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Weizenpreise im Abwärtsstrudel

Marktkommentar
Von Claus Hoeck, LK-Markt
Foto: Imago

Die Preise für EU-Weizen an der Pariser Matif rutschen weiter ab, schlossen Mitte Februar einige Tage bei 198 €/t und bewegen sich nun um die Marke von 200 €/t. Zuletzt war der Preis im August 2021 so tief gefallen. Das große weltweite Angebot und die fehlende Exportnachfrage lassen aktuell kaum Hoffnung auf steigende Preise zu. Der beobachtete Rückgang der Exportpreise am Schwarzen Meer belastet weiterhin die internationalen Preise. Dabei ist folgender Mechanismus zu erkennen: Sobald der Exportpreis für EU-Weizen an den Preis für Schwarzmeer-Weizen angeglichen wurde, wird dieser weiter gesenkt.

Für die EU wichtige, traditionelle Importeure aus dem Nahen Osten oder Nordafrika sind derzeit nur selten am Markt, warten anscheinend auf weitersinkende Notierungen. Denn die reichliche Versorgungslage, auch in der EU gibt es noch große Lagerbestände, drängt nicht zu Käufen. Bei den vereinzelten Abschlüssen wird überwiegend das deutlich günstigere Getreide aus Russland oder der Ukraine bevorzugt.

Auch die guten Produktionsaussichten in Russland 2024 drücken die Preise immer tiefer. Russland könne etwa 135 bis 145 Mio. t Getreide ernten, sagte der Präsident der Russischen Getreideunion. Er wies auch darauf hin, dass man plane, die Getreideexporte auf mindestens 70 Mio. t zu steigern.

Immer schlechtere Produktions­aussichten in Europa

Ein weiterer Verfall der Getreidepreise wird durch die sich weiter wetterbedingt verschlechternden Produktionsaussichten in Europa gebremst. Aus Frankreich wird ein erheblicher Rückgang der landesweiten Anbauflächen für Wintergetreide sowie von besorgniserregenden Aussaat- und Aufwuchsbedingungen berichtet.

In der ersten Hälfte des laufenden Wirtschaftsjahres führte Deutschland mehr Getreide ein. Besonders die Weizeneinfuhren aus dem Osten Europas nahmen mit bisher 2,7 Mio. t um 30 % zu. Tschechien lieferte allein rund 1,1 Mio. t, ein deutliches Plus gegenüber dem Vorjahreswert von 0,8 Mio. t. Ein Teil dieses Weizens ist ursprünglich aus der Ukraine gekommen. Entsprechendes gilt auch für Ungarn, das mit 140.000 t knapp 124.00 t mehr lieferte. Diese Importe beruhen nicht auf einer Knappheit von Weizen in Deutschland, sondern schlicht auf den niedrigeren angebotenen Preisen. Dabei ist zu beachten, dass die ukrainischen Landwirtschaftsbetriebe jedoch nur extrem niedrige Preise für ihre Produkte bekommen. Offensichtlich gehen die hohen Kosten für den Transport per Lkw, Bahn oder Binnenschiff nach West­europa komplett zulasten der ukrainischen Landwirte, die ihren Weizen nur zu Preisen von deutlich unter 100 €/t an die exportierenden Landhändler verkaufen können, berichtete dpa im Oktober 2023.

Das deutlich günstiger offerierte Getreide steht dann in starker Konkurrenz zu den Angeboten aus Deutschland und Westeuropa und limitiert hier die Absatzmöglichkeiten.

Gewinner und Verlierer

Es lässt sich konstatieren, dass weder die ukrainischen noch die EU-Landwirte von dieser Situation profitieren, die einen sind gezwungen, ihre Produkte zu Niedrigstpreisen abzugeben, die anderen verlieren ihre in- und ausländischen Absatzmärkte und leiden unter dem Verfall der Agrarpreise. Cargill andererseits meldet im August 2023 einen Rekordumsatz von 177 Mrd. ­US-$, genau wie die börsennotierten Agrarhändler ADM und Bunge, die ihre Gewinnprognosen für 2023 erhöht haben. Begründet wird dies mit der robusten Nachfrage nach Lebensmitteln, Tierfutter und Biokraftstoff sowie globalen Versorgungsunterbrechungen wie dem Krieg in der Ukraine, die die Gewinne der Getreidehändler in die Höhe getrieben haben.

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