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„Tierhaltung ist das Rückgrat der Landwirtschaft“

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„Die Tierhaltung ist das Rückgrat der Landwirtschaft“, sagte Bauernverbandspräsident Klaus-Peter Lucht vor den Teilnehmern der Rindermastbereisung in der Vortragsrunde. Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) betonte die Bedeutung der Wertschöpfung in der Viehhaltung.

„In der Veredelung liegt die größte Wertschöpfung für die Landwirtinnen und Landwirte, genauso wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im vor- und nachgelagerten Bereich, verfügen über die besten Ausbildungen“, stellte Lucht heraus. Auch habe sich die Qualität der Kommunikation zwischen Vertretern aus der Landwirtschaft und dem Lebensmittelhandel in den vergangenen Jahren deutlich verbessert.

Er hob die Bedeutung hervor, die Qualität der tierischen Erzeugung und die Leistungsfähigkeit der Branche positiv zu kommunizieren und nannte als Beispiel die Initiative Milch. Außer Frage steht für ihn die Notwendigkeit der Transparenz. Das heißt für die Landwirtschaft, ihre Produktionsmethoden darzustellen und zu dokumentieren. Er setzt dabei auf Freiwilligkeit und ein gemeinsames Vorgehen mit der Verarbeitungswirtschaft. Besonders betonte er seine Zufriedenheit, dass auch die Branchenkommunikation Fleisch kurz vor dem Start stehe.

Kritische Schlachthofstruktur

Schwarz machte deutlich, dass im Landwirtschaftsministerium (MLLEV) die wirtschaftenden Betriebe im Fokus stehen. „Landwirtschaft hat immer etwas mit Wirtschaft zu tun“, so Schwarz. Die hohe Gänsepopulation in Schleswig-Holstein sieht er als Herausforderung. Sie sei bekannt in der Staatskanzlei bis zu den Veterinärämtern. Aber in Berlin sei das Thema nur untergeordnet bekannt. Im MLLEV sei die Jagd angesiedelt als ein Punkt, über den aktuell besprochen würde, so Schwarz, und dass die Möglichkeit von Verordnungen oder Erlassen durch sein Ministerium bestehe. Alles andere, was mit der Nonnengans zu tun habe, betreffe das Umweltministerium (MEKUN). Schwarz erinnerte an die Koalitionsverhandlungen, die keinerlei Bewegung in diesem Thema zeigten und wies dadurch auf die Schwierigkeit von Veränderungen hin. Die Ausgleichszahlungen für benachteiligte Gebiete deckten nicht die zusätzlichen Kosten für Transporte zwischen Insel und Festland. „Das betrifft die Inselbauern“, hob Schwarz hervor, musste aber auf den schmalen Landeshaushalt verweisen.

Auch Schwarz sieht die Schlachthofstruktur in Schleswig-Holstein kritisch. Das Land verliere, wenn es um die Transportdauer gehe, die Möglichkeit, dass jeder Betrieb einen Schlachthof in den vorgegebenen Zeiten erreichen könne. Er forderte die Vertreter der Schlachtwirtschaft auf, sich dazu Gedanken zu machen. Es sei keine Option, wenn in Husum mehr Rinder geschlachtet würden und dafür die Lämmer nach Hessen gefahren werden müssten.

Gänsepolitik ist Inselthema

Die Nonnengans stellt in Schleswig-Holstein ein zunehmendes Problem dar aufgrund ihrer Bestandszahlen und der nur beschränkten Bejagungsmöglichkeit, erläuterte Dr. Susanne Werner vom Bauernverband Schleswig-Holstein (BVSH). Aktuelles Zahlenmaterial zu Bestandszahlen zu erhalten ist schwierig, so Werner. „Die Daten des Artenschutzberichtes hängen in der Regel ein Jahr hinterher. Die höchsten Bestandszahlen, die gemeldet wurden, lagen im März 2019 bei 303.000 Nonnengänsen“, so Werner. Der jährliche Bestandszuwachs liegt bei 10 %, diese Zahlen seien bestätigt vom MEKUN und EU-Institutionen. Der Graugansbestand liegt bei 80.000 Gänsen. Diese Zahlen verdeutlichten das hohe Schadenspotenzial durch die Nonnengans.

Prognosen, dass die Gänse entlang der Wassergebiete Eider und Nord-Ostsee-Kanal, die als Ruhegebiete genutzt werden, stärker ins Landesinnere ziehen, bestätigten sich mittlerweile. Dort erfolgt auf landwirtschaftlichen Flächen die Nahrungsaufnahme.

Trotz Vergrämungsjagd auf die Nonnengans sieht Werner weiter ein Ungleichgewicht der Bestände und keine anhaltende Reduktion.

Seit 2016 besteht auf Landtagsbeschluss der Runde Tisch Gänsemanagement, mit Vertrern aus Ministerien, Behörden, Naturschutz, Bauernverband, Jägern und Schäfern, der zuvor als Arbeitskreis Wildgänse tagte. Hier sollte regelmäßig eine Abstimmung zu Gänsethemen stattfinden.

Seit Corona und im Jahr 2021 fand keine Tagung statt, die letzte im Januar 2022. Seitdem sind viele Themen aufgelaufen, wie der Vertragsnaturschutz. Aufgrund der wenigen Treffen fand zu wenig Abstimmung statt.

Weil der Erhaltungszustand der Nonnengans erreicht ist, setzt der BVSH in seinen Forderungen auf Bestandsmanagement und Regulierung der Bestände, dazu könnte eine Anpassung der Jagdzeiten zählen.

Rinderbestände nehmen ab

Dr. Albert Hortmann-Scholten, Marktexperte und Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch, machte deutlich, dass die Rinderschlachtungen in Deutschland zwischen 2000 und 2022 um 22,1 % zurückgangen sind. In Schleswig-Holstein lag der Rückgang sogar bei 39,8 %. Damit einher gehen Strukturveränderungen in der Schlachtbranche, die durch weitere Kostensteigerungen anhalten könnten.

Als einen Grund für den Rückgang der Tierhaltung nannte er die mangelnde Kostendeckung, vor allem in Relation zu steigenden Tierwohlanforderungen. Daran knüpfte er die Befrüchtung an, dass Fleisch aus Haltungsform 3 und 4 künftig mehr im Ausland erzeugt würde. Insgesamt erwartet er weiter abnehmende Rinderbestände, höhere Kälberkosten, ein schwächeres EU-Konsumklima und höhere Umweltkosten. mbw

Klaus-Peter Lucht, Präsident des Bauernverandes Schleswig-Holstein.  Foto: mbw
Werner Schwarz, Landwirtschaftsminister in Schleswig-Holstein Foto: mbw
Dr. Albert Hortmann-Scholten, Marktexperte und Geschäftsführer der Erzeugergemeinschaften für Vieh und Fleisch.   Foto: mbw
Dr. Susanne Werner, Referentin beim  Bauernverband Schleswig-Holstein. Foto: mbw


Insellandwirtschaft kämpft mit Gefahren aus der Luft

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Die Rindermastbereisung, zu der der Bauernverband Schleswig-Holstein (BVSH) und die Arbeitsgemeinschaft Vieh und Fleisch Schleswig-Holstein (Landesmarktverband) einladen, führte in diesem Jahr auf die Insel Föhr. Die Traditionsveranstaltung fand am vorigen Freitag statt. Die Teilnehmer aus Landwirtschaft, Politik, Zucht, Handel, Schlacht- und Fleischgewerbe diskutierten und informierten sich über die Entwicklung und Marktsituation in der Rindermast und die Bedeutung der Gänsefraßschäden für Landwirte und Viehhalter auf den Inseln und in den Küstenregionen.

