Im Heider Stadttheater feierte der Landjugendverband Schleswig-Holstein ein besonderes Jubiläum mit vielen Gästen, Ausgelassenheit und einem Blick auf Vergangenes und die Zukunft.
Monatelang hatte die Projektgruppe geplant, organisiert und vorbereitet. Ende Oktober war es so weit: Der Landjugendverband Schleswig-Holstein feierte sein 75-jähriges Bestehen im festlich geschmückten Stadttheater in Heide. Ein würdiger Rahmen für ein Jubiläum, das nicht nur die Geschichte, sondern vor allem den Zusammenhalt einer starken Gemeinschaft feierte.
Humorvoller Auftakt und starke Worte
Nach und nach trafen sie ein: Ehrengäste, ehemalige Vorsitzende, Weggefährten und aktive Landjugendliche aus allen Teilen des Landes. Bekannte Gesichter aus Kreisverbänden und Ortsgruppen, Vertreter befreundeter Verbände und natürlich die Geschäftsstelle sowie der Landesvorstand sorgten dafür, dass der Saal sich rasch füllte. Trotz Regen und begrenzter Parkplätze verlief der Einlass entspannt. „Landjugendlich pünktlich“ hieß es augenzwinkernd, denn der Beginn verzögerte sich nur um 10 min, was bei solchen Veranstaltungen durchaus im Rahmen liegt.
Marlies Muxfeldt und Sören Schatt eröffneten den Abend und hießen alle Gäste herzlich willkommen. Danach übernahmen die ehemaligen Vorstandsmitglieder Hannes Bumann und Tim Blöcker die Moderation – mit viel Charme, Humor und einer kleinen Showeinlage: Das Sakko musste kurzzeitig fallen, um das weiße Landjugend-Shirt darunter zu präsentieren. „So passt’s besser“, meinten die beiden und das Publikum war sofort auf ihrer Seite.
Im Anschluss folgten die Grußworte, landjugendtypisch kurzweilig, denn nach jeder Rede mussten sich die Redner noch ein paar spontanen Fragen der Moderation stellen. So entwickelte sich ein launiger Austausch auf der Bühne, in dem Erinnerungen, Anekdoten und aktuelle Themen ihren Platz fanden.
Erinnerungen und Wegbegleiter
Gemeinsam auf der Bühne standen Claudia Jürgensen (Präsidentin des LandFrauenverbands SH), Klaus-Peter Lucht (Präsident des Bauernverbands SH) und Ute Volquardsen (Präsidentin der Landwirtschaftskammer SH). Sie blickten auf ihre eigenen Anfänge in der Landjugend zurück; auf erste Projekte, neue Freundschaften und lange Partynächte. Mit einem Lächeln erinnerte sich Claudia Jürgensen an ihre erste Begegnung mit Tajo Lass, dem späteren ersten Vorsitzenden – natürlich beim Hüttenabriss. „Nicht lang schnacken, einfach anpacken“, lautete seine Devise, erzählte sie. Diese Tatkraft habe sie von Anfang an beeindruckt. Heute zollt sie den jungen Leuten großen Respekt, die Landwirtschaft und Ehrenamt miteinander verbinden: „Die Landjugend ist dabei ein großer Motivator!“ Auch sie selbst war einst mittendrin.
Klaus-Peter Lucht hob die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit der Landjugend hervor und dankte auch für die Aktivität in der Ausschussarbeit. „Darauf können wir stolz sein und das soll auch so bleiben.“ Kurz zuvor hatte der Bauernverbandspräsident noch über seine eigenen Anfänge in der Landjugend berichtet, wobei vor allem spektakuläre Partynächte in Erinnerung geblieben seien. Auf die Frage, wie der Bauernverband weiblicher und jünger werden könne, warb Lucht dafür, Frauen noch stärker in Ausschüsse einzubinden, Netzwerke zu fördern und digitale Möglichkeiten zu nutzen – das sei ein Weg, um den Verband jünger und weiblicher zu machen.
Ute Volquardsen hob hervor, dass Parität und Gleichberechtigung in der Landjugend schon seit den 1950er Jahren ein Thema seien. „Das war damals wie heute ein prägendes Merkmal der Landjugend“, betonte sie und berichtete, wie sie damals als Jugendliche nach der Konfirmation mit ihrer Schwester zur Landjugend stieß.
