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Marktkommentar

Kartoffeln sind aus
Von Karsten Hoeck, LK-Markt
Foto: Imago

Im Kartoffelgroßhandelsgeschäft liegen die Gebote für qualitativ einwandfreie Ware auf einem vergleichsweise hohen Niveau. Die Anbaubetriebe berichten, dass es laufend Anfragen nach frei verfügbaren Partien gibt. Die zur Verfügung stehenden Mengen reichen oft nicht aus, um den Bedarf der eigenen Kundschaft zu bedienen. Aktuell kann der Bedarf an Speiseware noch gut bedient werden. Die Verbraucherkurse im LEH bewegen sich auf dem Niveau des Vorjahres. Die Preise im Großhandel liegen dagegen mit 35 bis 43 €/ dt etwa 12 € über der Vorjahrespreislinie. Viele Marktbeobachter erwarten weitere Preisaufschläge, da man bezweifelt, dass die Vorräte für den Rest der Saison reichen.

Von allen Ackerfrüchten liegt der Selbstversorgungsgrad für Kartoffeln mit zuletzt 140 % an der Spitze. Deutschland ist nicht nur der flächenmäßig größte Kartoffelerzeuger in der EU, sondern auch weltweit drittgrößter Exporteur von Kartoffeln. Daher ist die aktuell knappe Versorgungslage eher ungewöhnlich. Diese Entwicklung zeigt jedoch, wie selbst ein sonst reichlich vorhandenes Nahrungsmittel plötzlich knapp werden kann.

Ein schwieriges Kartoffeljahr

Die Anbaufläche lag in Deutschland im letzten Jahr etwas unter der des Jahres 2022, jedoch im Mittel der Vorjahre. Die Wachstumsbedingungen waren durchwachsen. Einem kalten Frühjahr folgte ein heißer Sommer. Wo es möglich war, wurde Beregnung eingesetzt. Mit Beginn der Getreideernte setzten dann Regenfälle ein, die fast durchgehend bis in den Winter anhielten. In vielen Regionen blieb fast ein Drittel der Kartoffelernte auf dem Feld. Auch wenn vielfach Industriekartoffeln betroffen waren, so konnten auch ein umfangreicher Teil der Speiseware nicht geerntet werden. Dazu kam, dass die nassen Erntebedingungen der Qualität der eingelagerten Partien geschadet haben. Beim Auslagern muss bis zu einem Drittel der Ware aussortiert werden. Der relativ warme Winter war ebenfalls nicht förderlich für die Güte der eingelagerten Kartoffeln.

Infolge dieser Entwicklung stiegen die Notierungen seit Jahresbeginn stetig an. Im weiteren Verlauf sieht die Erzeugerseite Luft für weitere Notizaufschläge, vor allem zum Ostergeschäft. Der LEH reagiert bereits mit einer reduzierten Nachfrage. Kartoffeln werden nur noch in geringem Umfang mit Sonderangebotsaktionen beworben. Spätestens Ostern werden dann in vielen Geschäften Frühkartoffeln aus Ägypten und vielleicht auch schon aus Israel zu finden sein. Derzeit gibt es aber bereits Überlegungen einzelner Ketten, gleich das ganze Premium-Segment auf neue Ernten umzustellen. Gerade in Süd- und Westdeutschland wird zu Ostern mit dem Beginn der Spargelernte gerechnet. Zu diesem frühen Zeitpunkt stehen jedoch nur importierte Frühkartoffeln aus dem Mittelmeerraum als Spargelkartoffeln zur Verfügung.

Knappes Pflanzgut

Die hiesigen Kartoffelanbauer sehen in diesem Frühjahr auch im Bereich der Pflanzkartoffeln eine große Herausforderung. Es ist ungewiss, welche Mengen für die beliebtesten Sorten verfügbar sein werden. Trotz Bedenken hinsichtlich der Qualität steigen auch die Preise für die Saatkartoffeln. Die Vermehrungsbetriebe wollen jedoch versuchen, die vertraglich zugesagten Mengen zu liefern.

Marktlage für die Woche vom 4. bis 10.3.2024

Getreide: Die Talfahrt der Weizenpreise hatte sich wegen üppiger Vorräte großer Exporteure weiter beschleunigt und erreichte ein 3½-Jahrestief.

Raps: Die Rapspreise blieben unter Druck, nur vereinzelt hatten Ölmühlen noch Bedarf und zahlen Prämien.

Futtermittel: Durch das niedrigere Preisniveau wurde die Nachfrage angekurbelt, so drehten die Ölschrotpreise zuletzt ins Plus.

Kartoffeln: Die ruhige Nachfrage konnte durch die Erzeuger noch problemlos bedient werden.

Schlachtrinder: Die Preise für Jungbullen stagnierten, die für „gute Färsen“ gaben etwas nach.

Schlachtschweine/-sauen: Trotz des jüngsten Anstiegs des Schlachtschweinepreises lief der Handel ungebrochen flott.

Ferkel: Ferkel wurden weiter lebhaft nachgefragt, es kam zu Wartezeiten.

Milch: Kumuliert lag die angelieferte Menge in den ersten sieben Wochen um 1,3 % niedriger als im Vorjahreszeitraum.

Schlachtlämmer/-schafe: Das Angebot war weiter so klein, dass sich die Nachfrage zügig bedienen ließ.

Markttendenz für die Woche vom 11. bis 17.3.2024

Getreide: Die Abwärtstendenz der Preise hat etwas an Schwung verloren, es mangelt aber an unterstützenden Nachrichten.

Raps: Die Rapspreise bleiben unter Druck, Hoffnung macht der rege Abfluss von Rapsöl in den Biodieselbereich.

Futtermittel: Durch nachgebende Preise für Futtergetreide und -komponenten könnten die Mischfutterpreise weiter nach unten korrigiert werden.

Kartoffeln: Es scheint, als sei angesichts schwindender Lagerbestände noch nicht der letzte Preisaufschlag dieser Saison erfolgt.

Schlachtrinder: Im März werden mit dem näher­rückenden Osterfest Impulse vom Handel erwartet.

Schlachtschweine/-sauen: Die Schlachter und Verarbeiter verweisen auf die schwierige Weitergabe höherer Preise, aber die knappen Mengen bestimmen den Markt.

Ferkel: Marktteilnehmer gehen wegen der geringen Verfügbarkeit von weiter anziehenden Preisen aus.

Milch: Speziell die Preise für Butter ziehen deutlich an.

Schlachtlämmer/-schafe: Frühestens Mitte März dürften sich die Geschäfte deutlich beleben.

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