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„Wir Frauen müssen zusammenhalten!“

Schauspielerin Elena Uhlig ist Stargast auf dem LandFrauentag 2025
Von Interview: Claudia Pless
Elena Uhlig bei der Premiere der ARD-Sketch-Comedy „Smeilingen – Ein Dorf wie Du und Ich“ Ende vergangenen Jahres in Köln Foto: Imago

Sie ist eine der beliebtesten Schauspielerinnen Deutschlands, Moderatorin, Buchautorin, Geschäftsfrau, Social-Media-Ikone und vierfache Mutter. Am 14. Juni ist Elena Uhlig zu Gast auf dem LandFrauentag in Neumünster und plaudert aus ihrem bewegten Leben. Im Interview mit dem Bauernblatt verrät die bodenständige Entertainerin, die mit dem TV-Star Fritz Karl verheiratet ist und Ende Juli 50 Jahre alt wird, was sie am Landleben schätzt, weshalb sie den Norden liebt und was sie mit Hamburg verbindet. Außerdem erzählt die gebürtige Düsseldorferin, wie ihr Leben von starken Frauen geprägt wurde, warum sie für weibliche Solidarität wirbt und Humor gerade in schwierigen Zeiten so wichtig ist.

Bevor Sie 2019 nach München gezogen sind, haben Sie acht Jahre lang auf dem Land in Oberösterreich, der Heimat Ihres Mannes, gelebt. Was ist Ihnen aus dieser Zeit besonders in Erinnerung geblieben?

Elena Uhlig: Die Ruhe. Auch wenn mir Stille manchmal Angst macht. Aber wenn auf dem Land Nacht ist, ist da Nacht – alles ist dunkel und ruhig. Dann kommt man auch selbst leichter zur Ruhe. Und obwohl ich im Grunde meines Herzens eine Großstadtpflanze bin und den Trubel liebe, habe ich diese Ruhe sehr genossen und die Weite der Landschaft, diesen unverbauten Blick. Auch für unsere Kinder war das Landleben toll. Sie konnten dort mitten in der Natur spielen, viel draußen sein, reiten, Tiere streicheln. Auf dem Land wachsen Kinder viel freier auf, ihr Bewegungsradius ist viel größer als in der Stadt. Sie können sich dort viel mehr ausprobieren. Die Schulen sind kleiner, man kennt sich mehr, hat engen Kontakt zu den Nachbarn, hilft sich gegenseitig. Die Anonymität, die oft in der Stadt herrscht, gibt es auf dem Land nicht.

Haben Sie auch am Dorfleben teilgenommen?

Klar, diese gelebte Gemeinschaft gehört auf dem Dorf dazu. Dieses bewusste Miteinander ist auf dem Land viel ausgeprägter als in der Stadt und wird auch viel mehr gepflegt. Das hat mir gefallen. Dadurch haben sich neue Freundschaften entwickelt, und ich habe sogar einen Frauen-Stammtisch gegründet. Toll fand ich auch das aktive Vereinsleben und die vielen Dorffeste.

Sie sind leidenschaftliche Hobby-Köchin und haben die erste Staffel der Kochsendung „Stadt Land Lecker“ moderiert. Was und wo essen Sie selbst am liebsten?

Also, ich liebe ein gutes Schnitzel auf dem Land. Und Grießnockerlsuppe finde ich auch total lecker. Wenn wir selbst kochen, probieren wir auch gern mal neue Rezepte aus. Dabei legen wir aber Wert auf bewusstes Essen und gute Lebensmittel. Also möglichst natürliche, unverarbeitete Ware ohne lange Transportwege, Fleisch aus artgerechter Haltung. Was ich auf dem Land übrigens auch liebe, sind diese kleinen Hofläden und Kühlschränke auf Bauernhöfen, wo man Produkte aus eigener Herstellung kaufen kann und du siehst, wo das Essen herkommt. Oder diese Warenstände mit Eiern direkt vom Hof, wo man das Geld auf Vertrauensbasis in eine Kasse wirft. So etwas funktioniert nur auf dem Land.

