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Getreideganzpflanzensilage auf der Geest

Wie haben Winterroggen und Wintertriticale abgeschnitten?
Von Dr. Elke Grimme, Landwirtschaftskammer SH
Ausbleibende Niederschläge und steigende Temperaturen im Frühjahr kündigten im trockenen, sonnigen und warmen Juni Futterknappheit an, sodass vielerorts mehr Getreide als Ganzpflanzensilage geerntet wurde. Fotos: Dr. Elke Grimme

In Schleswig-Holstein sind in diesem Jahr nach den vorläufigen Ergebnissen des Statistikamts Nord 10.900 ha Getreide zur Ganzpflanzensilage (GPS) angebaut worden. Dies entspricht einem Zuwachs von 20 % zum Vorjahr: Aufgrund der sich ankündigenden Futterknappheit im Juni könnte sich die Erntefläche noch erhöht haben. Die Landwirtschaftskammer führt auf dem Versuchsstandort Schuby (SL) seit Jahren Sortenversuche zu Getreide-GPS in Winterroggen und Wintertriticale durch. Der Artikel beschreibt die jüngsten Versuchsergebnisse dazu.

Von den geprüften Sorten bei Winterroggen besitzt diesmal nur eine die Zulassung zur Silonutzung, die restlichen Sorten gehören der Nutzungsrichtung Korn an. Im Prüfsortiment Wintertriticale für GPS sind vier Sorten mit Silozulassung enthalten.

Getreide-GPS-Ergebnisse 2023

Die aufgeführten ein- und dreijährigen Ergebnisse in Tabelle 1 zeigen auf einen Blick, wie unterdurchschnittlich die diesjährigen Trockenmasseerträge der GPS im Vergleich zum dreijährigen Mittel ausgefallen sind. Auch die im Jahresvergleich vorgezogene Ernte war zu spät, die erzielten Trockensubstanzgehalte liegen um mehr als 3 % über den angestrebten Werten zwischen 35 und 40 %.

Üblicherweise liegen die Erntetermine Ende Juni und Anfang Juli. In diesem Jahr jedoch zeigte sich früh, dass die Abreife nicht über das Korn, sondern über die Restpflanze erfolgte. Erwartete und erhoffte Niederschläge zu Mitte Juni und damit verbundene noch mögliche Einlagerungen ins Korn und Kornfüllungen blieben aus. Die vorherrschende Trockenphase bei steigenden Temperaturen in dieser Zeit ließ die Getreidepflanzen sehr schnell abreifen. Das zeigte sich auch an hohen Rohfaser- und niedrigen Stärkegehalten im Vergleich zum dreijährigen Mittel (Tabelle 1).

Die in diesem Jahr erzielten Trockenmasseerträge in den Ganzpflanzensilage-Sortenversuchen in Schuby sind im Vergleich zu den Vorjahren unterdurchschnittlich.

Der Rohfasergehalt beschreibt den Strohanteil in der GPS. Laut Literatur wird eine gute Qualität mit Rohfasergehalten unter 24 % in der Trockenmasse erzielt. Die diesjährig erzielten Rohproteinwerte variieren jedoch je nach Getreideart und Kornanteil im Mittel zwischen 6,3 % und 6,9 % Rohprotein pro Kilogramm Trockenmasse (siehe Tabellen 2 und 3). Sortenunterschiede sind sowohl in den Erträgen als auch in den Futterqualitäten der aufgeführten Getreidearten auszumachen. Leider fehlen aufgrund technischer und menschlicher Fehler von drei Winterroggen-Prüfsorten die Trockenmasseerträge und -gehalte, die Qualitätsanalysen wurden wie bei den übrigen Sorten an Mischproben durchgeführt.

Produktionstechnik und Pflanzenschutz anpassen?

Sämtliche ertragssteigernden und -sichernden Maßnahmen der Körnernutzung werden auch in der GPS-Produktion angewandt. Für den Anbau von Getreide-GPS gelten dieselben Empfehlungen zu Standortansprüchen, Bodenbearbeitung, Saatbettbereitung, -technik, -termin, -stärke, Nährstoffversorgung und Pflanzenschutz wie für die Kornproduktion.

Der Pflanzenschutz ist praxisüblich ausgerichtet, ein Verzicht auf Herbizide, Wachstumsregler, Fungizide und Insektizide ist bei Notwendigkeit nicht empfehlenswert. Konkurrenzdruck und Folgeverunkrautung durch Unkräuter sind mit Herbizidmaßnahmen zu reduzieren, um Ertragsverluste zu minimieren. Durch Verzicht auf Wachstumsregler kann es zu Ernteerschwernissen durch lagerndes Getreide kommen, Schmutzeintrag und Ertragsverluste sind dann die Folgen. Fungizidmaßnahmen können sehr ertragswirksam bei frühem Befall mit Mehltau und auch Rost sein. Beim Fungizideinsatz ist grundsätzlich die Wartezeit bis zur Ernte einzuhalten. Die angegebenen Wartezeiten gelten sowohl für die Getreidekorn- als auch für die GPS-Produktion. Selbiges gilt auch für Behandlungen des Getreides mit Insektiziden nach Auftreten von Schaderregern.

Ein Blick auf die Düngung

Nach der aktuellen Düngeverordnung ist für die Düngung von Stickstoff und Phosphat eine Bedarfsermittlung vor dem Ausbringen der Nährstoffe erforderlich. Die vorgesehene N-Gesamtmenge wurde hier in zwei Gaben zu Vegetationsbeginn und zu Anfang der Schossphase verabreicht. Auf die dritte, qualitätsorientierte Stickstoffgabe zur Kornfüllung wurde verzichtet, ein hoher Proteingehalt bringt für diese Produktionsrichtung keine Vorteile. Die Haupt-N-Gabe liegt terminlich zu Vegetationsbeginn, um den vegetativen Apparat des Getreides zu fördern. Für die Düngung weiterer Grundnährstoffe ist auf die Bodenversorgungsstufe, basierend auf einer Bodenanalyse, zu achten. Aus den „Richtwerten für die Düngung 2022“ lässt sich der Bedarf der einzelnen Nährstoffe je nach Bodenart ableiten.

Der Erntezeitpunkt ist entscheidend

Die Erntezeitspanne bei Getreideganzpflanzen ist mit wenigen Tagen von sich aus schon sehr gering. Doch in diesem Jahr einen optimalen Erntezeitpunkt für die GPS zu finden, war äußerst schwierig, da die Abreife über die Restpflanze durch die vorherrschende Trockenphase im Frühjahr und die sich einstellenden hohen Temperaturen ab Ende Mai sehr beschleunigt wurde. Zur Ernte sollten die Halmknoten noch grün sein, die Gelbfärbung des Strohs setzt erst ein. Das Korn lässt sich dann noch mit dem Fingernagel eindrücken, es spritzt aber nicht mehr.

Zu diesem angestrebten Erntezeitpunkt können Trockenmassegehalte von 35 bis 40 % erzielt werden, das Korn befindet sich am Ende der Milchreife beziehungsweise am Anfang der Teigreife. Zur diesjährigen GPS-Ernte hatte das Korn jedoch zum Teil noch nicht die Milchreife erreicht, der Korninhalt war wässrig, die niedrigen Stärkegehalte zeigen es an.

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