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2023 zeigt sich ein knappes Schlachtviehangebot

Schweine- und Rindfleischerzeugung auch im dritten Quartal im Sinkflug
Von Redaktion
In der gesamten EU sind im laufenden Jahr Schlachthaken leer geblieben. Foto: Agrar-Press

Die Schlachtkapazitäten in der EU können in diesem Jahr nicht ausgelastet werden. Jetzt zeigt sich, wie die Tierbestände abgenommen haben. Es fehlt an allen Ecken und Enden an Schlachttieren. Offenbar wird sowohl die Schweine- als auch die Rindfleischerzeugung 2023 auf den niedrigsten Stand seit mehr als zehn Jahren sinken. Das zeigen die vorläufigen Daten des Statistischen Amtes der Europäischen Union (Eurostat), vor allem für den Schweinemarkt.

In den ersten drei Quartalen 2023 wurden in den 27 Mitgliedstaaten insgesamt nur noch 162,5 Millionen Schweine geschlachtet; das waren 14,5 Millionen Stück oder 8,2 % weniger als im Vorjahreszeitraum. Dabei war die Schweinefleischerzeugung um 7,7 % auf 15,24 Mio. t rückläufig. Auch wenn sich das Minus bis Jahresende noch etwas abschwächen könnte, dürfte die Produktion die Marke von 21 Mio. t unterschreiten, was zuletzt 2009 der Fall war.

Dem kleineren Angebot stand 2023 bisher auch eine spürbar rückläufige Schweinefleischnachfrage in der EU, aber auch bei den Kunden am Weltmarkt gegenüber.

Käufer reagieren auf höheres Preisniveau

Der Schweinefleischexport in Drittstaaten verringerte sich von Januar bis September gegenüber der Vorjahresperiode um mehr als 800.000 t Schlachtgewicht beziehungsweise 20%. Großkunden wie China, Japan, Südkorea oder die Philippinen bestellten spürbar weniger Ware in der Gemeinschaft. Gleichzeitig hielten sich die Verbraucher in der EU aufgrund hoher Preise und Kaufkraftverlusten beim Schweinefleischverzehr zurück. Laut jüngster Schätzung der EU-Kommission dürfte der mittlere Pro-Kopf-Verbrauch gegenüber 2022 um 1,7 kg auf den neuen Tiefstwert von 30,4 kg sinken.

In keinem der 27 Mitgliedstaaten ist im bisherigen Jahresverlauf mehr Schweinefleisch produziert worden als 2022. Am geringsten fielen nach den vorläufigen Daten die Erzeugungsrückgänge mit 3 % bis 4 % in einigen osteuropäischen Ländern wie Rumänien, Ungarn und Polen aus.

Für die Schweinehochburg Spanien war es das erste Mal seit Langem, dass weniger Tiere an die Schlachthaken kamen; mit gut 39 Mio. t wurden dort 7,2 % weniger Schweine verarbeitet als in den ersten drei Quartalen 2022. Allerdings wurden die Tiere bei hohen Erzeugerpreisen und wieder sinkenden Futterkosten schwerer an die Schlachtstätten geliefert, weshalb das Schweinefleischaufkommen „nur“ um 4,6 % sank.

In Deutschland lag das Minus bei den Schlachtungen und der Fleischerzeugung mit 8 % und 7,9 % im Bereich des EU-Durchschnitts. Das Schlusslicht in der Gemeinschaft bildete Dänemark mit einem Einbruch der Schweinefleischproduktion um rund 20 %.

Weniger Rindfleisch im Angebot

Etwas moderater als bei den Schweinen fiel der Erzeugungsrückgang bei den Rindern aus. Laut Eurostat wurden in der EU in den ersten neun Monaten 16,14 Millionen Tiere geschlachtet; das waren 723.000 Stück oder 4,3 % weniger als in der Vorjahresperiode.

Die Rindfleischerzeugung ging dabei um 5 % auf 4,70 Mio. t zurück. Das ist deutlich mehr, als die EU-Kommission im Herbst für das Gesamtjahr mit einem Minus von 3 % prognostiziert hat. Nicht bewahrheitet haben sich zudem Erwartungen, das Schlachtkuhangebot werde infolge fallender Rohmilchpreise zunehmen.

Von Januar bis September wurden den Statistikern zufolge 4,48 Millionen Kühe ins Schlachthaus geliefert; das waren rund 220.000 Tiere oder 4,7 % weniger als im Vorjahreszeitraum.

Vor allem in Italien, Spanien, Portugal, Frankreich und Polen wurden in den ersten drei Quartalen 2023 weniger Kühe geschlachtet; in den Niederlanden, Tschechien, Schweden oder Litauen waren es hingegen mehr. In Deutschland lag das Aufkommen nur knapp unter dem Vorjahresniveau, die gesamte Rindfleischerzeugung sogar mit 0,2 % im Plus.

Laut der Herbstprognose der EU-Kommission wird die Rindfleischerzeugung in der Gemeinschaft auch 2024 abnehmen, wenn auch nicht so stark wie in diesem Jahr. Bei rückläufigen Rinderbeständen erwarten die Analysten aus Brüssel ein Produktionsminus von 1 %. Dies könnte bei einer Stabilisierung des Rindfleischverbrauchs im Bereich von durchschnittlich 9,8 kg pro Kopf zu höheren Rindfleischimporten führen. Vorausgesagt wird, dass diese um 5 % auf 363.000 t zunehmen.

Schweinefleischkonsum hat Luft nach oben

Für Schweinefleisch wird sogar von einem Anstieg des mittleren Pro-Kopf-Verbrauchs um 200 g auf 30,6 kg ausgegangen. Dafür soll eine bessere Verfügbarkeit durch einen moderaten Produktionsanstieg von 1,5 % ebenso sorgen, wie nachgebende Verbraucherpreise im Vergleich zum Inflationsjahr 2023. Ob die EU-Schweinefleischerzeugung 2024 wieder wächst, ist aber offen. Derzeit auskömmliche Erzeugerpreise bei gesunkenen Futterkosten sprechen dafür. Doch müsste auch der Schweine- und insbesondere der Sauenbestand wachsen, was zuletzt mit Ausnahme von Spanien und Irland in keinem Mitgliedsland zu beobachten war. Zunehmend bremsen nämlich auch schärfere Tierhaltungs- und Umweltstandards.
age

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