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Cyanblaue Interventionen

Anja Schindlers „Spiegel der Welt“ auf Schloss Gottorf
Von jae/pm
Die Gotische Halle gehört zu den eindrucksvollsten Räumen des Schlosses. Dort beginnt die Schloss-Tour der etwas anderen Art. Foto: Iris Jaeger

Wer sich ab kommendem Sonnabend, 9. März, auf den historischen Rundgang in Schloss Gottorf begibt, wird sein (cyan)blaues Wunder erleben. Denn das ist die bevorzugte Farbe von Konzeptkünstlerin Anja Schindler, mit der sie in einen Dialog zu der Ausstellung, den Räumlichkeiten und der Historie tritt und die sie mit ihren gefärbten Objekten widerspiegelt – ein Spiegel der Welt. So lautet auch der Titel der Ausstellung, die bis zum 6. Oktober zu erleben ist.

Zwei Jahre lang hat sich Anja Schindler auf diese Ausstellung vorbereitet, Schriften und Bücher studiert, recherchiert, sich tief in die Geschichte des Schlosses und des Landes zu Zeiten Herzog Friedrich III. eingearbeitet. Insgesamt 20 Installationen über zwei Etagen verwandeln die Gottorfer Dauerausstellung im historischen Rundgang.

Foto: Iris Jaeger

In jedem Raum gibt es etwas Neues zu entdecken, das neugierig macht auf das, was sie mit ihren Interventionen widerspiegelt. „Dadurch wird man auch immer wieder auf Objekte aufmerksam gemacht, die man vorher so noch nicht gesehen hat. Das ist es, was Kunst kann – den Blick zu öffnen und Horizonte zu orten“, sagte Kurator der Ausstellung, Dr. Ingo Borges. „Anja Schindlers Objekte und vielteilige Arrangements in leuchtendem Cyanblau laden zur Auseinandersetzung mit der barocken Glanzzeit des Gottorfer Hofes im 17. Jahrhundert unter Herzog Friedrich III. und seinen Nachfolgern ein“, lautet die Beschreibung.
Von der Mitte des 17. bis ins frühe 18. Jahrhundert war die Residenz der Herzöge und Herzoginnen von Schleswig-Holstein-Gottorf eine in ganz Europa berühmte Stätte des Wissens, der bildenden Kunst, Musik und Gartenkunst. Insbesondere die kostbare Bibliothek, die reiche Kunst- und Wunderkammer, der Terrassengarten mit seiner legendären Pflanzensammlung und der begehbare Riesenglobus zogen Bewunderer an. Die Atmosphäre jener Zeit hat Anja Schindler in eine eigene aktuelle Bildsprache umgesetzt und die barocken Ideen in Form von künstlerischen Interventionen an den Originalschauplätzen neu interpretiert.

Foto: Iris Jaeger

Einst wollte man mit den Kunst- und Wunderkammern die ganze Welt in einen Raum holen, erforschen und verstehen. Die versammelten Objekte spiegelten den (damals bekannten) Kosmos wider. Nun entsteht durch Anja Schindlers Werke ein neuer Spiegel der Welt. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft treten in Dialog. Besucherinnen und Besucher des Schlosses können sich entlang der leuchtend blauen Kunstinstallationen über zwei Stockwerke auf eine Entdeckungsreise begeben.

Die erste große Installation findet sich in der Gotischen Halle. Mit ihr knüpft Anja Schindler an die ehemalige Nutzung dieses Raumes an: Um 1500 entstanden, wurde der Saal im 17. Jahrhundert als Hofbibliothek genutzt. Eine große und überaus kostbare Büchersammlung wurde hier aufbewahrt. Einen besonderen Schatz der Bibliothek stellte der Gottorfer Codex dar. Dies ist ein vierbändiger Pflanzen- und Blütenatlas von 1649/59 mit 1.180 Pflanzenbildern. Anja Schindler erinnert daran mit ihren in Öl eingelegten Pflanzen-Zeichnungen auf alten Dokumenten und den in Gläsern konservierten Früchten und Pflanzenteilen. Auch auf die Wurzeln der Pflanzen nimmt sie Bezug, „da sie wie Fäden in die Welt gehen“, so die Künstlerin. Cyanblau sei eine Farbe, die es so in der Natur nicht gebe und die somit funktioniere, Dinge hervorzuheben, ihnen Leben einzuhauchen und sie mitunter auch überzeichnet in den Kontext zu stellen, so die Künstlerin, die ihre Objekte damit bemalt, besprüht, lackiert oder sie in die Farbe eintaucht. „Ihre dreidimensionalen Stillleben schlagen eine Brücke vom Barock ins Heute, ihre Arbeiten sind Akkumulationen von Dingen, die abseits ihrer materiellen Realität von der wissenschaftlichen Neugier und dem Forschungsdrang der Vergangenheit zeugen, von einer immerwährenden Suche nach Schönheit. Wir sind zum Staunen und Bewundern eingeladen, ein verlockendes Angebot“, findet Kurator Dr. Ingo Borges.

Foto: Luise Lentfer
Konzeptkünstlerin Anja Schindler
Foto: Iris Jaeger
Foto: Iris Jaeger
Foto: Iris Jaeger
Foto: Luise Lentfer
Foto: Luise Lentfer
Foto: Iris Jaeger
Foto: Iris Jaeger
Foto: Iris Jaeger
Foto: Iris Jaeger
Foto: Iris Jaeger


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