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Düngemittelsaison 2024 im Blick

Marktkommentar
Von Karsten Hoeck, LK-Markt
Foto: Imago

Auch wenn noch Spätgaben im Wintergetreide anstehen und die Sommerfrüchte sowie das Grünland gedüngt werden müssen, steht der Handel mit Düngemittel für das laufende Jahr vor dem Abschluss. Damit rückt der Bedarf für das kommende Jahr in den Fokus des Handels. Im vorigen Jahr sorgten der Preissprung an den Energiemärkten und ein reduziertes Angebot für einen Anstieg der Düngemittelkurse auf ein bislang unerreichtes Preisniveau. Spekulation und überhöhte Notizaufschläge haben diese Entwicklung zusätzlich gepusht. Aus Sorge um die Verfügbarkeit haben viele Landwirte auf diesem hohen Preisniveau Abschlüsse für das Frühjahr 2023 getätigt. Ab Jahresbeginn drehte sich jedoch der Düngemittelmarkt. Das hohe Preisniveau hat weltweit die Nachfrage gebremst. Fehlende Lieferungen aus dem Schwarzmeerbereich wurden aus anderen Regionen ersetzt. Ware aus Russland fand über andere, neue Wege Absatz auf dem Weltmarkt. Seit dem Jahresbeginn hat sich auch der Eurokurs wieder deutlich erhöht. Ende vorigen Jahres lag der Eurokurs bei nur 0,96 US-$.
Mittlerweile ist der Kurs wieder auf 1,11 US-$ gestiegen. Damit ist Importware deutlich günstiger geworden. In Folge dieser Entwicklungen gaben die Kurse für Stickstoffdünger spürbar nach. Der Abstand zu den Preisen der Vorjahre hat sich merklich reduziert.

Für Kalkammonsalpeter zur prompten Lieferung liegen die Kurse mittlerweile bei etwa 33 €/dt. Somit hat sich der Kurs seit Jahresbeginn halbiert. Noch günstiger liegt der Vorkontrakt zur Lieferung im kommenden Frühjahr mit zum Teil knapp unter 30 €/dt. Auch die Kurse für Harnstoff, die zum Jahresbeginn noch bei 80 €/dt lagen, haben sich mittlerweile fast halbiert. Auch hier werden für das kommende Frühjahr vergleichsweise günstige Kurse angeboten. Viele Landwirte ordern bereits einen Teil des Bedarfs, auch wenn diese Kurse noch nicht auf dem Niveau der Vorkriegszeit liegen.

Harnstoffkurse am Weltmarkt zwischenzeitlich gestiegen

Die Notierungen für Harnstoff sind am Weltmarkt in diesem Frühjahr zwischenzeitlich gestiegen. Die Frühjahrsaussaat in Nordamerika sorgte für einen erhöhten Bedarf. Damit wuchs die Sorge, dass der rückläufige Preistrend ein Ende gefunden hat. Mittlerweile hat sich jedoch der Preisrückgang wieder durchgesetzt. So kostet Harnstoff am US-Golf für die Auslieferung im Mai aktuell noch 360 US-$/ t.
Das sind bereits wieder 15 US-$ weniger als noch vor wenigen Tagen. Für die Auslieferung im Juni sind die Preise indessen schon wieder auf 305 US-$ gefallen. Die Termine im Herbst liegen dann über diesen aktuellen Kursen. Als Grund für die rückläufige Preisentwicklung wird eine geringere Nachfrage aus der Landwirtschaft durch den Preiseinbruch bei Getreide und Körnermais angegeben. Auch die Lieferungen von billigem Dünger aus Russland und volle Lager der Importeure drücken auf die Kurse. Auch extrem hohe Preise für Erdgas sind mittlerweile kein Thema mehr. Zum Ende der Vorwoche ist die TTF-Notierung in den Niederlanden auf 3,6 ct/ kWh gefallen. Auch wenn die Kurse damit seit der Preisspitze im vergangenen Herbst um den Faktor zehn gefallen sind, liegen die aktuellen Notierungen noch doppelt so hoch wie im Jahr 2021. Der Preisrückgang in diesem Jahr gewährt jedoch einen Spielraum für weitere Preisabschläge bei Düngemitteln.

Reduzierte Nachfrage in Südamerika

Nicht nur hierzulande, sondern auch in Brasilien ist die Düngemittelnachfrage zurückgegangen. Das südamerikanische Land war bislang der Hauptabnehmer für Ammonium-Nitrat aus Russland. Jetzt liegen unverkaufte Mengen in den russischen Exporthäfen und sorgen für Preisdruck. Gleichzeitig hat China seine Harnstoffexporte deutlich erhöht, was die Notierungen in Asien unter Druck gesetzt hat. Indien, ein großer Abnehmer von Harnstoff auf dem Weltmarkt, hat dagegen verkündet, vorerst keine neue Ware zu importieren, da man über ausreichende Lagerbestände verfüge.

Im Gegensatz zu den Stickstoffkursen sind die Forderung für phosphat- und kaliumhaltige Düngemittel noch fest. Hier werden Preisanpassungen nach unten erst ab der zweiten Jahreshälfte erwartet. 

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