Klaus-Peter Dau, Präsidiumsmitglied des BVSH und Vorsitzender des Kreisbauernverbandes Schleswig, betonte in seiner Begrüßung die hohe Teilnehmerzahl mit über 60 Personen und freute sich über das große Interesse. „Durch die Exkursion auf die Insel Föhr wollen wir den Stellenwert Landwirtschaft hier betonen und uns mit den besonderen Gegebenheiten und Herausforderungen der Insellandwirtschaft beschäftigen“, betonte Dau in seiner Begrüßung.

Kampf um freie Flächen

Die Busfahrt vom Schiffsanleger in Wyk bis zu seinem Betrieb in Alkersum nutzte Landwirt Jens Olufs dazu, die Probleme der Insellandwirtschaft mit der hohen Gänsepopulation darzustellen. „Gänse sind erst seit 25 Jahren auf der Insel. Das Problem begann mit den Graugänsen“, erläuterte Olufs und zeigte Grünlandflächen, auf denen bis zum 19. August erst ein Schnitt möglich war, weil der gesamte Aufwuchs von den Graugänsen „abgeerntet“ wurde. Er erklärte das Phänomen, dass sich Naturschutzflächen in der Nachbarschaft als Nachteil erweisen, weil die Gänse auf die bewirtschafteten als Futterflächen ausweichen.

Kleine Käufergruppe aktiv

Hinzu komme die Verknappung von Kaufflächen durch vier große Investoren. „Vier große Player sind Käufer auf Föhr. Die Stiftung Naturschutz, der BUND, der Kreis in Zusammenarbeit mit dem Hegering und der Verein Elmeere, der sich zur Aufgabe gemacht hat, landwirtschaftlich genutzte Flächen zu kaufen, um ihren ursprünglichen Charakter wiederherzustellen. Dem Verein gehören zu 95 % auswärtige Mitglieder an und kaum Insulaner“, erläuterte Olufs. Die Landpreise würden durch diese Ankäufe so in die Höhe getrieben, dass ansässige Landwirte mit ihren Geboten auf der Strecke blieben.

Die Fahrt ging vorbei an Milchviehbetrieben, die aufgehalten haben, weil die Erträge der Futterflächen nicht mehr ausreichten, die Tiere zu ernähren.

Olufs hat seine Ausbildung 1989 auf dem elterlichen Betrieb begonnen. Zu der Zeit waren auf Föhr 115 Vollerwerbsbetriebe. 2023 sind noch 25 Milchviehbetriebe und sieben Exoten, wie er es nennt, mit Schweinehaltung, Geflügel und Ammenkuhhaltung aktiv. Die Fläche der Insel umfasst 9.000 ha, davon sind 6.000 ha landwirtschaftlich nutzbar. Zu den 9.000 Einwohnern kommen 30.000 Gästebetten. Damit beschreibt der Landwirt ein wichtiges Standbein der meisten Betriebe. Olufs Lindenhof hat drei Standbeine. Nach der Milchviehhaltung ist das älteste Standbein die Vermietung von Fremdenzimmern und Gästewohnungen, später kam eine Photovoltaikanlage hinzu, die jährlich 450.000 kW Strom erzeugt.

Rinder und Inselwhisky

Auf dem Betrieb von Jonas und Jan Hinrichsen in Dunsum ist die Direktvermarktung ein Bestandteil des Unternehmenskonzeptes. Der Betrieb hält eine Shorthornherde mit 30 Mutterkühen, Kälbern, zwölf Mastochsen, weiblicher Nachzucht, sowie Schweinehaltung. Das Fleisch der Tiere wird im eigenen Hofladen vermarket und im Restaurantbetrieb angeboten. Zur Schlachtung müssen die Tiere aufs Festland und kommen als Steaks zurück.

Nach Bio-Richtlinien wird Getreide angebaut. Die Gerste wird auf dem Malzboden gemälzt, gebraut und in der hofeigenen Destillerie zu Whisky gebrannt. So entstehen seit zwei Jahren jährlich 8.000 l Whisky aus 50 t eigener Biogerste.

Die Idee entstand bei einer Reise in die USA, wo Hinrichsen einen Betrieb kennenlernte, der alle Schritte zur Whiskyherstellung selbst machte. Diese Idee adaptierte er auf Föhr. Seine Herstellung sei klein, zehnmal so klein wie die kleinste schottische Destille, aber lastet den Betrieb aus, so Hinrichsen. Er sei mit dieser Methode, alles aus einer Hand zu produzieren, der einzige in Deutschland und weltweit einer unter 20 Betrieben. Das einzige, was ihm das Leben schwer mache, sie Überbürokratisierung und die Gänseproblematik.

Auch er bestätigte, dass der Gänsebestand in den letzten Jahren stark zunimmt. Das kann sein Geschäftsmodell gefährden. Wenn die Getreideernte eingeschränkt wird, ist die Kreislaufwirtschaft des Betriebes für das Standbein Brennerei in Gefahr. Dann helfen auch keine Ausgleichszahlungen. mbw

Jan Hinrichsen hält auf seinem Betrieb 30 Mutterkühe der Rasse Shorthorn mit Kälbern, zwölf Ochsen und zwölf Tieren für die weibliche Nachzucht,  dazu kommen sechs Landsauen mit Nachzucht für die Mast. Futterbestandteil neben der Weide ist Biertreber aus der eigenen Whiskyproduktion. Foto: mbw
an Hinrichsen hält auf seinem Betrieb 30 Mutterkühe der Rasse Shorthorn mit Kälbern, zwölf Ochsen und zwölf Tieren für die weibliche Nachzucht,  dazu kommen sechs Landsauen mit Nachzucht für die Mast. Futterbestandteil neben der Weide ist Biertreber aus der eigenen Whiskyproduktion. Foto: mbw
Shorthornherde auf dem Betrieb von Jonas und Jan Hinrichsen in Dunsum.   Foto: mbw
Die Shorthornherde auf dem Betrieb von Jonas und Jan Hinrichsen in Dunsum hat zwar Weidegang satt, aber wird ab und zu verwöhnt mit Treber aus der Whiskyherstellung.   Foto: mbw
Blick in den Laufstall von Jens Olufs in Alkersum auf Föhr.  Foto: mbw
Jens Olufs hat einen Kälberstall nach Bio-Richtlinien gebaut, um sich für die Zukunft alle Möglichkeiten offen zu lassen. Foto: mbw
Im Kälber- und Jungviehstall von Jens Olufs wandern die Tiere mit zunehmenden Alter innerhalb des Stalls weiter bis es auf die Weide geht. Foto: mbw
Blick in den Milchviehstall von Jens Olufs. Foto: mbw
Klaus-Peter Lucht (r.) und Klaus-Peter Dau (2. v. r.) danken Karen und Jens Olufs für ihre Gastfreundschaft bei der Rindermastbereisung 2023. Foto: mbw
Rinder- und Whisky-Bauer Jan Hinrichsen mit Landwirtschaftsminister Werner Schwarz. Foto: mbw
Minister Werner Schwarz (2. v. li.), Jan Hinrichsen (4. v. li.), Dr. Klaus Drescher (vorn) und Astrid Damerow (r.) begutachten die Shorthornherde. Foto: mbw
Klaus-Peter Dau bei der Rindermastbereisung 2023 auf Föhr.  Foto: mbw
Klaus-Peter Lucht bei der Rindermastbereisung 2023 auf Föhr.  Foto: mbw
Dr. Albert Hortmann-Scholten bei der Rindermastbereisung 2023 auf Föhr.    Foto: mbw
Dr. Susanne Werner bei der Rindermastbereisung 2023 auf Föhr.  Foto: mbw
Die Teilnehmer der Rindermastbereisung konnten sich von der Qualität des Inselfleisches beim Mittagstisch im Farmrestaurant überzeugen. Fotos: mbw
Die Teilnehmer der Rindermastbereisung konnten sich von der Malzherstellung für die  Whiskybrennerei einen Eindruck machen. Foto: mbw 
Whiskydestille auf dem Hof Hinrichsen auf Föhr.   Foto: mbw
Die diesjährige Rindermastbereisung war sehr gut besucht. Die Teilnehmer interessierten sich für die unterschiedlichen Konzepte der landwirtschaftlichen Betriebe. Foto: mbw


