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Publikation zu alternativen Baumarten

Eine Orientierungshilfe für den Waldumbau im Klimawandel
Von PM NW-FVA
Die Schindelrindige Hickory (Carya ovata), ein Laubbaum, bildet gerade, schlanke Stämme mit hochwertigem Holz aus und könnte eine Ergänzung der Baumartenpalette sein.

Die Nordwestdeutsche Forstliche Versuchsanstalt (NW-FVA) hat eine neue Publikation mit dem Titel „Anbauwürdigkeit und ökologische Zuträglichkeit alternativer Baumarten in Nordwestdeutschland“ veröffentlicht. Die Publikation liefert erstmals eine systematische Einschätzung der Anbauwürdigkeit alternativer Baumarten für Nordwestdeutschland. Sie richtet sich gleichermaßen an Waldbesitzende, die forstliche Praxis sowie Entscheidungsträger.

Angesichts der zunehmenden Klimarisiken für den Wald wie Dürre, Sturmereignisse und Schädlingsbefall kommt der Baumartenwahl künftig noch mehr als bisher eine zentrale Rolle beim Aufbau resilienter, stabiler und multifunktionaler Wälder zu. Die Erweiterung der Baumartenpalette durch geeignete alternative Baumarten trägt potenziell zur besseren Risikoverteilung und höheren Strukturvielfalt der Wälder in Nordwestdeutschland bei und leistet so einen Beitrag zur fachlich fundierten Baumartenwahl im klimagerechten Waldumbau.

Der Riesenlebensbaum (Thuja plicata), ein Nadelbaum, überzeugt mit seiner Bodenpfleglichkeit, seiner hohen Massenleistung und guten waldbaulichen Eigenschaften. Fotos: Stefan Lieven

Zur Analyse der Eignung potenziell infrage kommender alternativer Baumarten hat die NW-FVA auf Grundlage umfassender Auswertungen von Versuchsflächen in Nordwestdeutschland sowie einer detaillierten Literaturrecherche die Anbauwürdigkeit zahlreicher alternativer Baumarten nach einheitlichen Kriterien bewertet. Diese umfassten neben ökologischer Zuträglichkeit, Produktivität, Standortanpassung und waldbaulicher Integrierbarkeit insbesondere auch Merkmale der Anpassungsfähigkeit an künftig erwartete Klimaverhältnisse sowie einer potenziellen Invasivität. Überprüft wurden außer nicht heimischen Baumarten aus dem Mittelmeerraum, Vorderasien oder Nordamerika auch seltene heimische Baumarten, die waldbaulich bisher wenig Beachtung fanden.

Die Ergebnisse dieser umfassenden Untersuchungen sind in der oben genannten Publikation erstmalig veröffentlicht worden. Darin wird jede der untersuchten Baumarten in einem Steckbrief beschrieben und bezüglich der Anbauwürdigkeit bewertet. In diesem Werk ist der beste derzeit verfügbare Wissensstand zu den untersuchten Baumarten zusammengestellt. Die Autoren betonen ausdrücklich, dass der Bewertung eine einheitliche Systematik zugrunde liege, die sowohl vorhandene Erkenntnisse umfassend einbeziehe als auch noch bestehende Unsicherheiten aufzeige. Letztere resultieren für bestimmte Baumarten aus einem bisher sehr geringen Umfang des Anbaus und dadurch stark eingeschränkten Beobachtungsmöglichkeiten.

Hinzu kommen die Unsicherheiten bezüglich des Anpassungsvermögens der untersuchten Baumarten bei weiter fortschreitenden Klima- und Standortveränderungen.

Die Forschung zu den alternativen Baumarten ist damit nicht abgeschlossen, sondern bleibt ein fortschreitender Erkenntnisprozess. „Nur durch kontinuierliche Forschung, sorgfältiges Monitoring und ein umsichtiges Vorgehen können wir Wälder entwickeln, die widerstandsfähig gegenüber Klimastress sind und langfristig ihre vielfältigen Funktionen für Natur und Gesellschaft erfüllen“, betont Dr. Ralf-Volker Nagel, Direktor der NW-FVA.

„Unsere Ergebnisse haben aufgezeigt, bei welchen Baumarten künftig ein intensiverer Forschungsbedarf besteht. Zudem sollte durch einen wissenschaftlich begleiteten Anbau bestimmter Baumarten erforscht werden, welche Baumarten sich als Mischbaumarten eignen, um die waldbaulichen Erfahrungen zu erweitern“, erklärt Stefan Lieven, wissenschaftlicher Mitarbeiter der NW-FVA. Derzeit bleibt der Kenntnisstand zu vielen Arten noch unvollständig und vorläufig.

Die 316 Seiten umfassende Veröffentlichung „Anbauwürdigkeit und ökologische Zuträglichkeit alternativer Baumarten in Nordwestdeutschland“ steht zum Download unter https://www.nw-fva.de

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