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Marktkommentar

Von Claus Hoeck, LK-Markt
Foto: Imago

Die Aktionen der Landwirte gegen die Pläne der Bundesregierung, die 50%ige Steuerrückvergütung für Agrardiesel abzuschaffen, sind allgegenwärtig. Was etwas untergeht, ist das Festhalten speziell der Bundesumweltministerin Steffi Lemke (Grüne) am Ausstieg aus der Biokraftstoff-Nutzung. Im Mai 2022 hatte sie angekündigt, die Obergrenze für Biokraftstoffe aus Nahrungs- und Futterpflanzen von 4,4 % schon im Jahr 2023 auf 2,5 % zu verringern. Bis 2030 soll sie schrittweise auf null sinken. Allerdings sind FDP und SPD dagegen, daher konnte bisher kein Referentenentwurf im Kabinett vorlegt werden.

Diskussion: Teller oder Tank

Die bekannte Diskussion um Teller oder Tank wurde wieder aufgenommen unter dem Eindruck stark steigender Weltmarktpreise nach dem völkerrechtswidrigen Überfall Russlands auf die Ukraine im Februar 2022. Damals sperrte Russland die ukrainischen Schwarzmeerhäfen und verhinderte den Export von Agrarprodukten. Inzwischen ist klar, dass es kein Produktionsproblem war, sondern ein logistisches. Nach Beginn der Verschiffung des reichlich vorhandenen Weizens im Rahmen des Schwarzmeerabkommens sanken die Weltmarktpreise wieder deutlich.

Treibhausgasreduzierung durch Biokraftstoffe

Verwunderlich ist, dass das Umweltministerium den Beitrag der Biokraftstoffe zur Reduzierung von Treibhausgasen nicht berücksichtigt. Dieser betrug laut der Fachagentur Nachwachsende Rohstoffe (Projektträger des BMEL) etwa 11,6 Mio. t CO2-äq für das Jahr 2022.

2022 wurden in Deutschland 52,2 Mio. t Kraftstoff verbraucht: 62,3 % davon Diesel, 31,1 % Benzin und 5,9 % Biokraftstoffe. Biodiesel ist mit 2,5 Mio. t der wichtigste Biokraftstoff, er wird Diesel zugesetzt. 1,2 Mio. t Bioethanol wurden Benzin beigemischt. Biodiesel wird vorwiegend aus Pflanzenölen hergestellt, aber auch zu 33 % aus Altspeiseölen und tierischen Fetten (Tierköperverwertung und Schlachtabfällen). Bei der Verarbeitung von Raps fallen neben rund 40 % Rapsöl auch 60 % Eiweißfuttermittel an. Ethanol wird durch Verarbeitung vor allem von Weizen, Roggen und Zuckerrüben hergestellt. Für 1 l Ethanol sind etwa 2,5 kg Getreide erforderlich, dabei entsteht als Koppelprodukt 1 kg Proteinfutter. Eingesetzt werden auch Getreidepartien, die aus qualitativen Gründen nicht in Mühlen vermahlen werden dürfen. Das Koppelprodukt ersetzt in Futtermischungen Sojaschrot, das sonst zum Beispiel aus Brasilien importiert werden müsste.

Für die Förderung der Elektromobilität wurden 2023 vom Staat 2,3 Mrd. € als Subvention an E-Autokäufer ausgeschüttet, (2022: 3,2 Mrd. €/2021: 3,1 Mrd. €). In Deutschland waren Anfang 2023 eine Million E-Autos unterwegs. Energy Brainpool hat berechnet, dass dadurch mit dem derzeitigen Strommix eine CO2-Einsparung von jährlich 0,73 Mio. t bewirkt wird, bei 100 % Ökostrom wären es 2,2 Mio. t. Das Ziel der Bundesregierung sind 15 Millionen E-Autos bis 2030. Diese würden beim jetzigen Strommix 10,5 Mio. t Treibhausgase vermeiden, was die Biokraftstoffe heute schon erreichen. Bei 100 % Ökostrom wären es zirka 30 Mio. t. Geplant ist eine Reduktion um 60 Mio. t von 2020 bis 2030.

Es spricht viel dafür, auf Biokraftstoffe als Brückentechnologie zu setzen. Auch stellt sich die Frage, ob der Hunger in der Welt mit Rapslieferungen gelindert werden kann. Raps einfach durch vermehrten Getreideanbau zu ersetzen, würde der guten fachlichen Praxis widersprechen. Derzeit lockert die Hackfrucht Winterraps allzu enge Getreidefruchtfolgen auf und trägt zur Ertragssicherung des Getreides bei.

Marktlage für die Woche vom 15. bis 21.1.2024

Getreide: Weizen notierte in Chicago schwächer, belastet durch das geringe Interesse an US-Weizen, und war auch in Paris rückläufig wegen des weltweit reichlichen Angebotes.

Raps: Raps in Paris folgte den US-Sojanotierungen nach unten.

Futtermittel: Mais verlor, das weltweit größere Maisangebot 2023/24 als zuvor erwartet zog den Kurs nach unten.

Kartoffeln: Preise für Speisekartoffeln zogen an, bei der Industrieware war man zurückhaltender.

Schlachtrinder: Die Nachfrage für Schlachtkühe zog an, das günstigere Kuhfleisch stand im Fokus des LEH.

Schlachtschweine/-sauen: Die Schlachtunternehmen orderten verhalten, der Markt war ausgeglichen. Die Preisempfehlung bleibt weiterhin bei 2,10 €/kg.

Ferkel: Zur Verfügung stehende Ferkel ließen sich gut am Markt platzieren.

Milch: An den Rohstoffmärkten waren Angebot und Nachfrage ausgeglichen, die Preise tendierten fester.

Schlachtlämmer/-schafe: Die Konkurrenz durch Importtiere war noch überschaubar, die Preise waren stabil.

Markttendenz für die Woche vom 22. bis 28.1.2024

Getreide: Die Ukraine exportiert über den rumänischen Hafen Constanta viel Getreide, in den vergangenen Monaten waren es fast 13 Mio. t.

Raps: Vereinzelt gibt es Interesse an schneller Ware zur Deckung von Versorgungslücken wegen Transportproblemen durch Eis oder Hochwasser, diese erzielen Prämien von 12 €/t.

Futtermittel: Stärkere Preisrücknahmen sind weiterhin für Sojaschrot zu verzeichnen.

Kartoffeln: Topqualitäten aus den Lagern werden nachgefragt, wenn die problematischen Partien verarbeitet sind.

Schlachtrinder: Der Handel läuft weiterhin zügig, bei Schlachtkühen werden die Stückzahlen eher knapp.

Schlachtschweine/-sauen: Die Schlachtbranche baut langsam Druck auf, weil die Überhänge wegen steigender Schlachtgewichte kaum abgebaut werden.

Ferkel: Die Notierungen verbleiben voraussichtlich auf dem bisherigen Niveau.

Milch: Schnittkäse wird weiter lebhaft nachgefragt.

Schlachtlämmer/-schafe: Das Angebot ist weiter vergleichsweise klein, was die Preise stabilisiert.

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