Inselbauern kritisieren Gänsepolitik

Die beiden Junglandwirte Oke Martinen von der Insel Amrum und Gerrit Nickelsen von Föhr kritisierten als Inselbauern die Gänsepolitik des Landes.

Martinen betonte, dass viele Maßnahmen ergriffen wurden, aber der Gänsefraß von Jahr zu Jahr zunehme. Die Flächen seien mittlerweile so dicht besiedelt, abgefressen und verkotet, dass ihm keine ausreichende Futtergrundlage geblieben sei. Martinen hat seinen Hof umgestellt von Milchvieh auf Mastrinder und Legehennen.

Der Milchviehhalter Nickelsen machte deutlich, dass die Betriebe auf den Inseln durch den Gänsefraß 30 % mehr Futterfläche vorhalten müssten als normalerweise erforderlich sei, um ihre Tiere satt füttern zu können. Bei Futterzukäufen verwies er auf die zusätzlichen Kosten, die durch den Schiffstransport entstehen, wenn Kraftfutter oder generell Futter vom Festland zugekauft wird. Er wies auf die zu knappen Mittel aus der Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) hin, die unter anderem diese Transportkosten kompensieren sollen.

Auf Martinens Betrieb sind Mais und Winterhafer die einzigen Früchte, die noch angebaut werden können aufgrund der Gänseproblematik. Die Anträge auf Entschädigungszahlung kritisierte er hart. So sei nur ein Bruchteil der vorgesehenen Zahlungen bei den Landwirten angekommen, weil weder Winterungen noch gängiger Getreideanbau förderfähig waren. mbw

Global zweitgrößte Ernte aller Zeiten erwartet

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Durch die verregnete Ernte wird Mahlweizen zur ­Mangelware. Die globalen Weizenreserven schrumpften auf ein Fünfjahrestief, berichtet der Internationale Getreiderat (IGC) in seinem aktuellen Report, der am vorigen Donnerstag veröffentlicht wurde.
Ukrainischer Weizen findet wohl seinen Weg in den Export. An den internationalen Weizenbörsen bleibt der Grundton deshalb bärisch.

Der Internationale Getreiderat (IGC) hat seine Prognose für die EU-Weizenernte 2023/24 nach unten korrigiert. Die Londoner Experten erwarten nun eine Gesamtmenge von 133,3 Mio. t; Mitte Juli waren noch 1,3 Mio. t Weizen mehr vorausgesagt worden. Die insgesamt nur minimale Korrektur täuscht darüber hinweg, dass es durch die in weiten Teilen Europas verregnete Druschkampagne zu starken Verschiebungen bei den Qualitäten kommt.

Auch wenn es einzelne Ausreißer gibt, taugt unter dem Strich deutlich mehr EU-Weizen als in Normaljahren nur zur Verfütterung.Bekanntlich hat es seit Ende Juli in Nord- und Mitteleuropa immer wieder in die druschreifen Bestände geregnet, wodurch Qualitätsweizen absehbar knapp ist.

In Russland ist die Weizenernte nach ebenfalls verregnetem Start bei jetzt wärmeren, meist trockenen Bedingungen besser in Schwung gekommen. Die bisher von dort gemeldeten Erträge liegen über dem Durchschnitt, aber unter den Rekordwerten der vorherigen Saison.

Aufgrund starker Niederschläge in Teilen der Zentral- und Wolgaregion besteht nach wie vor eine gewisse Unsicherheit hinsichtlich der Qualität. Dafür passt die Menge: Der IGC hat seine Produktionsschätzung für Russland deshalb jetzt um 0,8 Mio. t auf 84,4 Mio. t gegenüber Juli angehoben. Der Getreiderat liegt damit auf einer Linie mit dem amerikanischen Landwirtschaftsministerium (USDA), das die russische Weizenproduktion zuletzt auf 85,0 Mio. t taxiert hat.

Ordentliche Erträge in der Ukraine

In der Ukraine unterbrechen indes – wie in Deutschland – Niederschläge immer wieder den Weizendrusch. Immerhin werden dort ordentliche Erträge erwartet, was der Getreiderat auf die gleichmäßige Wasserversorgung während der Vegetationsperiode zurückführt. Entsprechend haben die Londoner Experten ihre Produktionsschätzung für das vom Krieg gebeutelte Land jetzt um 1,3 Mio. t auf 24,5 Mio. t angehoben.

Die nassen Druschbedingungen dürften jedoch auch in der Ukraine zu Qualitätseinbußen führen: Nur rund 40 % des dortigen Weizenaufkommens sollen 2023/24 mühlengängig sein, während es laut IGC in den Jahren davor bis zu 70 % waren.

Die globale Weizenerzeugung für 2023/24 sieht der Getreiderat in seiner August-Schätzung bei 784  Mio. t. Das wären zwar 2 % weniger als der Allzeitrekord im Wirtschaftsjahr zuvor; es wäre aber immer noch die zweitgrößte Ernte aller Zeiten. Dem dürfte 2023/24 nach aktuellem Stand ein weltweiter Weizenverbrauch von 805 Mio. t gegenüberstehen.

Beim IGC geht man davon aus, dass die globalen Weizenreserven durch den Nachfrageüberhang im Saisonverlauf von 282 Mio. t auf 261 Mio. t sinken werden, womit ein neues Fünfjahrestief markiert würde.

Besonders stark soll der Bestandsabbau dabei in den großen Exportländern – neben der EU sind dies Argentinien, Australien, die USA, Kanada, Russland, die Ukraine sowie Kasachstan – ausfallen. Unter dem Strich könnten die Reserven bei den Großexporteuren auf ein 16-Jahres-Tief von 51,7 Mio. t abnehmen, dabei am stärksten in Russland und der EU.

Schwacher Rubel beflügelt russische Weizenexporte

An den internationalen Weizenbörsen waren die frischen IGC-Zahlen von den Händlern bereits weitgehend eingepreist. Der Grundton an der Euronext (Matif) in Paris ist allerdings weiterhin bärisch: Binnen vier Wochen hat der September-Weizen rund 30 €/t an Wert verloren. Für latenten Kursdruck sorgen die absehbar großen Mengen an russischem Weizen, der durch den schwachen Rubel zu äußerst wettbewerbsfähigen Preisen am Weltmarkt offeriert werden kann – den hohen Transportkosten zum Trotz.

