegt sonnig und weist einen durchlässigen, sandigen und nährstoffreichen Boden auf. Tipp: Boden mit Kompost verbessern und alle drei bis vier Jahre die Stauden teilen.

Die Blaue Kugeldistel ‚Veitch‘s Blue‘ kann auch flächig eingesetzt werden.
Mannstreu ‚Big Blue‘ ist eine Auslese mit großen, stahlblauen Blüten. Sie passt gut in naturnahe Pflanzungen und sonnige Beete.

Schöne Kontraste ergeben sich, wenn Schafgarbe mit Purpursonnenhut (Echinacea), Salbei (Salvia) oder Kugeldistel (Echinops) kombiniert wird. Eine weitere hübsche Wildstaude ist der Wiesensalbei (Salvia pratens). Von Juni bis August öffnen sich an den 40 bis 60 cm langen Stängeln blauviolette, rosafarbene oder weiße Lippenblüten. Sie ziehen vor allem viele Hummeln an, die den sogenannten Schlagbaum-Mechanismus dieser speziell aufgebauten Blüten im Gegensatz zu anderen Insekten überwinden können. Wichtig ist ein nährstoffarmer und kalkhaltiger Boden. Hübsch wirkt der Wiesensalbei zusammen mit Margeriten, weiß blühender Schafgarbe und Glockenblumen. Die Staude ist jedoch sehr kurzlebig. An zusagenden Standorten erhält sie sich über Selbstaussaat. Alternativ erfolgt die Vermehrung über nicht blühende Stecklinge im Sommer oder durch Aussaat im Frühjahr.

Unter den Astern empfehlen sich die Berg-Aster (Aster amellus), manchmal auch als Kalk-Aster angeboten, und die Goldhaar-Aster (Aster linosyris) als trockenheitsverträgliche Varianten. Letztere sieht in Steppenpflanzungen mit Gräsern und Disteln gut aus, macht aber auch im Trog in vollsonniger Lage eine gute Figur. Die gelben Blütenköpfchen erscheinen von August bis Oktober. Sie sehen neben der blau blühenden Kugeldistel ‚Veitch‘s Blue‘ (Echinops ritro) toll aus. Als Zugabe schmücken die wolligen Samenstände noch bis weit in den Winter hinein. Sämtliche Sorten der Berg-Aster lieben Sonne, Wärme, Trockenheit sowie einen kalkhaltigen, durchlässigen Boden. Die wertvollen Spätblüher bringen von Juli bis September Farbe in Kies- und Steingärten. Sortentipp: ‚Blue King‘ ist sehr vital, standfest und blühfreudig.

Purpursonnenhut (Echinacea), auch Scheinsonnenhut genannt, steckt Trockenheit besser weg als Sonnenhut (Rudbeckia).
Rosmarin ‚Arp‘ zählt zu den robusteren Sorten. Einmal eingewachsen in durchlässigem Boden, übersteht er den Winter problemlos.

Für den Gehölzrand oder den größeren Steingarten stellt das heimische Duft-Salomonssiegel (Polygonatum odoratum) eine gute Wahl dar. Seine duftenden, rundlichen Blüten sind an den überhängenden Trieben aufgereiht.

Pflanzen aus trockenen, mediterranen Regionen wie Fetthenne (Sedum), Lavendel (Lavandula), Rosmarin (Rosmarinus officinalis) und viele Salbeiarten (Salvia) sind aufgrund ihrer Herkunft gut an trockenheiße Sommer angepasst. Dennoch gilt es, sowohl beim Kauf als auch bei der Standortwahl genau hinzuschauen.

