In der Rinderfütterung ist Maissilage nicht nur ein energiereiches Grobfuttermittel, sondern trägt auch durch ihren Fasergehalt zur Strukturversorgung bei. Ihr Futterwert wird in erster Linie durch den Gehalt an umsetzbarer Energie (ME) bestimmt. Die Futterwerte können dabei erheblich schwanken.
Wie stark die Futterwerte der vergangenen Jahre variierten, zeigt Tabelle 1. Im letzten Erntejahr wurden im Mittel der Silagen erstmalig mehr als 37 % Stärke erreicht.
Der ME-Gehalt wird stark von der Verdaulichkeit der organischen Masse (OM = Trockenmasse – Rohasche = Summe aus Rohprotein, Rohfett, Rohfaser und N-freien Extraktstoffen) beeinflusst. Diese kann sowohl durch hohe Gehalte leicht löslicher Kohlenhydrate wie Stärke und Zucker als auch durch eine hohe Faserverdaulichkeit verbessert werden. In den vergangenen Jahren gewinnt deshalb die Verdaulichkeit der NDF (Neutral-Detergenzien-Faser) zunehmend an Bedeutung. Sie wird von der Sorte, aber auch von anderen Faktoren wie Erntezeitpunkt und Jahr beeinflusst. In der Beschreibenden Sortenliste des Bundessortenamtes ist die Gesamtverdaulichkeit, aber nicht die Verdaulichkeit der Restpflanze beziehungsweise Faser angegeben.
Die Pansenmikroben bauen Futter mit hoher Verdaulichkeit schneller ab, sodass der Wiederkäuer nach der Pansenentleerung wieder Futter aufnehmen kann. Je höher also die Passagerate ist, desto schneller nimmt die Pansenfüllung wieder ab. Die TM-Aufnahme steigt folglich mit höherer Verdaulichkeit der organischen Masse, was unter anderem ein Milchkuhversuch aus Österreich (2017) zeigt. In der Höheren Bundeslehr- und Forschungsanstalt Raumberg-Gumpenstein wurden je neun Maissorten von drei unterschiedlichen Erntezeitpunkten untersucht. Je höher die Verdaulichkeit der organischen Masse und der NDF war, desto höher war die Futteraufnahme und damit verbunden auch die Milchleistung.
Im Versuchs- und Bildungszentrum Landwirtschaft Haus Riswick wurde ein Fütterungsversuch mit 48 Milchkühen durchgeführt, in dem zwei Silomaissorten mit unterschiedlicher Restpflanzenverdaulichkeit geprüft wurden. Der Anteil an Maissilage betrug 41 % der TM der Mischration.
Die stärkereiche Sorte A enthielt 368 g Stärke und 385 g aNDFom je kg TM, die Sorte B mit hoher Restpflanzenverdaulichkeit 347 g Stärke und 401 g aNDFom. Es erfolgten auch Verdaulichkeitsuntersuchungen der Mais-GPS, der Restpflanzensilage und der TMR an Hammeln (Tabelle 2). Die Sorte B wies eine höhere Verdaulichkeit sowohl der organischen Masse als auch der Faser von Ganzpflanze und Restpflanze auf.
Die höhere Verdaulichkeit der Sorte B bewirkte aber keine Verbesserung der Milchleistung. Bei einer sehr hohen TM-Aufnahme von 26 kg war die Milchmenge gleich. Die TMR mit der stärkereichen Sorte A erzielte aber aufgrund höherer Fett- und Laktosegehalte signifikant mehr ECM (39,6 versus 39,1 kg).
Die Maiszüchtung arbeitet beim Silomais neben Merkmalen wie Wüchsigkeit, hohem Kolbenanteil, N-Effizienz oder Trockenheitstoleranz schon lange an der Verdaulichkeit der Restpflanze, insbesondere an der Faserverdaulichkeit, wobei zwischen beiden zu unterscheiden ist. Die Restpflanze enthält zwar im Wesentlichen Faser, aber auch Zucker, Rohprotein et cetera. Im Fokus der Züchtung steht eine verzögerte Abreife, denn mit fortschreitender Abreife sinkt die Faserverdaulichkeit.
Hohe Stärkegehalte im Kolben bei gleichzeitig hoher Verdaulichkeit der Restpflanze sind ausschlaggebend für einen hohen Futterwert. Maissorten mit diesen Merkmalen können in maisbetonten Rationen das Risiko einer Pansenacidose mindern. Aber beide Merkmale entwickeln sich gegenläufig, so dass der optimale Erntezeitpunkt immer einen Kompromiss darstellt. Deshalb sollte Silomais möglichst nicht mit TM-Gehalten von mehr als 38 % geerntet werden. Bei Gehalten von 30 bis 38 % TM sind hohe Stärkegehalte und Faserverdaulichkeiten möglich.
Fazit
Festzuhalten bleibt, dass Maissilage nicht nur zur Energie-, sondern auch zur Strukturversorgung beiträgt. Dabei ist auch die Faserverdaulichkeit von Bedeutung. Stärkereiche Sorten mit hoher NDF-Verdaulichkeit können sich positiv auf die Aufrechterhaltung der physiologischen Bedingungen im Pansen auswirken.