StartNachrichtenMarktMilchgeld um 60 Prozent zum Vorjahr gestiegen

Milchgeld um 60 Prozent zum Vorjahr gestiegen

Milchpreisvergleich KW 33
Von Caroline Hertell, LK-Markt
Foto: Pixabay

Die Erzeugerpreise wurden auch im Juli wieder spürbar angehoben.
In Schleswig-Holstein erreichten einzelne Meiereien die Preismarke von 60 ct/kg. Um durchschnittlich 2,1 ct wurden die Auszahlungspreise erhöht auf ein Mittel von 57,8 ct/kg ECM.

Das Milchaufkommen in Deutschland ist mittlerweile wieder rückläufig, der saisontypische Verlauf wurde jedoch im Juli für zwei Wochen unterbrochen. In dieser Zeit erhöhte sich die wöchentlich erfasste Anlieferungsmenge und hob die Differenz zum Vorjahresergebnis erstmals seit Monaten in den positiven Bereich. Seit KW 29 sinkt das Milchaufkommen wieder und lag in der letzten Juliwoche 0,5 % unter der Vorjahreslinie. 

Die Preissteigerung im konventionellen Bereich ist historisch unvergleichlich. Binnen eines Jahres wurden die Auszahlungspreise bundesweit um rund 17 ct angehoben, in Schleswig-Holstein waren es im Mittel 22 ct. Das hebt sich deutlich von der Entlohnung der Biomilchproduktion ab. Biomilch wurde im Bundesdurchschnitt zwischen Juni 2021 und Juni 2022 um lediglich 7 ct/kg angehoben (AMI) und hat nur noch 4 ct Vorsprung gegenüber konventionell erzeugter Milch. Zu Aufruhr führten kürzlich die Preis­anhebungen für abgepackte Frischmilch durch den LEH. Biomilch wurde um 50 % verteuert, auf Ladenebene werden 1,70 ct und mehr gefordert. Auch Markenware im konventionellen Bereich fährt für diesen Preis auf dem Kassenband, die Preisuntergrenze für Frischmilch liegt derzeit bei 1 €/l.

Der Kieler Börsenmilchwert liegt am Stichtag 12. August bei 61,7 ct/ kg. Spätere Termine bis März 2023 werden mit mindestens 57 ct/ kg gehandelt. Bis ins Jahr 2024 hinein werden Kurse um 55 ct aufgerufen, jedoch ist das Interesse an Kontrakten in der zweiten Jahreshälfte noch sehr gering. Auch hiesige Meiereien besprechen überwiegend Geschäfte im ersten und zweiten Quartal 2023. 

Gemessen an einer verhältnismäßig schwächeren ersten Jahreshälfte ist die Nachfrage nach Milchprodukten weiterhin gut. Das Sommerwetter hat den Bedarf an frischen Produkten erhöht, vor allem Sahne als Rohstoff für Eis. Das kurbelt insbesondere die Ausfuhren in südliche EU-Länder an. Käse geht trotz gestiegener Preise weiter gut in den Markt. Jedoch hat der monatelange Anstieg zunächst ein Ende gefunden, eine Mischung aus Ferienzeit und Inflation hat die Preisrallye ausgebremst. Die preisliche Tendenz bleibt dennoch vorerst stabil. Im LEH ist beim Verbraucher eine Verschiebung der Kaufentscheidungen weg von Markenware hin zu günstigeren Handelsmarken zu merken. Im höherpreisigen Segment gibt es daher vermehrt Aktionsangebote. Dies gilt auch für Butter, die sich preislich auf einem Niveau kurz unter der Höchstmarke bewegt. Im Bereich der Blockbutter kaufen die ersten Verarbeiter schon für das Weihnachtsgeschäft ein, Informationen über den Vorratsstand fehlen. Bei Päckchenbutter beruhigt die Urlaubssaison den Absatz. Im Außenhandel gehen die Preisvorstellungen der Verhandelnden auseinander, es besteht für die Produzenten weiterhin große Unsicherheit bezüglich der Energieversorgung und entsprechend der -kosten in den kalten Monaten. Darüber hinaus halten die Schwierigkeiten in der Logistik an, es mangelt fortgesetzt an Containern und Frachtraum sowie innerhalb Europas an Lkw-Fahrern. 

Der Markt für Milchdauerwaren bleibt in der Tendenz schwächer. Eine Reihe von Indexkorrekturen bei Global-Dairy-Trade-Auktionen als Indikator für den Weltmarkt und günstigere Konkurrenzangebote am EU-Binnenmarkt üben Druck auf hiesige Notierungen aus. Gegenüber Juni gingen Pulverwaren im Julidurchschnitt laut Kemptener Notierung um 0,11 bis 0,20 €/ kg zurück. Bis zur dritten Augustwoche sind es noch mal 0,14 bis 0,21 €/ kg weniger. Die größere Bewegung dabei vollzieht der Bereich Magermilchpulver, Vollmilchpulver ist weniger gefragt. Die Kostensteigerungen für Energie, insbesondere Gas, sind in Deutschland heftiger als in anderen Weltregionen. Das verschlechtert die hiesige Wettbewerbsposition und erschwert die Preisfindung im Handel mit Drittländern. 

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