Der IGC hat deshalb seine Exportprognose 2023/24 für Russland um 1,5 Mio. t auf 46,5 Mio. t erhöht. Diese Menge würde fast an den 2022/23 erreichten Rekordumfang heranreichen.

34 Millionen Tonnen Weizen aus der EU?

Derweil rechnet der IGC aber auch damit, dass nach dem Auslaufen des Getreideabkommens ukrainischer Weizen ebenso seinen Weg auf die Importmärkte finden wird, vermutlich größtenteils über Schiene und Straße sowie die Donau. Die Londoner Fachleute haben deshalb an ihrer bisherigen Prognose von 12 Mio. t für den ukrainische Weizenexport 2023/24 festgehalten.

Die EU-Weizenausfuhren taxiert der Getreiderat für 2023/24 aktuell auf 34,3 Mio. t. Ob diese Menge am Ende tatsächlich fließt, ist vor allem eine Frage der aktuell auch in Deutschland eingefahrenen Qualitäten.

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Mit Pflanzenkohle auf Platz Eins

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Die Brüder Steffen und Mathis Block haben mit ihrem Projekt „Pflanzenkohle aus Dithmarschen“ den ersten Platz beim VR-Förderpreis Landwirtschaft belegt. Auf den Plätzen 2 und 3 folgen der Vorwiesenhof Schlichting aus Lübeck und der Hof Bielfeldt aus Bünsdorf, Kreis Rendsburg-Eckernförde. Die Preisverleihung fand am Donnerstag (24. August) in Rendsburg statt

Erstmals haben die schleswig-holsteinischen Volksbanken Raiffeisenbanken in Kooperation mit dem Bauernverband Schleswig-Holstein (BVSH) unter der Schirmherrschaft von Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) innovative Agrarbetriebe mit dem VR-Förderpreis Landwirtschaft ausgezeichnet. Die drei Sieger-Betriebe freuen sich über Preisgelder in Höhe von insgesamt 15.000 €

Klimaschutzprojekt aus Dithmarschen überzeugt

Den mit 7.000 € dotierten ersten Platz sicherten sich die Brüder Steffen und Mathis Block aus Osterrade, die sich mit dem Projekt „Pflanzenkohle aus Dithmarschen“ um den VR-Förderpreis Landwirtschaft beworben hatten. Mit ihrer Produktionsanlage verwandeln sie Pflanzenreste wie Grünschnitt, Mist oder Landschaftspflegematerial in Pflanzenkohle – dabei setzen sie ausschließlich Rohstoffe aus der Region ein, beispielsweise aus der Landwirtschaft oder dem Gartenbau. Die Pflanzenkohle bindet langfristig CO2 und entzieht dieses so der Atmosphäre. Das ist nicht nur ein Gewinn für den Klimaschutz, sondern auch für den Betrieb: Mit dem Verkauf der Pflanzenkohle, der Einspeisung der bei der Produktion entstehenden Wärme in ein Nahwärmenetz und dem Handel mit CO2-Zertifikaten wollen die beiden Brüder neue Einkommensquellen erschließen.

Auf dem mit 5.000 € dotierten zweiten Platz landete die Familie Schlichting aus Lübeck mit ihrem Projekt „Green Care – Soziale Landwirtschaft“. Auf ihrem südlich am Stadtrand von Lübeck gelegenen Vorwiesenhof wird soziales Engagement großgeschrieben: Sowohl Kinder als auch Erwachsene und Senioren mit und ohne Handicap werden hier mit Förder- und Erhaltungsmaßnahmen unterstützt, bei denen Pflanzen, Tiere, die Natur und alle weiteren dem Hof zur Verfügung stehenden Ressourcen zum Einsatz kommen.

Der mit 3.000 € dotierte dritte Platz ging an den Hof Bielfeldt aus Bünsdorf. 2022 fassten die Hofbetreiber den Entschluss, ihre Strategie umzustellen und ihr Herzensprojekt „Glücksstück“ zu realisieren – ein regionales Angebot für Tierwohlfleisch. Auf dem Hof Bielfeldt werden die Schweine auf Stroh gehalten, mit viel Platz und Auslauf. Das Fleisch wird in der eigenen Hofmetzgerei verarbeitet und ausschließlich regional vermarktet.

Bewerbungen belegen Vielfalt der Landwirtschaft

Die Auszeichnung wurde von Vertretern der Volksbanken Raiffeisenbanken sowie von Werner Schwarz und BVSH-Präsident Klaus-Peter Lucht vorgenommen. Schwarz lobte die Innovationskraft der Betriebe: „Gerade in Zeiten des Klimawandels, veränderter gesellschaftlicher Anforderungen sowie struktureller Veränderungen im ländlichen Raum werden an die Landwirtschaft hohe Erwartungen gestellt, sich weiterzuentwickeln und nachhaltig zu wirtschaften.“ Auf zahlreichen Betrieben existierten bereits gute Ideen, wie eine zukunftsfähige Landwirtschaft aussehen könne. Das zeige sich auch an den vielen engagierten Menschen, die sich mit ihren Zukunftsprojekten in diesem Jahr auf den VR-Preis beworben hätten und sich unermüdlich tagtäglich in die Nahrungsmittelproduktion einbrächten. „Ich bin immer wieder von Neuem begeistert, welches Wissen und welche Innovationskraft in unserem Land und in der Landwirtschaft vorhanden ist“, betonte Schwarz. Nur gemeinsam könne man nach besseren und nachhaltigeren Wegen für die Landwirtschaft von morgen suchen.

Auch Lucht hob die Verdienste der Landwirte hervor: „Innovation und Tradition: aus diesen Triebfedern entwickeln die landwirtschaftlichen Familien ihre Zukunft.“ Die große Bandbreite der Bewerber habe gezeigt, mit welch‘ klarem Blick für die Ansprüche der Zeit, aber auch für die eigenen und betrieblichen Stärken die Zukunft der Betriebe weiterentwickelt werden. Dies zeigten auch die ganz verschiedenen Ansätze der drei Finalisten. Am Ende seien alle Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter, die ihren Hof mit Mut und Innovationsbereitschaft für die Zukunft aufstellen, Gewinner und ein Gewinn für die Gesellschaft.

VR-Förderpreis wird fortgeführt

Bent Nicolaisen, Sprecher der Volksbanken Raiffeisenbanken in Schleswig-Holstein, verwies bei der Ehrung auf die enge und historisch gewachsene Bindung zwischen den Genossenschaftsbanken und dem Agrarsektor: „Wir stehen seit Generationen an der Seite der Landwirtinnen und Landwirte und sehen täglich aufs Neue, mit wie viel Eigeninitiative diese neue Wege gehen und kreative Konzepte entwickeln. Wir haben den VR-Förderpreis Landwirtschaft ins Leben gerufen, um dieses Engagement sichtbar zu machen. Die drei Gewinnerbetriebe sind das beste Beispiel dafür, wie ideenreich und vielfältig die Landwirtschaft in Schleswig-Holstein ist.“

Insgesamt hatten sich 27 landwirtschaftliche Betriebe aus allen Teilen des Landes um den VR-Förderpreis Landwirtschaft beworben. Eine Fachjury aus Vertretern des Landwirtschaftsministeriums, des Bauernverbandes und der Volksbanken Raiffeisenbanken hatte aus den Bewerbungen anschließend drei Finalisten ausgewählt. Über die finalen Platzierungen wurde zu 50 % durch die Fachjury und zu 50 % durch ein Online-Publikumsvoting, an dem sich fast 3.000 Menschen beteiligt hatten, entschieden. Aufgrund der großen Resonanz sind sich alle Beteiligten einig, dass der VR-Förderpreis Landwirtschaft im kommenden Jahr fortgeführt werden soll. pm

Informationen to go

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Aktuelle Agrarthemen und fundiertes Fachwissen ergänzt das Bauerblatt in seinen digitalen Formaten durch Videoreportagen, Bildergalerien oder weiterführende Links. Die digitale Welt bietet diverse Darstellungsformen für Information. Davon profitieren die Bauernblatt-Digital-Abonnenten.