Humor, Haltung und ein Hauch Nostalgie
Auch Staatssekretärin Anne Benett-Sturies, die Agrarminister Werner Schwarz (CDU) vertrat, gratulierte herzlich und lobte die Landjugend für ihr Engagement in der Bildungsoffensive des Landes. Sie sei ein verlässlicher Partner, wenn es um Zukunftsthemen gehe.
Für den Bund der Deutschen Landjugend sprach Bundesvorsitzender Lars Ruschmeyer – und wurde gleich zu Beginn gefragt, ob er denn dieses Jahr auch Mais gefahren habe. „Ja, und ohne mich festzufahren!“, gab er lachend zurück. Trotz zweier Autopannen auf dem Weg von Dresden nach Heide hatte er es noch rechtzeitig geschafft. In seiner Ansprache hob er hervor, wie aktiv Schleswig-Holstein in der Landjugendarbeit, auch im Bundesverband, sei – von der 72-Stunden-Aktion bis zu klaren politischen Positionen. „Aktiv, engagiert, am Puls der Zeit und dabei oft mit einer beneidenswerten Ruhe“, so fasste Lars Ruschmeyer seine Eindrücke zusammen. Diese Gelassenheit habe sich besonders beim Deutschen Landjugendtag im vergangenen Jahr in Jübek gezeigt, der für ihn zu den schönsten Erlebnissen zähle.
Danach übernahm mit Volker Haack ein früherer Landesvorsitzender das Mikrofon. Zwischen 1985 und 1987 stand er an der Spitze des Verbandes und brachte als Erinnerungsstück seinen alten Reisekoffer mit, der ihn früher zu Landjugendtreffen im In- und Ausland begleitet hat. „Damals wurde ich von meiner Mutter einfach angemeldet, das war rückblickend das Beste, was sie machen konnte“, erinnerte er sich mit einem Lachen.
Mit Humor berichtete er von den „Getränkesitten“ vergangener Zeiten und vom Wandel der Landjugend. „Heute ist vieles entspannter, damals war’s strenger, aber feiern konnten wir schon immer gut.“ Mit Humor nahm Volker Haak die Bürokratie aufs Korn, die er als Bürgermeister nur zu gut kennt. Manchmal, so seine augenzwinkernde Botschaft, täte ein bisschen mehr „einfach Machen“ gut – Projekte anpacken, statt sich in Formularen zu verlieren. „Wenn etwas gebaut ist, dann steht es eben und dann soll erst einmal jemand kommen und es wieder abreißen.“ Der Saal lachte zustimmend. Mit Nostalgie blickte Haack auf frühere Zeiten zurück, als sogar ein Flugzeug zur Grünen Woche nach Berlin genommen wurde. Nur 20 min dauerte der Trip in die Hauptstadt. Heute kaum vorstellbar, damals aber ein echtes Abenteuer.
Buffet, Zeitung und die längste Nacht
Nach so vielen Geschichten und Erinnerungen eröffnete Marlies Muxfeldt das Buffet und erklärte traditionell den „Bratenlauf“. Nach dem Festessen füllte sich das Foyer zusehends, denn jetzt trafen nach und nach die Landjugendlichen aus ganz Schleswig-Holstein ein, teils mit Bussen angereist, um gemeinsam zu feiern.
Ab 21 Uhr wurde das Stadttheater endgültig zur Partyzone. Es wurde getanzt, gelacht und gefeiert, und das bis weit nach Mitternacht, denn durch die Zeitumstellung dauerte die Nacht eine Stunde länger. Wer kurz durchschnaufen wollte, blätterte in der Jubiläumszeitung, die auf den Tischen auslag. Sie bot viele Fotos, Grußworte und einen spannenden Rückblick auf 75 Jahre Landjugendgeschichte.
Ein Abend, der im Gedächtnis bleibt
Das 75. Jubiläum war mehr als nur ein Fest. Es war ein Stück Landjugendgeschichte, lebendig erzählt und gefeiert von Menschen, die die Bewegung geprägt haben, damals wie heute.
Ein besonderer Dank gilt dem Stadttheater Heide, der Projektgruppe und allen, die diesen Abend möglich gemacht haben. Und so bleibt von dieser Feier nicht nur der Duft der köstlichen Rouladen in Erinnerung, sondern das Gefühl, Teil einer großen Gemeinschaft zu sein, die auch nach 75 Jahren nichts von ihrer Begeisterung verloren hat.




