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Energiekosten fallen

Marktkommentar
Von Karsten Hoeck, LK-Markt
Foto: Imago

Die Bezugspreise für Erdgas und Strom sind an den Spot- und Terminmärkten deutlich gefallen. Die Verbraucher zahlen jedoch weiterhin die deutlich erhöhten Energiekosten. Viele Kunden fragen sich, ob die zuletzt erhöhten Preise noch gerechtfertigt sind oder dies nur für überhöhte Gewinne der Energiehändler sorgt.

Corona und der Ukraine-Krieg haben auch die Energiemärkte kräftig aufgemischt. Die Preise sind im Jahr 2022 deutlich gestiegen. Im Jahr 2021 bewegten sich zum Beispiel die Terminkurse für Erdgas um die 20 €/MWh. Die Auswirkungen der Corona-Krise sorgten dann bereits im Januar 2022 für einen Anstieg der Notierungen auf bis zu 130 €/MWh. Auf diesem Niveau lag der Kurs auch nach dem Beginn des Krieges in der Ukraine. Im Spätsommer zogen die Erdgaskurse dann auf bis zu 340 €/MWh an. Vor allem nach der Sprengung der Gasleitung Nordstream 2 in der Ostsee machten sich viele Sorgen um die Gasversorgung für den kommenden Winter. Seitdem hat sich die Lage auf den Energiemärkten spürbar beruhigt. Die Versorgungsängste schwinden. Hohe Speicherstände in den Lagerstätten für Erdgas und ein bislang recht milder Winter sorgen für fallende Kurse. Mitte Januar notierte der Terminkurs Dutch TTF Natural Gas bei 64 €/MWh. Dies ist zwar unter dem Vorkriegsniveau, aber immer noch dreimal so hoch wie Mitte 2021.

Günstiger Windstrom

Ursache für den Preisrückgang ist neben den milden Temperaturen auch die hohe Stromproduktion durch Windräder. Dadurch haben viele Gaskraftwerke die Erzeugung elektrischer Energie gedrosselt. Auch die Inbetriebnahme der LNG-Gasterminals sorgt für erhöhte Gasimporte und einen Anstieg der Speichermengen. Die Gefahr einer Gasrationierung, vor allem für die Industrie, hat sich dadurch reduziert. Trotz der deutlichen Preisabschläge im Gaseinkauf halten sich Preisrücknahmen für die Verbraucher in Grenzen. Bei einem Anbieterwechsel sind jedoch mittlerweile Einsparungen möglich. Auf jeden Fall lohnt es sich wieder, die Tarife verschiedener Anbieter zu vergleichen. Bei Neukundenpreisen wurde der Höchststand Anfang September 2022 mit 40 ct/kWh erreicht – aktuell liegt der Preis bei etwa 14 ct. Die Gaspreisbremse der Bundesregierung gilt ebenfalls ab Januar. Sie deckelt den Gaspreis für Verbraucher für 80 % des Grundbedarfs bei 12 ct. Sie wird zum 1. März 2023 eingeführt und gilt rückwirkend auch für Januar und Februar. Gasversorger sollten die günstigen Einkaufspreise so bald wie möglich an ihre Kunden weitergeben – denn die Differenz zwischen Großhandelspreisen und Verbraucherpreisen ist groß und lässt sich nicht unbedingt mit den Steuern und Gebühren erklären. Bei den zuletzt stark gefallenen Preisen rechnet die Bundesnetzagentur damit, dass ein Preisplateau erreicht worden ist, mit dem man die nächsten ein bis zwei Jahre rechnen kann.

Wie wirkt die Strompreisbremse?

Auch die Großhandelskurse für Strom sind zum Jahresbeginn deutlich gefallen. Ein Grund war sicherlich auch hier die hohe Produktion an preiswertem Windstrom. Zeitweise sind die Notierungen am Spotmarkt in den negativen Bereich gerutscht. Viele Stromanbieter haben sogar zum Jahresbeginn die Preise erhöht. Am Terminmarkt EEX wurde der höchste Kurs Ende August mit 1.419 €/MWh notiert. Mittlerweile hat sich der Kurs auf 124 €/MWh reduziert. Für die Verbraucher bleiben jedoch die Strompreise sehr hoch, auch wenn die Notierungen zurückgehen. Bei einem Wechsel des Anbieters müssen Mitte Januar Neukunden noch etwa 42 ct/kWh zahlen. Mitte Dezember lag der Kurs hier noch über 50 ct/kWh. Auch wenn die Anbieter auf die hohen Gebühren und Steuern verweisen, sind mittlerweile deutlich preiswertere Tarife möglich. Die beschlossene Strompreisbremse soll auch hier die Verbraucher entlasten. Für 80 % des bisherigen Verbrauchs, die über 0,40 €/ kWh für Strom liegen, übernimmt der Staat die Kosten. Auch wenn diese Maßnahme vielen Bürgern Entlastung bringt, gibt es Kritik. So könnte sich der weitere Rückgang der Energiepreise durch die Gas- und Strompreisbremse verzögern, da sich viele Anbieter an den Kostensätzen der Preisbremsen orientieren. Dazu kommt, dass gerade Großabnehmer (mit oftmals hohen Einkommen) am meisten von diesen Maßnahmen profitieren.

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