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Kammer-Fachausschuss Natur und Umwelt tagte online

Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) und Moorschutz im Themenfokus
Von Kerstin Ebke, Dr. Lars Biernat, Landwirtschaftskammer SH
Der neue Glöz-Standard „Fruchtwechsel“ lässt künftig keinen Silomais in Selbstfolge zu. Möglich ist allerdings die Kombination Silomais mit einer Grasuntersaat (zumindest auf 50 % der betrieblichen Ackerfläche) und einem folgenden Silomais. Untersaaten sind im Hinblick auf den Grundwasserschutz positiv einzuschätzen. Foto: Dr. Lars Biernat

Die Mitglieder des Fachausschusses für Natur und Umwelt der Landwirtschaftskammer diskutieren wie bereits im Vorjahr erneut virtuell miteinander. Auf der Tagesordnung standen aktuelle Themen wie die Inhalte und Auswirkungen der zukünftigen GAP auf die landwirtschaftlichen Betriebe in Schleswig-Holstein sowie der Moor- und Klimaschutz.

Enno Karstens, Abteilungsleiter Bildung, Betriebswirtschaft, Beratung, referierte zu den Herausforderungen und Aufgaben der GAP. Dabei erklärte er, dass während der zahlreich durchgeführten Betriebsleiterseminare und bisher gehaltenen Vorträge mit verschiedenen Schwerpunkten wie Futter- und Ackerbau, Ökobetrieb oder Biogas deutlich wurde, dass durch die Neuorganisation der Agrarpolitik die offenen Fragen der Betriebsleiter zahlreich seien und die Beratungsnachfrage in Abhängigkeit der Betriebsausrichtung zum Teil erheblich sei. Um die anfallenden Fachfragen möglichst effizient beantworten zu können, arbeiteten die unterschiedlichen Abteilungen derzeit intensiv zusammen. Die „grüne Architektur“ der neuen GAP sehe insbesondere folgende Ziele vor: Umwelt- und Klimaschutz, Einkommenssicherung und Förderung ländlicher Räume, jedoch nicht die Ernährungssicherung. Weiterhin führte Karstens aus, dass die „neue Konditionalität“ mit den Glöz-Standards 1 bis 9 Leitplanken für die Mitgliedsstaaten wie zum Beispiel Schutz der Biodiversität, Fruchtwechsel, Stilllegung setze. Glöz stehe dabei für „guten landwirtschaftlichen und ökologischen Zustand“. Des Weiteren könne die Basisprämie mit Maßnahmen der Eco-Schemes (Ökoregelungen) in der Ersten Säule sowie mit weiteren Agrarumwelt- und Klimamaßnahmen in der Zweiten Säule (AUKM) wie zum Beispiel ökologischer Landbau und Vertragsnaturschutz aufgestockt werden.

Moorbewirtschaftung

In den folgenden Tagesordnungspunkten standen die Themen Moor- und Klimaschutz im Fokus. Kerstin Ebke und Dr. Lars Biernat aus dem Fachbereich Umwelt der Landwirtschaftskammer führten in die Thematik ein und berichteten dem Auditorium über aktuelle und abgeschlossene Arbeiten der Landwirtschaftskammer in diesem Zusammenhang. So wurden zwei Agrarstrukturanalysen in Niederungsbereichen durchgeführt. Die Landwirtschaftskammer ist Mitglied im Projektbeirat des Ministeriums für Energiewende, Landwirtschaft, Umwelt, Natur und Digitalisierung (Melund) zur Zukunft der Niederungen in Schleswig-Holstein.

Der Fachausschuss Natur- und Umweltschutz befasste sich in seiner jüngsten Sitzung mit der Bewirtschaftung von nassen Grünlandflächen und den Klimaschutzwirkungen von Wiedervernässungen. Foto: Kerstin Ebke

Die intensive Bewirtschaftung von entwässerten Moorflächen stehe, so die Referenten, aufgrund der klimaschädlichen Wirkung zunehmend im Fokus der Diskussionen. Das Wassermanagement der tief liegenden Flächen sehe derzeit oftmals eine technisch aufwendige Entwässerung vor. Viele Siele und Schöpfwerke im Land seien jedoch veraltet und sanierungsbedürftig. Zudem komme es durch die Sackungen von Moorflächen zu Schwierigkeiten mit Entwässerungstiefen, in Richtung Nordsee auch verbunden mit Problemen wie Meeresspiegelanstieg und Versandung von Außentiefs. Fragen des Wassermanagements würden immer wichtiger, wobei es nicht mehr ausschließlich um Entwässerung, sondern auch um Wasserhaltung in der Landschaft gehe, um auftretende Trockenperioden abpuffern zu können und dem Klimaschutz Genüge zu tun. Vor diesem Hintergrund diskutierte der Ausschuss rege über die künftige Nutzung von Moorböden mit einer im Sinne des Klimaschutzes möglichen nassen Bewirtschaftung. Dabei dürften agrarstrukturelle Belange und weitere Biodiversitätsleistungen, wie zum Beispiel der Wiesenvogelschutz in den typischen Moorregionen Schleswig-Holsteins, nicht zu kurz kommen. Neue Verwertungsmöglichkeiten von Biomasse aus den Moorregionen, die aus dem Anbau von Paludikulturen resultiert, waren Teil der Diskussion. Wichtig in diesem Zusammenhang sei die Entwicklung einer stabilen und rentablen Wertschöpfungskette für die erzeugte Biomasse aus dem Paludikulturanbau.

Biologischer Klimaschutz

An diesen Kontext schloss sich der nächste Tagesordnungspunkt „Biologischer Klimaschutz – Aktivitäten der Stiftung Naturschutz“, vorgetragen von Dr. Walter Hemmerling, dem geschäftsführenden Vorstandsmitglied der Stiftung Naturschutz, an. Im ersten Schritt stellte Hemmerling die Stiftung Naturschutz allgemein vor, die neben dem Agrarland und dem Tourismusland Schleswig-Holstein das „Naturschutzland“ mit etwa 38.000 ha Fläche verkörpert. Von diesen Flächen sind knapp 30.000 ha (entspricht 20 % der Moorflächen Schleswig-Holsteins) Gebiete im Moor und Randbereichen, sodass die Stiftung Naturschutz eigentlich eine Moorschutzstiftung darstelle. Über die Jahre wurden Flächenankäufe getätigt, sodass allein in der Eider-Treene-Sorge-Niederung über 10.000 ha Moorflächen angekauft wurden. Diese Flächen wurden freiwillig veräußert und trugen zum Beispiel auch zur Alterssicherung von Betriebsleitern bei. Sodann leitete Hemmerling über zum Landesprogramm Biologischer Klimaschutz, das aus folgenden Säulen besteht: Wiedervernässung von Mooren, Naturwaldneubildung, Waldumbau und Vernässung sowie Umwandlung von Ackerflächen zu Grünland. Die höchste Klimaschutzwirkung und Treibhausgaseinsparpotenzial liegt dabei in der Wiedervernässung von Mooren. Es bestehen weitere Synergieeffekte zu Naturschutz und Biodiversität, zum Gewässerschutz und zum Bodenschutz. Als Ziele werden die Sicherung und Vernässung von 8.000 ha zusätzlicher Moorfläche bis 2030 benannt.

Fazit

Der Fachausschuss wird sich dieses wichtigen Themas weiter annehmen und sich in diesem Spätsommer zu einer nächsten Sitzung vor Ort verabreden. Es ist geplant, die neu von der Stiftung Naturschutz eingerichtete Klimafarm in Erfde zu besuchen und Fragen der nassen Moorbewirtschaftung dort zu vertiefen.

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