StartNachrichtenMarktMarktkommentar, Marktlage und Markttendenz KW 30

Marktkommentar, Marktlage und Markttendenz KW 30

Von Caroline Hertell, LK-Markt
Foto: Pixabay

Die Getreideernte ist in vollem Gange. Zum Teil sehr früh und regional zeitversetzt rollen die Mähdrescher durch den Norden Deutschlands. Die Gerstenernte hat für einen guten Start gesorgt, überwiegend ist von zufriedenstellenden Erträgen zu hören. Mancherorts werden dreistellige Erträge von bis zu 120 dt/ha realisiert. Die Sorge aus dem Vorjahr sitzt noch in den Knochen, doch es gibt keine Wiederholung der Hektoliterproblematik, die Mindestanforderungen werden nur selten verfehlt. Auch Weizen wird schon gedroschen, in Schleswig-­Holstein zunächst nur regional. In benachbarten Bundesländern wurde schon viel Weizen geerntet, dabei ist von heterogenen Erträgen und teilweise schwächeren Proteingehalten zu hören. Das entspricht den Erwartungen durch die vielerorts ausgebliebenen Regenfälle. Insbesondere im Rheinland gehen die hohen Erträge zulasten der Proteinwerte, im Osten fallen die Erträge eher niedrig aus während die Qualitäten passen. Auch Raps wird geerntet, selbst wenn die unteren Etagen noch nicht ganz so weit sind, treibt die Ungeduld hiesige Landwirte ins Feld. Allem Anschein nach sind die Ölgehalte zunächst ausreichend bis gut, quantitativ sind in diesem Jahr Ergebnisse über 40, teilweise über 50 dt/ha möglich.

Börsenstandorte weiter fortgeschritten

Auch in den Heimatländern der Getreidebörsen sieht es gut aus, in Frankreich und den USA. Dort, wo die Preise für den Weltmarkt gemacht werden, ist die Ernte schon weit fortgeschritten und bisher ohne negative Überraschungen verlaufen. In Frankreich geht die Ernte der Winterungen dem Ende entgegen, die Arbeiten in der Wintergerste sind abgeschlossen, Weizen ist auf der Zielgerade, die Sommerungen sind bereits in der zweiten Hälfte. Damit liegt Frankreich etwa zwei Wochen vor dem üblichen Zeitplan. Durch die hartnäckige Trockenheit wurde zunehmend mit Einbußen gerechnet, diese gibt es auch, doch die Fehlmengen zur Vorjahresernte begründen sich auch mit einer veränderten Anbaustruktur. So ist die Weizenfläche zugunsten von Gerste, vor allem aber Ölsaaten um 6 % geschrumpft. Stärkere Einbußen werden beim Mais erwartet und das ist auch in den USA so. Dort hat die überwiegend trockene Witterung genauso wie in Europa einen schnellen Fortgang der Ernte begünstigt, die Wintergetreideernte ist auf der Zielgeraden.

Preisdruck

Wichtige Getreideanbauregionen sind europa- und weltweit von Trockenheit und Dürre beeinträchtigt, doch ein Super-GAU ist ausgeblieben. Die guten Ergebnisse der neuen Ernte sind erfreulich und genau das, was der Weltmarkt braucht. Gleichzeitig reicht die Aussicht auf eine „nicht noch knappere“ Versorgung anscheinend aus, um viel Hitze aus den Terminkursen zu nehmen. Der globale Markt ist weiterhin nicht üppig versorgt, die globale Nachfrage könnte im Jahresverlauf gerade so gedeckt werden, dennoch poltern die Terminkurse abwärts. Knappheit am Markt ist ein diskutables Argument, das sich schwer in Relation setzen lässt. Bei den schwankenden Kursen geht es nicht zuletzt um die Konkurrenzfähigkeit der Exporteure. Dabei spielt besonders die Exportfähigkeit der Ukraine eine Rolle und somit das jüngst unter Vermittlung ausgehandelte Abkommen von Russland und der Ukraine. Lässt sich diese wiederherstellen, so wird die Nachfrage nach europäischem Getreide sinken. Dies sorgte schon für fallende Kurse in der Vorwoche. Nach dem russischen Angriff auf Odessa erhöht sich die Wahrscheinlichkeit einer verzögerten Umsetzung des Exportdeals und deshalb stiegen am Montagmorgen die Notierungen. Fundamentale Gründe für einen weiteren Rückgang des Preisniveaus gibt es wenige, die Importeure haben großen Bedarf. So kauften nordafrikanische Länder, aber auch China in der vorigen Woche beträchtliche Mengen an Getreide ein, unter anderem in Deutschland und Frankreich. Die Chancen, dass es wieder zu einem flotten Abverkauf der neuen Ernte kommt, sind groß. In den letzten zwei Jahren konnte man lernen, dass daraus eine Angebotslücke in der zweiten Hälfte der Vermarktungssaison folgt.

Marktlage für die Woche vom 25. bis 31.7.2022

Getreide: Aus vielen Regionen kommen Meldungen über gute Getreideerträge. Die Kurse sind weiter gefallen.

Raps: Auch die Ergebnisse der Rapsernte überraschen vielerorts positiv. Mit schwachen Roh- und Sojaölkursen geben die Rapskurse nach.

Futtermittel: Die US-Sojakurse haben in der Vorwoche deutlich an Wert verloren. Im Westen der USA gab es Regenfälle.

Kartoffeln: Frühware wird entsprechend der Nachfrage geerntet. Diese ist ferienbedingt nicht sehr hoch. Die Kurse geben nach.

Schlachtrinder: Das Angebot bleibt knapp. Selbst der aktuell geringe Bedarf kann nur knapp bedient werden.

Schlachtschweine/-sauen: Die Erzeuger haben den Vereinigungspreis in der Vorwoche unverändert gelassen. Die Schlachter antworten mit Hauspreisen.

Ferkel: Die reduzierten Sauenbestände verringern auch das Ferkelangebot. Die offiziellen Kurse blieben unverändert.

Milch: Die Anlieferungsmengen sind wieder auf das Vorjahresniveau gestiegen. Saisonbedingt sind Frischeprodukte gefragt.

Schlachtlämmer/-schafe: Bei einem begrenzten Angebot und einer belebten Nachfrage ziehen die Kurse erneut an.

Markttendenz für die Woche vom 1. bis 7.8.2022

Getreide: Trotz vieler Unsicherheiten sorgt die Möglichkeit eines Getreidedeals mit der Ukraine für Druck auf die Notierungen.

Raps: Auch die Rapskurse tendieren vorerst schwach, da mehr Ölsaaten aus der Schwarzmeerregion kommen können.

Futtermittel: Seit Erntebeginn tendieren die Mischfutterkurse schwächer. Weitere Preisabschläge sind möglich.

Kartoffeln: Vielerorts fehlt Regen. Die Ertragsprognosen der Haupternte werden laufend reduziert.

Schlachtrinder: Trotz der Klagen der Schlachter können sich reduzierte Kurse nicht durchsetzen.

Schlachtschweine/-sauen: Das rückläufige Angebot passt sich der ruhigen Nachfrage an. Stabile Kurse sind weiterhin möglich.

Ferkel: Am Spotmarkt bleibt die Nachfrage ruhig. Vereinzelt werden Preisabschläge im Ferkelabsatz gewährt.

Milch: Die hohen Preise für Milchprodukte haben die Nachfrage verringert. Die Kurse bleiben jedoch vorerst stabil.

Schlachtlämmer/-schafe: Lammfleisch ist auch als Grillartikel gefragt. Die Nachfrage übersteigt die Erwartungen.

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