StartNachrichtenBetriebsführungVom Milchviehbetrieb zur Produktion von Pflanzenkohle

Vom Milchviehbetrieb zur Produktion von Pflanzenkohle

Fachausschuss Einkommensalternativen tagte in Osterrade
Von Ingken Wehrmeyer, Landwirtschaftskammer SH
Im Granulat ist CO

„Wer nicht wagt, der nicht gewinnt“ heißt es im Volksmund. Die Bedeutung: Man muss sich auch einmal etwas trauen, denn oftmals führen die mutigen Entscheidungen zum Erfolg. Genau diesen Weg schlugen zwei Brüder aus Dithmarschen ein – mit Erfolg.

Mathis und Steffen Block sind ein gutes Team. Davon konnten sich die Mitglieder des Fachausschusses Einkommensalternativen auf dem Betrieb in Osterrade, Kreis Dithmarschen, in jeder Hinsicht informieren. Die Brüder boten einen umfangreichen Einblick in ihre Geschäftsidee, die sie gemeinsam in die Tat umsetzten.

Der Fachausschuss Einkommensalternativen besuchte den Betrieb von Mathis Block in Osterrade, v. li.: Enno Karstens, Leiter Abt. Bildung und Beratung der LKSH, Astrid Petersen, 2. Vorsitzende, Inken Engelbrecht, Eike Brandt, Silke Stammer, Mathis Block, Geschäftsführer Block Bio Innovationen, Steffen Block, Geschäftsführer Block Bio Innovationen, Iris Petersen, Ute Bielfeldt, Vorsitzende, Annette Blöcker, Heidi Thamsen, Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer SH.

Bereits 2016 hätten sie die vielfältigen Möglichkeiten für die Landwirtschaft erkannt, erzählte Steffen Block. Pflanzenkohle werde durch die pyrolytische Verkohlung von pflanzlicher Biomasse hergestellt (der Begriff „Pyrolyse“ stammt aus dem Griechischen und bedeutet wörtlich „Feuerauflösung“). Davon gab es auf dem Hof mehr als genug, nämlich zum Beispiel Knickholz, das jedes Jahr beim Rückschnitt anfällt. Zu der Zeit arbeitete Steffen Block allerdings noch in Vollzeit im Bereich Sportmarketing: „Wir haben uns trotzdem peu à peu an das Thema herangewagt, bis schließlich die Entscheidung, es zu machen, eine logische Konsequenz war.“ Damals war eine Investition von 1,8 Mio. € notwendig, heute seien im Schnitt 1,4 bis 1,5 Mio. € erforderlich.

Mathis Block zeigt Annette Blöcker, wie die Anlage zur Herstellung von Pflanzenkohle gesteuert wird.

Pflanzenkohle als Kuhfutter

Mit jedem Kilo Pflanzenkohle werden der Atmosphäre bis zu 3,1 kg CO2 entzogen und dauerhaft gebunden. Bei diesem Prozess entstehe darüber hinaus Wärme, mit der über ein lokales Netz der Hof und weitere umliegende Häuser versorgt würden: eine Win-win-Situation sozusagen. Für Mathis Block, der von seinem Vater einen klassischen Milchviehbetrieb übernommen hatte, ist zudem noch ein weiterer Aspekt bedeutsam: Seiner Ansicht nach werden Kühe, insbesondere auch im Vergleich zu anderen europäischen Ländern, heutzutage immer mehr in Watte gepackt: „Ein Landwirt in Deutschland benötigt im Durchschnitt 56 Kühe, um monatlich auf dieselbe Milchmenge wie ein Kollege aus Irland mit 49 Tieren zu kommen.“ Das Thema Tiergesundheit habe ihn daher sehr beschäftigt, zumal seine Kühe oft mit Clostridien infiziert gewesen seien.

Seitdem er die Kühe mit der selbst produzierten Pflanzenkohle zusätzlich füttere, habe sich der Gesundheitszustand der Tiere deutlich verbessert. Derzeit produzieren und verkaufen die Brüder die EBC-AgroBio-zertifizierte Pflanzenkohle in großen Plastiksäcken, aber sie planen eine kleinere Variante für Privatpersonen, die zum Beispiel einen Garten haben.

Digitalisierung ist Thema Nummer eins

Im Anschluss an den Hofbesuch informierte der Leiter Abteilung Bildung und Beratung der Landwirtschaftskammer, Enno Karstens, die Teilnehmerinnen über aktuelle Projekte und Entwicklungen im Bereich Einkommensalternativen. Ein wichtiges Projekt sei das geplante Buchungsportal für Veranstaltungen. Ein entsprechendes Ausschreibungsverfahren laufe bereits. Ferner sei das Thema Digitalisierung derzeit in vielen Bereichen vorrangig, denn schließlich müsse auch die Landwirtschaftskammer weiterhin Prozesse optimieren.

Für Kammerpräsidentin Ute Volquardsen ist darüber hinaus in diesem Zusammenhang die Künstliche Intelligenz (KI) bedeutsam: „Dieses Thema liegt mir besonders am Herzen. Wir wollen auf jeden Fall vermehrt damit arbeiten, um zukunftsfähig zu bleiben.“


Pflanzenkohle:

verbessert die Bodenstruktur

speichert Wasser und Nährstoffe effizient

fördert den Humusaufbau

reduziert den Düngemittelbedarf

mindert die Bildung von Ammoniak und Lachgas in Ställen

wirkt als Toxinbinder in der Fütterung

Mit jedem Kilo Pflanzenkohle werden bis zu 3,1 kg CO2 der Atmosphäre entzogen und dauerhaft gebunden.


Fazit

Immer mehr landwirtschaftliche Betriebe in Schleswig-Holstein entwickeln Ideen und Projekte, die zukunftsweisend sind. Neben den klassischen Betriebszweigen wie Ackerbau und Milchviehhaltung haben sich zum Beispiel die Bereiche „Urlaub auf dem Bauernhof“, „Direktvermarktung und Bauernhofcafés“, „Bauernhofpädagogikkurse“ und Lehrgänge zum Thema „Greencare“ etabliert. Die Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein unterstützt die Akteure mit Fort- und Weiterbildungsveranstaltungen sowie individueller Beratung.

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