Und warum haben Sie dem Landleben dann trotzdem den Rücken gekehrt?

Weil mein berufliches Leben vor allem in der Stadt stattfindet. Zu meinem Beruf gehört eben auch, öfter mal Veranstaltungen zu besuchen, mein berufliches Netzwerk zu pflegen. Und das ist auf dem Land sehr schwierig. Außerdem sind mein Mann und ich als Schauspieler viel unterwegs. Das heißt, einer von uns beiden ist meistens weg. Als unsere Kinder klein waren, war das überwiegend mein Mann, und ich war mit den Kleinen allein zu Hause. Hier in München bin ich nie allein. Und wir schätzen natürlich auch, dass der Bahnhof mit ICE-Anschluss gleich ums Eck ist. Die Verkehrsanschlüsse auf dem Land waren schon sehr bescheiden. Ohne Auto war man dort ziemlich verloren.

Sie bezeichnen sich selbst als Volksschauspielerin, gelten als bodenständig und frei von Starallüren. Warum ist Ihnen Nahbarkeit so wichtig?

Ich finde es toll, wenn die Leute bei mir das Gefühl haben: „Die ist eine von uns.“ Ich spiele ja für die Menschen und nicht gegen sie. Am Anfang meiner Karriere wollte ich natürlich – wie wohl jeder Schauspieldebütant – die ganz großen Sachen spielen. Doch heute weiß ich, dass mir das andere mehr liegt. Ich spiele aktuell nicht massenhaft Rollen. Auch weil es für Filmschaffende gerade eine schwierige Zeit ist, besonders für Schauspielerinnen. Das heißt: Ich drehe immer wieder etwas, und es macht mir Spaß. Aber es ist nicht so, dass sich bei mir die Drehbücher stapeln. Deshalb mache ich mein eigenes Ding und habe auf Instagram meinen eigenen kleinen Sender.

Gibt man mit einem eigenen Instagram-Kanal nicht auch einen Teil seiner Privatsphäre auf?

Man muss dort eine klare Grenze ziehen. Was ich auf Instagram anstelle, gehört zu meinem Beruf. Privates poste ich dort so gut wie nie, Persönliches schon. Denn persönlich ist nicht gleich privat. Das zu trennen, ist nicht immer ganz leicht, weil dort Menschen manchmal sehr nah an dir dran sind und auch Sachen fordern und meinen, Dinge schreiben zu können, die gar nicht gehen. Das stresst mich zwar hin und wieder, aber dafür redet mir da keiner hinein, ich bin mein eigener Boss: Senderchefin, Redakteurin, Regisseurin, Schauspielerin. Und ich kann dort Themen ansprechen, die mir wichtig sind.

Welche Themen meinen Sie konkret?

Zum Beispiel Gesundheitsthemen, für die mache ich mich auch auf meinem Instagram-Kanal stark und ermutige die Menschen, regelmäßig zur Vorsorge zu gehen. Dort spreche ich auch über meine Wechseljahre, über Hitzewallungen und dieses Chaos im Körper und im Gehirn. Denn ich finde: Mit diesen Themen sollten wir viel offener umgehen.

Und wie sehen Sie Social Media bei jungen Menschen?

Sehr kritisch. Deshalb bin ich bei unseren Kindern in Sachen Social-Media-Konsum ziemlich streng, und die Kleinen sind natürlich nicht bei Instagram. Ich finde, ein zu früher Umgang mit den Sozialen Medien tut jungen Menschen nicht gut. Vor allem bei Kindern ist die Gefahr groß, dass sie sich von TikTok und Co. beeinflussen lassen und Dinge von Influencern nachplappern, die sie selbst noch gar nicht verstehen.

Sie haben vor ein paar Jahren Ihr eigenes Modelabel „fra)uu(hlig“ gegründet. Wie kam es dazu?