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Die Bauernblatt-App wurde durch ein Update im Juli noch übersichtlicher gestaltet für die schnelle Information to go..  rq/mbw

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Borchert-Kommission beendet ihr Mandat

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Die Borchert-Kommission beendet ihre Arbeit für einen Umbau der Nutztierhaltung. Dies hat das vom früheren Bundeslandwirtschaftsminister Jochen Borchert (CDU) geleitete Kompetenznetzwerk am Dienstag nach mehrstündiger Sitzung in Berlin bekanntgegeben.

Die Borchert-Kommission, noch eingesetzt von der ehemaligen Bundeskanzerlin Dr. Angela Merkel (CDU), sollte die Bundesregierung unterstützen, um eine bessere Nutztierhaltung zu schaffen. Jetzt löst sich das Gremium nach rund vier Jahren Arbeit auf, weil politischer und finanzieller Wille fehlen.

Der Entscheidung des Gremiums ging ein langer Streit um fehlende Finanzmittel voraus, um die Schritte hin zu einer besseren landwirtschaftlichen Tierhaltung zu ermöglichen. Die Mitglieder der Borchert-Kommission erkennen in einem schriftlichen Statement zwar an, „dass in den letzten Monaten erste Schritte in Bezug auf Änderungen im Bau- und Umweltrecht“ vorgenommen worden seien. Auch habe es bei der Kennzeichnung tierischer Produkte Fortschritte gegeben. Doch schaffe „die gegenwärtige Ausgestaltung für den Großteil der Landwirtschaft keine hinreichende Grundlage für einen Umbau“. Konkret heißt es: „Die politischen Voraussetzungen für eine erfolgreiche Umsetzung der Empfehlungen des Kompetenznetzwerks wurden somit weder in der vorherigen Legislaturperiode noch in den ersten zwei Jahren der laufenden Legislaturperiode geschaffen. Auch der Entwurf des Bundeshaushalts 2024 lässt den notwendigen Durchbruch nicht erkennen. Das Kompetenznetzwerk beendet deshalb seine Arbeit.“

Bereits seit längerem hatte die Kommission gezweifelt, ob die Fortführung der Arbeit noch Sinn habe. Ende Mai hatte man sich erst nach einiger Diskussion dazu durchgerungen, die Verhandlungen zum nächsten Bundeshaushalt abzuwarten, bevor man die Flinte ins Korn wirft.

Landwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) will auch nach Beendigung ihrer Arbeit an den Empfehlungen der Borchert-Kommission festhalten. „Ich bin entschlossen, diesen Weg fortzusetzen und die Ziele der Borchert-Kommission Schritt für Schritt zu erreichen“, erklärte er zu der Entscheidung. Scharfe Kritik an Özdemir übte der Unions-Agrarsprecher Albert Stegemann. Er sieht in dem Rückzug der Kommission „eine schallende Ohrfeige für die Politik von Minister Özdemir und der Ampel“.

Der Deutsche Bauernverband und der Deutsche Raiffeisenverband erklärten, dass die Kommission ihre Aufgabe erfüllt habe. Sie bescheinigten der Ampel-Koalition fehlenden Mut, die Empfehlungen umzusetzen. Der Präsident des Zentralverbandes der Deutschen Geflügelwirtschaft, Friedrich-Otto Ripke, verband sein Bedauern über den Entschluss der Borchert-Kommission mit dem Vorwurf eines „Politikversagens“.

Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland kritisierten die Entscheidung des Kompetenznetzwerks als falsch.

Vorstandsmitglied Hubert Heigl vom Bund Ökologische Lebensmittelwirtschaft bescheinigte der Kommission, mit ihren Empfehlungen dem notwendigen Umbau der Tierhaltung in Deutschland den Weg bereitet zu haben. age/mbw

Borchert-Kommission

Die von Jochen Borchert geleitete Kommission war 2019 unter Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel (CDU) und Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) eingesetzt worden. Das Kompetenznetzwerk bestand aus Vertretern von Landwirtschaft, Umwelt- und Tierschutz, Wissenschaft, Wirtschaft und Verbraucherschutz und legte im Februar 2020 Empfehlungen für die Anhebung des Tierwohlniveaus der gesamten deutschen Nutztierhaltung vor. Die Empfehlungen wurden von Interessenvertretern der konventionellen und ökologischen Landwirtschaft, der Umweltverbände, zahlreichen Akteuren aus Wertschöpfungsketten, Verwaltung sowie Wissenschaftlern getragen. Kern der Empfehlungen ist die Einführung langfristiger staatlicher Tierwohlprämien bei schrittweiser Erhöhung des Tierwohlniveaus. mbw

Borchert-Kommission

Die von Jochen Borchert geleitete Kommission war 2019 unter Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel (CDU) und Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner (CDU) eingesetzt worden. Das Kompetenznetzwerk bestand aus Vertretern von Landwirtschaft, Umwelt- und Tierschutz, Wissenschaft, Wirtschaft und Verbraucherschutz und legte im Februar 2020 Empfehlungen für die Anhebung des Tierwohlniveaus der gesamten deutschen Nutztierhaltung vor. Die Empfehlungen wurden von Interessenvertretern der konventionellen und ökologischen Landwirtschaft, der Umweltverbände, zahlreichen Akteuren aus Wertschöpfungsketten, Verwaltung sowie Wissenschaftlern getragen. Kern der Empfehlungen ist die Einführung langfristiger staatlicher Tierwohlprämien bei schrittweiser Erhöhung des Tierwohlniveaus.   mbw

Bundesregierung will Solarausbau forcieren

Die Bundesregierung will mehr Tempo beim Solarausbau. Das in der vergangenen Woche vom Kabinett beschlossene Solarpaket sieht bis 2026 eine Verdreifachung des jährlichen Zubaus von zuletzt 7,5 GW auf dann 22 GW vor. Der angestrebte Zubau auf 215 GW im Jahr 2030 soll je zur Hälfte auf Dächern und in der Fläche erfolgen.

Dazu sollen die Flächenkulisse für Photovoltaik (PV)-Freiflächenanlagen ausgeweitet und insbesondere die Förderung der Agri-PV verbessert werden. Während die dabei vorgesehenen Neuregelungen Unterstützung finden, sorgt die vorgesehene Einführung von Duldungspflichten für Eigentümer und Nutzungsberechtigte beim Anschluss von Erneuerbaren Energien an das Stromnetz in der Land- und Forstwirtschaft für erheblichen Unmut.

Der Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes (DBV), Bernhard Krüsken, bezeichnete eine solche Regelung als verfassungsrechtlich fragwürdig und warnte davor, die Akzeptanz für die Erneuerbaren Energien im ländlichen Raum zu gefährden. Ähnlich äußerten sich die Familienbetriebe Land und Forst sowie die Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände (AGDW) – Die Waldeigentümer. Kritik kam auch von der CDU/CSU-Bundestagsfraktion.