In puncto Frosthärte überstehen der Echte Salbei (Salvia officinalis) und der Muskateller-Salbei (Salvia sclarea) problemlos den Winter. Dagegen sind andere Arten wie der Honigmelonen-Salbei (Salvia elegans) oder der Ananas-Salbei (Salvia rutilans) nicht winterhart. Sie werden daher meist im Topf kultiviert und verbringen den Winter an einem hellen, kühlen Platz im Keller. Auch Rosmarin leidet schnell unter winterlicher Kälte. Die Sorten ‚Veitshöchheim‘, ‚Arp‘ und ‚Blue Winter‘ haben sich jedoch als recht winterhart erwiesen. Sie stecken Minustemperaturen von –8 bis –10 °C gut weg, wenn sie mit etwas Nadelreisig vor sonnigem Kahlfrost geschützt werden und in ausreichend durchlässigem Boden stehen. In feuchten Wintern schadet nasser Boden mehr als die Kälte. Trockenheitsliebende Pflanzen wachsen in der Natur meist auf sandigen, eher kargen und sehr durchlässigen Böden. Lehmhaltiger Boden sollte daher unbedingt mit Sand oder feinem Kies abgemagert werden. Alternativ kann man bei Kübelpflanzen Blähton ins Substrat mischen.

Meist sind trockenheitsverträgliche Pflanzen schon an ihrem Blattwerk zu erkennen. Dabei haben sich verschiedene Mechanismen herausgebildet. Fleischig-dicke, sukkulente Blätter speichern Feuchtigkeit, Blätter mit behaarten Oberflächen verdunsten langsamer Wasser. Silbrige oder grau-grüne Blätter reflektieren das Sonnenlicht, und die schmalen Blätter vieler trockenheitsverträglicher Gräser bieten der Sonne weniger Angriffsfläche.

Die Schafgarbe ‚Walter Funcke‘ wächst kompakt und eignet sich auch für den Beetvordergrund. Fotos: Karin Stern
Katzenminze und Steppensalbei eignen sich aufgrund der gleichen Standortansprüche als Beetpartner.

Richtig gießen bei Trockenheit: nur ein Mal pro Woche (maximal zwei Mal im Hochsommer) durchdringend mindestens 10 l/m2, entweder am frühen Morgen oder abends. Gießen am Abend kann Pilzbefall begünstigen, da die Nässe länger an den Blättern haften bleibt. Beete mit organischen Materialien mulchen, also mit Rasenschnitt, Holzhäcksel oder feinem Rindenkompost. Das reduziert die Verdunstung und damit den Gießaufwand. Angenehmer Nebeneffekt: Es wächst weniger Unkraut. 

Die rotlaubige Fetthenne ziert den Vordergrund des Beetes, die blau blühende Perovskie öffnet dahinter gerade ihre Blüten. Dazwischen schweben die Blüten der Verbena bonariensis.
Berg-Aster, Gold-Aster und Fetthenne verschönern ab dem Spätsommer das Beet.

Produktionswert 2022 deutlich gestiegen

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Nach Schätzung des Bundes­informationszentrums Landwirtschaft (BZL) wird der landwirtschaftliche Produktionswert gegenüber 2021 um ein Viertel auf 74,4 Mrd. € zulegen, Pflanzenbau und tierische Erzeugnisse steuern jeweils rund 35 Mrd. € bei, Ölsaaten und Eier verzeichnen die höchsten relativen Zuwächse.

Eine größere Erzeugung und gestiegene Preise haben 2022 den landwirtschaftlichen Produktionswert in Deutschland nach oben schnellen lassen. Wie die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) mitteilte, wird der Produktionswert laut einer ersten Schätzung des Bundesinformationszentrums Landwirtschaft (BZL) mit 74,4 Mrd. € um 25,7 % über dem Vorjahresniveau liegen und damit einen neuen Rekord markieren. In den neun Jahren zuvor hatte sich dieser Wert im Schnitt auf 56,7 Mrd. € belaufen. Der Produktionswert beinhaltet neben den Verkaufserlösen der Landwirtschaft unter anderem auch den innerbetrieblichen Verbrauch – beispielsweise von Futtermitteln wie Silage – sowie Einnahmen aus Dienstleistungen. Davon abzuziehen sind in der landwirtschaftlichen Gesamtrechnung Kosten wie Vorleistungen und Abschreibungen, um zur Nettowertschöpfung zu gelangen.