Ich wollte ehrliche Mode von einer Frau für andere Frauen kreieren. Lieblingsstücke, die das Leben schöner machen. Farbenfrohe Mode für Frauen mit Normalmaß. Meine Kollektion ist unkonventionell, einzigartig und betont fraulich. Alle Kleidungsstücke werden unter fairen Arbeitsbedingungen in Litauen produziert, nachhaltig und mit Mulesing-freier Wolle. In kleiner Auflage und hoher Qualität. Bei mir gibt es keine S, M, L-Größen und vor allem kein XL oder XXL, sondern Kleidung „in kleiner“, „in mittel“ oder „in größer“. Keine Mode für große Anlässe, sondern Wohlfühlklamotten für jeden Tag, aber trotzdem bunt, kreativ und mit Mehrwert. Deshalb heißt meine Lieblingsstrickjacke auch „24/7“.

Für viele Frauen sind Sie ein Vorbild – eine starke Frau, die sich nicht verbiegen lässt und offen zu ihren kleinen Schwächen steht. Mussten Sie sich dieses Selbstbewusstsein erst im Laufe des Lebens erarbeiten?

Zu sagen: „Ich stehe zu mir, genauso wie ich bin“, das ist mir früher viel schwerer gefallen als heute. Da bin ich inzwischen deutlich gelassener, habe aber auch an mir gearbeitet. Heute lasse ich mir weniger gefallen und tue mir manches nicht mehr an, renne nicht mehr jedem Modetrend hinterher. Aber natürlich gibt es auch Tage, an denen ich mit mir selbst hadere. Und das muss auch erlaubt sein. Ich hatte auch schon die eine oder andere Panikattacke im Laufe der Jahre und habe mir Hilfe geholt. Aber grundsätzlich finde ich das Leben sehr lebenswert. Deshalb sollten wir es auch genießen und uns als Frau nicht damit befassen, wie viele Kilos wir auf die Waage bringen. Wir müssen es weder anderen recht machen noch uns fraglichen Schönheitsnormen unterwerfen. Wir sind so wie wir sind, und das ist gut so.

Sie sind gebürtige Düsseldorferin mit jüdischen Wurzeln, Tochter einer Deutschen und eines Griechen und verheiratet mit einem Österreicher. Wie wichtig ist Ihnen Vielfalt?

Sehr wichtig. Ich selbst bin ja auch multikulti (lacht). Und ich finde es toll, in einem Land zu leben, in dem jeder Mensch die gleichen Rechte hat – unabhängig von Religion, Kultur, Geschlecht oder sexueller Orientierung. Dass das nicht selbstverständlich ist, wurde mir erst richtig bewusst, als ich meinen Mann vergangenes Jahr als Adolf Hitler in „Führer und Verführte“ sah, einen Film über die nationalsozialistische Propaganda. Das war verstörend. Und mir wurde klar, wie gefährdet unsere Demokratie ist, wenn wir sie nicht schützen und unsere Stimme erheben. Meine Urgroßeltern wurden von den Nazis verfolgt. Nur durch sehr viel Glück und mutige Mitmenschen haben sie überlebt.

Zu Ihrem eigenen Leben: Sie werden am 31. Juli runde 50. Wie gehen Sie mit diesem Jubiläum um?

Möglichst offensiv, ich werde diese Zahl jedenfalls nicht totschweigen. Ich hab mich immer darüber geärgert, wenn es hieß: Männer werden im Alter interessanter und Frauen unsichtbar. Nein! Gerade im Alter sollten wir Frauen Farbe bekennen. Mit 50 ist es höchste Zeit, sich selbst auf die Schulter zu klopfen, Vollgas zu geben und Spaß zu haben.

Wenn Sie zurückblicken, erkennen Sie da einen roten Faden, der sich durch Ihre ersten fünfzig Lebensjahre zog?

Ein roter Faden sind sicherlich die vielen starken Frauen, die mich durch mein Leben begleitet haben. Sie gehören zu den elementaren Dingen in meinem Leben. Ohne sie wäre ich nicht die Person, die ich heute bin. Ein großes Vorbild war zum Beispiel meine Oma, die mitten im Krieg anfing, Medizin zu studieren, und später mit drei kleinen Kindern eine Praxis in Hamburg führte. Sie war ein ganz toller Mensch und stets für mich da. Sie hat mich immer liebevoll aufgefangen und mich ermutigt, ehrlich zu sein und zu mir zu stehen. Und mir als Frau klarzumachen, was ich will. Ihr Credo: Eine Frau ist genauso viel wert wie ein Mann. Männer und Frauen sind gleichberechtigt. Das lebe ich auch in der Beziehung mit meinem Mann.