Grundsätzliche Öffnung in benachteiligten Gebieten

Laut Gesetzentwurf der Bundesregierung zur Steigerung des Ausbaus photovoltaischer Energieerzeugung soll die Förderung von Solaranlagen künftig grundsätzlich auch in benachteiligten Gebieten möglich sein, die bislang für landwirtschaftliche Zwecke genutzt wurden. Die bisherige Opt-in-Regelung, derzufolge Bundesländer PV-Freiflächenanlagen auf landwirtschaftlichen Flächen in benachteiligten Gebiete erlauben konnten, wird zu einer Opt-out-Regelung. Danach können die Länder unter bestimmten Voraussetzungen benachteiligte Gebiete für Solaranlagen künftig wieder schließen. Die Mindestöffnung soll 1 % der landwirtschaftlichen Fläche eines Landes bis Ende 2030 betragen und danach 1,5 %. Das heißt, bei Überschreiten der 1-%-Schwelle vor dem 31. Dezember 2030 kann das betreffende Land die benachteiligten Gebiete bis Jahresende 2030 ausschließen. Danach können die Flächen erst bei Erreichen der Schwelle von 1,5 % ausgeschlossen werden.

Neu geregelt werden soll die Förderung von besonderen Solaranlagen. Dazu zählen neben Agri-PV auch Moor-PV und Parkplatz-PV sowie die sogenannte Floating-PV auf Binnengewässern. Für diese besonderen PV-Anlagen soll ein eigenes Ausschreibungssegment eingeführt werden. Der Höchstwert soll 9,5 ct/kWh betragen. Agri-PV-Anlagen müssen dabei laut Entwurf mindestens 2,10 m hoch aufgeständert sein. Die Ausschreibungsmengen für besondere Solaranlagen im Rahmen der bestehenden Freiflächenausschreibungen sollen von anfänglich 500 MW schrittweise auf bis zu 3.000 MW pro Jahr erhöht werden. Die Mengen in der Ausschreibung insgesamt und die dafür benötigten Flächen bleiben gleich. Um den Naturschutz zu stärken, soll eine neue Kategorie „Biodiversitäts-PV“ eingeführt werden. Bei Agri-PV-Anlagen sollen Maßnahmen zum Naturschutz besonders gefördert werden.

Agri-PV braucht klare Vorgaben

Der Bauernverband geht davon aus, dass mit der Energiewende rund 80.000 ha an landwirtschaftlichen Flächen für PV-Anlagen in Anspruch genommen werden. Etwas entschärft werden könne der drohende Flächenverlust durch Agri-PV. Voraussetzung dafür sind laut Generalsekretär Krüsken aber klare Definitionen, Konzepte und gleiche Förderrichtlinien für alle Formen der Agri-PV. Darüber hinaus dürften sich die Konzepte nicht nur auf den Ausbau konzentrieren, sondern müssten weitergedacht werden. „Mit dem Ausbau allein ist es nicht getan“, betonte Krüsken. Es müsse zudem an Speicherlösungen gedacht werden, die den Strom der Erneuerbaren Energien in Spitzenzeiten auch aufnehmen könnten. Auch das Bundeslandwirtschaftsministerium erwartet von dem geplanten Gesetz einen Schub für die Nutzung der Photovoltaik in Deutschland und damit eine Beschleunigung des Klimaschutzes. Nach Ministeriumsangaben hat sich Ressortchef Cem Özdemir (Grüne) erfolgreich dafür starkgemacht, dass beim weiteren Ausbau der Photovoltaik die Belange der Landwirtschaft und der ländlichen Regionen berücksichtigt und Flächenkonkurrenzen minimiert würden (siehe Ausgabe 33).

Duldungspflichten laut Gesetzentwurf

Gemäß dem Gesetzentwurf dürften die Betreiber von Anlagen zur Erzeugung Erneuerbarer Energien künftig fremde Grundstücke nutzen, um Leitungen zu den Verknüpfungspunkten in das Energienetz oder Direktleitungen zu Kunden zu führen. Vorgesehen sind zudem Überfahrungsrechte zum Betrieb der Anlagen sowie Überschwenkrechte für Windenergieanlagen. Für die Leitungsführung ist eine Vergütung von 5 % des Verkehrswerts der Schutzstreifenfläche vorgesehen. Demgegenüber sieht die Stromnetzentgeltverordnung für die dort geregelten Leitungstypen Vergütungssätze von 35 % des Verkehrswerts der in Anspruch genommenen Schutzstreifenfläche vor. Von den Duldungspflichten für Eigentümer und Nutzungsberechtigte verspricht sich die Bundesregierung eine Beschleunigung des Solarausbaus.

Der angestrebte Zubau soll je zur Hälfte auf Dächern und in der Fläche erfolgen. Foto: Imago

„Zwang hat noch nie die Akzeptanz erhöht“, warnte Krüsken. Der Bauernverband setze deshalb weiter auf private Verhandlungen, die in der Vergangenheit immer gut funktioniert hätten. Dem Generalsekretär zufolge ist bisher noch kein Projekt an fehlendem Einvernehmen zwischen Netzbetreibern auf der einen sowie Grundeigentümern und Bewirtschaftern auf der anderen Seite gescheitert. Deren Rechte würden durch eine Duldungspflicht missachtet, die damit einer entschädigungslosen Enteignung gleichkomme.

„Gerade angesichts der zunehmenden politischen Polarisierung, auch zwischen Stadt und Land, müssen die Belange der Betroffenen vor Ort besser berücksichtigt werden“, betonte der Geschäftsführer der Familienbetriebe Land und Forst, Leo von Stockhausen. Dazu gehöre, „dass Grundstücksnutzungen nicht durch gesetzliche Anordnung, sondern durch vertragliche Vereinbarungen geregelt werden, die angemessene Vergütungen vorsehen“. Grundstücksnutzungen zur Leitungsführung seien daher grundsätzlich nach Art einer Pacht wiederkehrend zu vergüten. Zumindest müssten aber angemessene Einmalvergütungen gezahlt werden, so von Stockhausen.

AGDW-Präsident Prof. Andreas Bitter sieht in den Duldungspflichten eine Missachtung der Rechte der Waldeigentümer. „Dieser Schritt kommt teilweise einer Enteignung gleich“, stellte auch Bitter fest. Die Duldungspflicht, die eine geringe fixe Entschädigung der Waldbesitzenden vorsehe, sei in der Praxis überflüssig und wäre somit nur „eine übergriffige Maßnahme des Staates“. Gebraucht würden stattdessen marktwirtschaftliche Lösungen, und zwar nicht die Orientierung am Verkehrswert des Grundstücks, sondern die Kopplung an das Ertragspotenzial der Nutzung.

Hohes Eigeninteresse in ländlichen Regionen

„Der notwendige Ausbau der Verteilnetze gelingt nur, wenn die Landwirte mit an Bord sind“, stellte der stellvertretende Vorsitzende der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Steffen Bilger, fest. Das setze eine faire Beteiligung und eine angemessene finanzielle Kompensation voraus. Die Union werde sich für eine umfassende Wahrung des Eigentumsrechts einsetzen, kündigte der CDU-Politiker an. Der Vorschlag der Bundesregierung werfe hier noch erhebliche Fragen auf. Unions-Agrarsprecher Albert Stegemann hob hervor, dass Landwirte und Gewerbetreibende in den ländlichen Regionen selbst ein hohes Interesse an einem wirtschaftlich tragfähigen Anschluss von Erneuerbaren Energien an das Stromnetz hätten. Allerdings müsse es angesichts des Grundrechts auf Eigentum fair zugehen. Er bezweifelt ebenso wie Bilger, dass die im Gesetzentwurf vorgesehene Entschädigung in Höhe von 5 % des Verkehrswertes in Verbindung mit einer Duldungspflicht zu einem schnellen Netzausbau führen ­werde.

