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Schnittreife in Reichweite

Reifeprüfung Grünland: Erster Schnitt, vierte Mitteilung
Von Lena Itjen, Liesel Grün, Landwirtschaftskammer SH
Beim Wiesenfuchsschwanz ist die Ähre bereits deutlich zu sehen. Diese Grasart tritt jedoch wie hier in Rumohr südwestlich von Kiel im Dauergrünland kaum als Hauptbestandsbildner auf. Foto: Liesel Grün

Nach zunächst verhaltenen Zunahmen steigen allmählich die Trockenmasse(TM)-Erträge, auch die Rohfaser(XF)-Gehalte der Bestände nehmen kontinuierlich zu. Die ersten Landwirte nutzten die zuletzt guten Bedingungen und ernteten bereits frühreife, energiereiche Ackergrasbestände.

Die TM-Erträge der beprobten Aufwüchse blieben trotz guter Wachstumsbedingungen und stetiger Zunahmen zum Zeitpunkt der Beprobung am 30. April insgesamt auf einem noch eher niedrigen Niveau (Dauergrünland: durchschnittlich 19,2 dt TM/ha, Ackergras: durchschnittlich 25,0 dt TM/ha). Zum kommenden Wochenende werden Ertragszunahmen von durchschnittlich 119 kg TM/ha pro Tag erwartet.

Regionale Unterschiede

Die Energiegehalte der beprobten Dauergrünlandbestände lagen zwischen 7,5 MJ NEL kg/ TM im südlichen Hügelland und 7,1 MJ NEL kg/TM in der südlichen Marsch. Das beprobte Ackergras erreichte Energiewerte von 6,9 MJ NEL kg/TM in der Marsch Nord (am niedrigsten) und die höchsten Werte mit 7,6 MJ NEL kg/TM im nördlichen Hügelland. Weiterhin zeigt sich, dass die Bestände im Süden des Landes grundsätzlich weiter entwickelt sind als die Bestände in den nördlichen Regionen. Eine mögliche Ursache hierfür sind regionale Unterschiede mit niedrigeren Temperaturen in den nördlichen Landesteilen.

Auch Ackergrasbestände können von einem gewissen Anteil an Kräutern und Klee profitieren. Die Ernte hat auf den ersten Flächen begonnen.
Foto: Lena Itjen

Die Ernte rückt näher

Die Rohfasergehalte der Bestände nähern sich mit großen Schritten der Schnittreife. Bei Zunahmen von bis zu 0,4 % XF pro Tag werden die ersten Aufwüchse die angestrebten 23 % XF voraussichtlich in der kommenden Woche erreichen. Mit zunehmendem Reifegrad der Bestände rückt neben dem Rohfasergehalt insbesondere die Silierfähigkeit in den Fokus. Ein zentraler Faktor ist hierbei der Zuckergehalt, da Zucker den Milchsäurebakterien als Energiequelle dient und somit eine schnelle und stabile Ansäuerung fördert.

Zusätzlich sollten aufgrund der in diesem Jahr verzögerten Bestandsentwicklung die aktuell hohen Rohproteingehalte – durchschnittlich 19,4 % in der TM bei Ackergras und 20,6 % in der TM beim Dauergrünland – beachtet werden. Die damit einhergehenden hohen Eiweißgehalte wirken während der Gärung puffernd. Dies verlangsamt den pH-Wert-Abfall und erhöht das Risiko einer möglichen Fehlgärung.

Detailliertere Hinweise zur Optimierung der Silierung sind in dem gesonderten Textteil am Ende dieser Mitteilung zu finden.

Weitergehende Informationen und Analysedaten sowie die Prognosen zum 11. Mai sind unter gruenlandportal-sh.de und in der kostenlosen Grünlandapp „Grünlandportal SH“ zu finden.


Das richtige Siliermittel für die Grasernte

Vor dem ersten Schnitt sind die Temperaturen insbesondere nachts häufig noch sehr niedrig, während tagsüber bei sonnigem Wetter eine hohe UV-Einstrahlung gegeben ist. Das beeinflusst den natürlichen Besatz mit Milchsäurebakterien, den wichtigsten Akteuren der Silierung, negativ, denn diese Bakterien mögen weder Kälte noch zu viel UV-Licht. Die Konsequenz: sicherheishalber Siliermittel einsetzen!

Die Anzahl und die Vielfalt der am Markt verfügbaren biologischen und chemischen Siliermittel ist unüberschaubar groß. Damit sich Anwender sicher sein können, dass es sich bei den in Prospekten dargestellten Qualitätsverbesserungen durch den Einsatz der Mittel nicht um Zufallsbefunde handelt, hilft die Orientierung am DLG-Qualitätssiegel. Damit sind nur solche Siliermittel ausgezeichnet, die in mehreren Versuchen bei unabhängigen Versuchsanstellern ihre Wirksamkeit nachgewiesen haben.

Die Siliermittel unterscheiden sich in ihrer Wirkungsweise. In die Wirkungsrichtung (WR) 1 fallen Siliermittel zur Vermeidung von Fehlgärungen wie Buttersäurebildung, deren Einsatz insbesondere bei schwer silierbaren Futterpflanzen, schlechten Anwelkbedingungen oder Schmutzeintrag während der Ernte ratsam ist.

Siliermittel der WR 2 verbessern die aerobe Stabilität und tragen damit zur Vermeidung von Nacherwärmung bei. Diese sind bei guten Anwelkbedingungen besonders für zuckerreiche, sauber geerntete Grasbestände empfehlenswert, wie sie aufgrund der lang anhaltenden sonnigen Witterungslage der vergangenen Wochen zu erwarten sind. Auch bei einem geringen Vorschub bei der Entnahme (unter 2,5 m pro Woche) erweisen sich die Siliermittel der WR 2 als vorteilhaft.

Da nicht jedes Mittel für jede Situation passt, ist eine Entscheidungshilfe unter https://­siliermittel.dlg.org/ zu finden. Die Herstellerangaben zur Dosierung und Siloreifezeit sind unbedingt einzuhalten. Wenn die Mindestsilierdauer nicht eingehalten werden kann, bietet sich der Einsatz von speziellen Siliermitteln für die frühzeitige Siloöffnung an. Dr. Susanne Ohl, Landwirtschaftskammer SH


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