2022 war aus mehreren Gründen ein Ausnahmejahr. Zum einen hat der Ukraine-Krieg in praktisch allen Bereichen zu enormen Preissteigerungen geführt. Zum anderen ist es aufgrund von Hitze- und Trockenperioden vor allem bei den Sommerkulturen wie Mais, Kartoffeln und Zuckerrüben zu Ertragsausfällen gekommen. Insgesamt stieg laut Schätzung der Produktionswert der pflanzlichen Erzeugung wegen höherer Erntemengen und Preise gegenüber 2021 jedoch um 18,8 % auf 35,3 Mrd. €. Hierbei verbuchten die Getreidekulturen ein Plus von 46,7 % auf 12,8 Mrd. €. Bei den Ölsaaten ging es sogar um 57,2 % auf fast 3,2 Mrd. € nach oben. Futterpflanzen wie Gras- und Maissilage gehörten aufgrund der ungünstigen Witterungsbedingungen zu den wenigen Bereichen mit einem rückläufigen Produktionswert; verzeichnet wurde hier ein Minus von rund 30 % auf 3,3 Mrd. €. Bei Obst und Gemüse sorgte der trockene Sommer ebenfalls für kleinere Erntemengen; die jeweiligen Produktionswerte gaben um 6,1 % beziehungsweise 1,8 % nach. Bei Kartoffeln konnte dies jedoch durch den starken Preisanstieg mehr als ausgeglichen werden; voraussichtlich wird ein Zuwachs um 52 % auf 2,6 Mrd. € erreicht.

16 Milliarden Euro bei Milch

In der landwirtschaftlichen Veredlungswirtschaft dürfte sich laut BZL am Jahresende der Produktionswert auf 35 Mrd. € belaufen; das wären gut 9,1 Mrd. € oder 35 % mehr als 2021. Treiber waren hier vor allem die höheren Erzeugerpreise. So wird für Schweine ein Zuwachs von 27,9 % auf 7,9 Mrd. € erwartet, obwohl die Produktion voraussichtlich um 5 % rückläufig sein wird. Bei Geflügel zur Fleischerzeugung wird der Produktionswert voraussichtlich um ein Drittel auf 3,3 Mrd. € zulegen, bei Rindern um 29,4 % auf 4,7 Mrd. €. Die Milcherzeugung wird sich in diesem Jahr wohl knapp unter dem Vorjahresniveau bewegen. Der starke Anstieg der Erzeugerpreise dürfte jedoch den Produktionswert um 43 % auf die neue Rekordmarke von 16,1 Mrd. € anheben. Der durchschnittliche Milcherzeugerpreis wurde hierbei mit 50,9 ct/ kg angenommen. Der stärkste relative Anstieg von rund 48 % auf 1,6 Mrd. € wird – ebenfalls preisbedingt – für Eier erwartet.

Teurer Futterzukauf

Mit den gestiegenen Einnahmen mussten die Landwirte 2022 die höheren Kosten begleichen. So nahmen die Aufwendungen für Vorleistungen laut Schätzung des BZL gegenüber 2021 um rund 3,9 Mrd. € oder fast 10 % auf 43,5 Mrd. € zu. Der vergleichsweise moderate Anstieg resultiert daraus, dass viele Betriebsmittel schon 2021 sehr viel teurer wurden und bereits im Vorjahr die Verkaufserlöse schmälerten. So ist beispielsweise der Preis für Düngemittel 2021 gegenüber der Vorsaison um 94 % gestiegen, im laufenden Jahr 2022 dann voraussichtlich „nur noch“ um 23 %. Der teure Dünger hat zudem bewirkt, dass die Einsatzmenge 2022 um rund 6 % verringert wurde, bei Stickstoff sogar um 11 %. In der tierischen Veredlung machten sich die Preissteigerungen für Futter dieses Jahr deutlich bemerkbar. Die Schweinehalter kauften vor allem wegen geringerer Tierbestände etwa 10 % weniger Mischfutter zu; dennoch stiegen die Futtermittelausgaben um 21 %. Bei Rinderhaltern einschließlich Milcherzeugern blieben die Mischfuttereinkäufe auf dem Vorjahresniveau stabil, doch mussten dafür 31 % mehr gezahlt werden. Der Grund waren die höheren Preise für Getreide und proteinreiche Futtermittel sowie die gestiegenen Energiekosten. Am stärksten war der Futtermittelpreisanstieg für das Geflügel; hier führte eine um 2 % geringere Einkaufsmenge zu 37 % höheren Ausgaben. age