„Manchmal muss man auch was wagen“

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Nach der jüngsten Landwirtschaftszählung im Jahr 2020 werden in Schleswig-Holstein 1.406 landwirtschaftliche Betriebe von einer Frau geleitet. Den höchsten Anteil weiblicher Betriebsleitungen verzeichnet dabei der Kreis Plön mit 15 %. Eine von ihnen ist Dörte Mohr aus der Gemeinde Wendtorf. Mit innovativen Ideen brachte sie frischen Wind auf den elterlichen Betrieb.

Ein Sonnabendmorgen. Während Sohn Paul (1) draußen in seiner Karre schlummert, Emil (3) mit einem Feriengast spielt, Max (5) einem Hörspiel lauscht und Ehemann Martin die Hühner füttert, hat Dörte Mohr etwas Luft, um mit der Bauernblatt-Reporterin einen Hofrundgang zu unternehmen. „Seit etwa 1520 ist unser Betrieb in Familienbesitz. Meine Eltern betrieben im Vollerwerb Ackerbau, Schweinemast und hatten Ferienwohnungen. Früher unterstützte ich meinen Vater in der Buchhaltung. Als ich vor neun Jahren den Hof pachtete, nahm ich mir vor, alles Schritt für Schritt so umzugestalten, dass ich es als Frau auch allein schaffe“, blickt sie zurück.

Damals sei sie noch ohne einen Partner durchs Leben gegangen. Und so ließ sie die Schweineställe leer laufen, baute einen von ihnen zum Kuhstall um und begann mit der Mutterkuhhaltung. Den Ackerbau behielt sie bei. Hühner gab es auf dem Hof schon vorher. Dörte Mohr stockte die Anzahl erheblich auf. In mobilen Hühnerställen legen mittlerweile rund 600 Hennen fleißig Eier in Freilandhaltung. Diese verkauft sie unter anderem in einem von ihr eingerichteten Hoflädchen. Manchmal gibt’s frische Suppenhühner für die Kunden. Die entsprechenden Termine teilt sie über Facebook mit.

Frische Eier gibt es täglich von den Freiland-Hühnern

Einen Teil der Eier schickt sie nach Niedersachsen, wo sie von einem Kooperationspartner zu Nudeln verarbeitet werden. Sie hat sich für die Frischei-Nudeln und Frischei-Dinkelnudeln klangvolle Namen mit regionalem Bezug ausgedacht, nennt sie Wendtorfer Wattwurm oder Wendtorfer Riff. Auf Etiketten der Verpackungen ist das prägnante Hoflogo gedruckt, welches sie mit Marketingexperten entwickelte. Neben Nudeln werden Eierplätzchen in unterschiedlichen Geschmacksrichtungen und Kuchen im Glas für sie hergestellt. „Mit unseren Produkten, zu denen ebenfalls Säfte, Eierlikör, Marmeladen sowie Frucht- und Kräuteressige gehören, stehen wir dienstags auf dem Wochenmarkt in Laboe. Mein Schwiegervater betreut den Stand“, freut sie sich. Schließlich hat sie als Dreifachmama und Unternehmerin genug um die Ohren, kann nicht überall gleichzeitig sein, sondern muss ihren Tag gut durchstrukturieren. Da ist sie auch froh, dass ihr Mann die Landwirtschaft und die Tiere genauso liebt wie sie. In jeder freien Minute packt er mit an und unterstützt seine Frau nach Kräften. „Er arbeitet zusätzlich in Vollzeit als Werkzeugmechaniker, um ein festes Einkommen für unsere Familie zu erwirtschaften“, erzählt die 40-Jährige, die ihren Betrieb im Nebenerwerb führt. Viele frische Ideen hat sie über die Jahre bereits verwirklicht, sich kontinuierlich mehrere Standbeine aufgebaut. „Manchmal muss man auch was wagen“, lautet das Motto der Bankbetriebswirtin und studierten Landwirtin.

Investition in die Zukunft: das Steiner Hoflädchen. Die wetterfeste Einkleidung für den Automaten zimmerte Martin Mohr.

So erwarb sie vor einiger Zeit als neue Vermarktungsform zwei Automaten, die jeweils mit einer Investition von rund 10.000 € zu Buche schlugen. Für das Projekt holte sie weitere heimische Erzeuger ins Boot, die diese mitbeschicken. „So ist das Angebot vielfältiger und attraktiver“, ist sie überzeugt. Ein Automat stehe im Hoflädchen, der andere im Nachbardorf Stein. „Als dort im vorigen Jahr die Bäckerei schloss, es keine örtliche Lebensmittelversorgung mehr gab, fragte ich bei der Gemeinde an, ob sie Interesse an einem Automaten hätte, und sie bejahte. Seit Ende August 2022 steht er neben der Touristinformation und wird super angenommen“, zieht sie eine durchweg positive Zwischenbilanz. Über eine App kontrolliert sie fortlaufend den Warenbestand und füllt ihn je nach Bedarf wieder auf.

Beim Rundgang zeigt Dörte Mohr auf einer angrenzenden Weide einen mobilen Hühnerstall. Eine Gruppe Ziegen wuselt hier in schönster Eintracht mit den Hennen um die Wette. „Die Ziegen sind zum einen Publikumsmagnet, dienen aber vor allem als Hühner-Flugabwehr gegen Angriffe von oben“, erklärt sie. Hinter dem Federvieh weiden auf einer separat eingezäunten Fläche ihre Angus-Rinder. „Als im November 2022 unser erstes eigenes Kälbchen zur Welt kam, waren wir stolz wie Bolle“, schmunzelt die Hofbetreiberin und macht auf den stattlichen Angus-Bullen aufmerksam.

Die Mutter ist dankbar, dass sie Arbeit und Familie auf dem Hof miteinander verbinden kann. Entweder lässt sie ihre Kinder an den anfallenden Tätigkeiten teilhaben, oder sie beschäftigten sich allein. Sie haben Freiraum für die Entfaltung ihrer eigenen Kreativität, außerdem nahezu unendliche Spiel- und Lernmöglichkeiten auf dem Hof und in der Natur. „Da wir zwei Ferienwohnungen im Altenteilerhaus vermieten, sind zudem häufig Ferienkinder da, mit denen meine Söhne spielen können“, bemerkt sie.

Dörte Mohr, hier mit ihrem Jüngsten Paul, bringt Betrieb und Familie gut unter einen Hut.