Machen Sie sich deshalb immer wieder für Frauen-Solidarität stark?

Ich bin mit Frauen aufgewachsen. Meine Mutter war quasi alleinerziehend, hatte aber immer starke Frauen an ihrer Seite. Das hat mich geprägt. Ich selbst bin auch eher ein „Girl’s Girl“ – eine Frau, die andere Frauen unterstützt und nicht als Konkurrenz sieht. Wir Frauen müssen doch zusammenhalten. Der Weg als Frau ist immer noch ungleich schwerer als der von Männern. In Sachen Gleichberechtigung sind wir heute noch lange nicht dort, wo wir eigentlich sein sollten. Wir müssen auch darauf achten, dass Frauen nicht in die Armutsfalle geraten. Deshalb finde ich es wichtig, Frauen-Solidarität zu leben. Das ist zwar nicht immer ganz einfach, aber unerlässlich: Wir Frauen müssen unsere Frau stehen!

Hatten Sie selbst auch immer gute Freundinnen an Ihrer Seite?

Seit meiner Kindheit, und diese Freundschaften sind mir enorm wichtig, vielleicht weil ich als Einzelkind aufgewachsen bin. Meine Freunde waren für mich immer meine Familie, und viele sind es heute noch. Ich habe Freundinnen, die ich schon ewig kenne. Auch meine älteste Freundin ist immer noch an meiner Seite, und wenn’s mal hart auf hart kommt, dann sind wir füreinander da. Wir kennen uns in- und auswendig. Man versteht sich blind, man weiß, wovon die andere redet, man spürt sofort, wenn’s der anderen nicht so gut geht. Man ist im gleichen Körper. Sogar über die Wechseljahre können wir uns austauschen (lacht). Inzwischen lebt sie übrigens in Lübeck.

Haben Sie sonst noch eine besondere Beziehung zum Norden?

Hamburg ist mir sehr vertraut. Als Kind und später als Schauspielstudentin war ich dort regelmäßig bei meiner Oma zu Besuch. Und ich liebe die Nordsee. Die Ostsee zwar auch, aber die Nordsee noch mehr, weil sie rauer ist. Und obwohl ich schon ewig im Süden lebe, mag ich den Norden sehr gern.

Kurz vor Ihrem runden Geburtstag erscheint Ihr neues Buch „50 ist kein Tempolimit“. Was hat Sie dazu bewegt?

Ich wollte keinen Ratgeber schreiben, sondern anderen Menschen in meiner Altersklasse Mut zusprechen. Denn ich hatte das Gefühl: In jedem Alter hat man irgendwelche Verbote. Deshalb habe ich mich gefragt: Wann kommt das Lebensalter, in dem man endlich sein und machen kann, was man will? Natürlich sollte man immer auf seine Gesundheit achten, aber man muss auch mal ohne Reue und schlechtes Gewissen genießen dürfen. Wenn nicht mit 50, wann dann?

Zur Person

Als Kommissarin Nina Metz in der Krimiserie „Mit Herz und Handschellen“ wurde sie bekannt. Seitdem war Elena Uhlig in vielen TV- und Kinoproduktionen zu sehen (darunter „Klassentreffen“, „Mich hat keiner gefragt“, „Der Junge muss an die frische Luft“). Auch als Moderatorin und Buchautorin (unter anderem „Qualle vor Malle“, „Mein Gewicht und ich“) ist die gebürtige Düsseldorferin und studierte Schauspielerin erfolgreich. Große Popularität erzielt die Entertainerin und Podcasterin auch in den Sozialen Medien. Neben ihrem Instagram-Kanal hat sie auch ihr eigenes Mode-Label „frau)uu(hlig“. Die Halbgriechin lebt mit ihrem Mann, dem österreichischen Schauspieler Fritz Karl, sowie den vier Kindern in München. ple

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