Wie ein ganz normaler Wochentag im Leben der viel beschäftigten Landwirtin aussieht? Dörte Mohr lacht. „Auf jeden Fall nicht wie in Bullerbü. Er beginnt morgens um 6 Uhr. Wenn Max und Emil von 8 bis 12 Uhr im Kindergarten sind, verrichte ich Hofarbeiten, versorge die Tiere, miste aus, fülle Futter nach, sammle Eier ein und bestücke das Hoflädchen. Nach dem Mittagessen gibt es eine Verschnaufpause, in der die Kinder einen Film anschauen, während ich die frisch gewaschene Wäsche zusammenlege oder E-Mails abarbeite“, verrät sie. Seien gerade Gäste aus den Ferienwohnungen abgereist, übernehme sie zeitnah die Reinigung. Eine dritte Wohnung vermiete sie in der Marina Wendtorf. Ebenfalls biete sie Schiffslagerplätze für den Winter an. Brauche sie zwischendurch eine Kinderbetreuung, sprängen die Großeltern nach Absprache ein. Um 18 Uhr bereite sie das Abendessen zu, um 19 Uhr lägen die Kleinen im Bett. Nun seien Haushalt, Bürokram und die Buchhaltung dran, bevor es dann für die Großen zur Nachtruhe gehe. „Mein Mann und ich haben viel Arbeit und kaum frei. Wir können nicht in den Urlaub fahren. Familienausflüge mit den Kindern sind selten, müssen vorher genau geplant sein“, gibt die Betriebsleiterin zu bedenken. Doch sei all das frei gewählt und somit völlig okay. Dass sie mit Mann und Söhnen auf dem Hof viel gemeinsame Zeit verbringen könne, sei schön. „Und es ist für mich immer wieder eine Freude, wenn ich unsere Kinder hier so zufrieden und glücklich beim Spielen sehe“, meint sie, während Emil samt Feriengast jetzt mit Futter auf dem Trettraktor zu den Ziegen unterwegs ist.

Welche Pläne sie für die Zukunft hat? Da muss sie nicht lange überlegen. Sie wirft ihrem Mann einen Blick zu und sagt: „Unser Zukunftswunsch ist, dass sich der Hof so weiterentwickelt, dass wir von ihm leben können, und dass mein Mann dann auch beruflich voll mit einsteigt.“ 

Der Methodenkoffer ist gepackt

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Für die diesjährige Norla hat der Landjugendverband schon den Methodenkoffer gepackt, darin eine Sammlung von Spielen und Fachwissen rund um das Thema Landwirtschaft, Lebensmittelproduktion und Landjugend. In der kommenden Woche wird die Landjugend vom 31. August bis zum 2. September im und am ­Pavillon „Uns Huus“ das neue ­Projekt des Landjugendverbandes erstmals präsentieren.

Die Idee aus der Mitgliedschaft, das Thema Landjugend und Landleben der Allgemeinheit näherzubringen, war 2022 der Anstoß für das neue Projekt. Das Ziel lautete, dafür verschiedene Methoden zu sammeln, um auf Hoftagen, Messen und anderen Landjugendveranstaltungen das Leben auf dem Land und mit der Landwirtschaft vorzustellen. Dabei ging es zudem darum, die Hilfsmittel am besten so kompakt und unkompliziert zu gestalten, dass sie von allen Landjugendgruppen schnell und einfach genutzt werden können.

Um dieses Ziel umzusetzen, hatte sich eine Gruppe von interessierten Lajus zu einem Auftaktwochenende getroffen, an dem die ersten Ideen gesammelt und erarbeitet wurden. Mit jeder Menge Spaß und Begeisterung für dieses Projekt wurde die nächsten anderthalb Jahre regelmäßig weiter daran gearbeitet. Mit jedem Treffen der Projektgruppe konnten die Ideen immer detaillierter ausgefeilt werden. Dabei stand das Team natürlich auch immer wieder vor Herausforderungen, da nicht jede Idee so einfach umzusetzen war wie gedacht. Doch gemeinsam wurden gute Lösungen gefunden. Nun wird der Methodenkoffer mit dem Motto „Landjugend ist Landleben mit Freude“ das erste Mal geöffnet und kommt auf der Norla zum Einsatz. Nach der offiziellen Übergabe am Freitagnachmittag, 1. September, haben alle Interessierten die Möglichkeit, sich durch die verschiedenen Angebote hindurchzuprobieren.

Dazu gehören mehrere Elemente wie eine Melkkuh, Fühlkästen, ein Glücksrad, an dem man sein Wissen unter Beweis stellen kann, ein Memory, bei dem Lebensmittel ihrem Ursprung zugeordnet werden, sowie Karten mit Fotos, die zu Geschichten zusammengelegt werden können, die landwirtschaftliche Abläufe im Wechsel der Jahreszeiten sowie die Herstellung von Lebensmitteln zeigen. Der Koffer enthält zudem eine Schleswig-Holstein-Karte, auf der alle Kreise und Landjugendgruppen gekennzeichnet sind, sowie Roll-ups, auf denen bildlich dargestellt wird, was alles zur Arbeit auf dem Land dazu gehört.

Die Sammlung ist so angelegt, dass sie in den nächsten Jahren weiterwachsen kann. Ideen dafür wie die zu einem Kochbuch gibt es bereits.

Der Methodenkoffer ist ab sofort im Ausleihkatalog des Landjugendverbandes zu finden und kann nach der Norla von allen Ortsgruppen im Ganzen oder als Einzelelemente ausgeliehen werden. Alle Informationen dazu unter www.land​jugend-sh.de

Marlies Muxfeldt

Ein Glücksrad, an dem jede Farbe für eine Quizkategorie steht, sowie Roll-ups gehören ebenfalls zum Inhalt des Koffers.

Kräuterkunde unter Sonnenhut und Regenschirm

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Kräuterwanderung bei flirrender Hitze durch Trockenrasen und Niederwälder mit Biologin Jessica Richter

Flirrende Hitze, strömenden Regen und eine Premiere erlebten die Teilnehmerinnen des diesjährigen Aufbaukurses Kräuterkunde während ihrer Fortbildung. Abwechslungsreich wie das Wetter waren auch die Themen.

So bot Biologin Jessica Richter vom Landschafts- und Pflegevereins Dummersdorfer Ufer an der Steilküste, durch Trockenrasengebiet und Niederwälder eine Kräuterführung und lud die Frauen anschließend in den Natur- und Kräutergarten des Vereins ein, in dem unter anderem das im Lehmofen gebackene Brot zu einem Kräuterdip verkostet wurde.

Auf die Spuren Hildegards von Bingen begaben sich die Kräuterkundlerinnen auf dem Museumshof Lensahn. In Heidrun Leddin hatten sie eine versierte Kennerin als Referentin, die sich seit vielen Jahren intensiv mit der vielfältig begabten Äbtissin beschäftigt, die im 11. Jahrhundert nicht nur Theologin und Heilkundlerin, sondern auch Komponistin und Netzwerkerin war. Leddin brachte den Teilnehmerinnen vor allem Hildegards Credo nahe, das „Heilsein des Menschen“ liege im Gleichgewicht von Denken und Tun.

Zum Abschluss erwartete Maria Poggendorf-Göttsche die Kräuterkundlerinnen zur Eröffnung der Wanderausstellung „Verteufelt, verlockend, verflixt“, die sich um Giftpflanzen dreht. Die Referentin vom Regionalverband Umweltberatung Nord legte ihren Zuhörerinnen ans Herz, den Giftpflanzen „mit Sympathie und Respekt zu begegnen“. Alle Infos zur Wanderausstellung und Buchungsmöglichkeiten: https://umweltberatung-nord.de/themen/natur-erleben/giftpflanzen-wanderausstellung/

Die Kooperationspartner LandFrauenverband und Bildungszentrum für Natur, Umwelt und ländliche Räume stellen die Qualifizierung und die Termine fürs 2024 auf der Norla vor.

Abschließender Höhepunkt am Dienstag dieser Woche: die Eröffnung der Wanderausstellung „Verteufelt, verlockend, verflixt“ zu Giftpflanzen