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Holsteiner Pferdetage in Elmshorn

Neue Champions und strahlende Sieger
Von Redaktion
Cabernet von Cascadello I und Roland Metzler sicherten sich den Sieg im Landeschampionat der fünfjährigen Dressurpferde. Foto: Janne Bugtrup

Fünf Tage lang waren die Tore der Holsteiner-Verbandsanlage in Elmshorn weit geöffnet. Die Landeschampionate, die Wahl der Siegerstuten, die Ehrung der Stute des Jahres, eine Fohlenauktion, Wertungsprüfungen für Vererber, Qualifikationen zu den Bundeschampionaten und natürlich eine große Reiterparty lockten Reiter und Pferdefans.

Zum Auftakt wurde der Herbert-Blöcker-Platz in ein Dressurviereck verwandelt. In den Reitpferdeprüfungen für Drei- und Vierjährige wurden drei junge Hoffnungsträger für die Bundeschampionate nominiert: der dreijährige Verbandshengst Bonduel von Bonds-Zack (Züchter: Zuchtgemeinschaft Horz) sowie die Vierjährigen Franco von Fürst Zonik-Cascadello I (Cristina Trauffer), geritten von Roland Metzler, und Oyphorie von Dynamic Dream-Aljano (Malte Kuhnert) mit Markus von Holdt.

Zum ersten Mal seit der Reformierung des Systems für Hengstleistungsprüfungen (HLP) fanden in Elmshorn Wertungsprüfungen für vier- bis sechsjährige Dressur- und Springvererber statt. In der HLP-Wertung für Vierjährige siegte F-Dur von Floriscount-Feedback, der im Besitz des Niedersächsischen Landgestüts Celle steht, mit der Wertnote 8,3 und Catja Thomsen im Sattel. Auch bei den Fünfjährigen lief es rund für die Celler Landbeschäler: Hier gewann der Revolution-Damon Hill-Sohn Rocky Mountain unter dem Sattel von Saskia Sophie Kunz mit der Wertnote 8,2. Eldorado von Escamillo-Floriscount wurde die Siegerschleife der Sechsjährigen angesteckt. Der Westfale aus dem Besitz von Hans Peter Mohr wurde von Sophie Ludewig in Szene gesetzt und erhielt eine 8,14 für seine Vorstellung.

Am Freitag wurden die ersten Holsteiner Landeschampions gekürt. Im Klassement der fünfjährigen Dressurpferde erhielt Cabernet von Cascadello I-Cormint aus der Zucht von Hans-Joachim Gerken den traditionellen Eichenkranz. Mit Roland Metzler im Sattel siegte er mit der Gesamtnote 7,6.

Bei den sechsjährigen Dressurpferden verteidigte Elfensymphonie YD von Vitalis-Fürstenball aus der Zucht von Caroline von Zele ihren Titel. Die Dunkelfuchsstute hatte bereits im vergangenen Jahr mit Markus von Holdt das Championat gewonnen. Die Oldenburgerin erreichte in der Dressurpferdeprüfung der Klasse M die Gesamtnote 8,26.

Elfensymphonie von Vitalis und Markus von Holdt wiederholten ihren Sieg im Landeschampionat. Foto: Janne Bugtrup

Koccu Lu gewinnt rasantes Stechen

Ebenfalls am Freitag ging es für die Nachwuchsspringpferde los. Die vier-, fünf- und siebenjährigen Youngster traten in ihren Qualifikationen an und konnten sich für die Finalprüfungen empfehlen, die am Sonnabend und Sonntag ausgetragen wurden.

Der erste Springchampion stand am Sonnabend bei den Vierjährigen fest. Hier holten United Pleasure von United Way-For Pleasure (Rita Siebke-Baasch) und Lucas Wenz den Titel. Der Schimmel aus dem Stall der Holsteiner Verband Hengsthaltungs GmbH sprang zu einer 9,0. „Wir haben hier einen imponierenden Vierjährigen gesehen, der vor dieser Kulisse seinem Reiter immer entgegenspringt. Dazu kommen seine sehr guten Rittigkeitswerte und seine Losgelassenheit“, kommentierte Peter Schmerling als Vertreter der Jury.

United Pleasure von United Way und Lucas Wenz konnten das Landeschampionat der vierjährigen Springpferde für sich entscheiden. Foto: Janne Bugtrup

Die Silbermedaille (8,9) ging an Casallon KA von Casall-Carembar de Muze, Zuchtgemeinschaft Astrid und Volker Kaack. Antonia-Selina Brinkop setzte den Fuchs eindrucksvoll in Szene. „Topmöglichkeiten und energisches Abfußen“ attestierten ihm die Richter.

Bei der Holsteiner Fohlenauktion auf Hof Waterkant in Pinneberg hatte Claas-Philipp Eckardt vor vier Jahren den Bronzemedaillengewinner Don Diego von Don VHP-Loran aus der Zucht von Matthias Wree entdeckt. „Noch am Abend des Kaufes haben die neuen Besitzer damals zu mir gesagt: Wenn es so weit ist, fahren wir mit ihm zum Landeschampionat“, erzählte Wree. Der Niederländer Bart van der Maat stellte den Hengst vor. „Seine sehr gute Rittigkeit, der Zug zum Sprung, die Losgelassenheit und Großzügigkeit haben uns heute besonders gut gefallen“, lobten die Richter.

Am Sonnabendmittag ermittelten die siebenjährigen Springpferde ihren Sieger in einem Springen über 1,40 m. Acht Nachwuchspferden gelang der Einzug ins Stechen. Und dort ging es rasant zu. Die schnellste fehlerfreie Runde zeigte Koccu Lu von Comme il Faut-Cormint aus der Zucht von Kersten Lutzke. Antonia-Selina Brinkop flog sprichwörtlich mit der braunen Stute durch den Kurs. Nach 38,76 s blieb die Uhr stehen. „Koccu Lu ist kein typisches Pferd, das in Springpferdeprüfungen immer vorn stand. Sie geht gern mit hoher Nase und hat ihre eigene Art zu springen. Die schnellen Prüfungen liegen ihr mehr. Heute hat einfach alles gepasst“, strahlte die Reiterin nach ihrem Triumph.

Die neue Championesse der Siebenjährigen wurde Koccu Lu von Comme il Faut mit Antonia-Selina Brinkop. Foto: Janne Bugtrup

Silber sicherte sich Spiderman RF von I’m Special de Muze-Cassini II aus der Zucht von Roswitha Flinzer. Der in Oldenburg registrierte Braune wurde von dem Niederländer Arne van Heel vorgestellt und galoppierte nach 39,29 s durchs Ziel. Bronze wurde gleich zweimal vergeben, denn nach 39,80 s stoppte bei Björn Behrend mit MacGyver von Million Dollar-Colman (Manfred Nissen) und bei Lucas Wenz mit dem Verbandshengst Vigado von Vigo d’Arsouilles-Quo Vados I (Witt Pferdezucht GbR) die Zeitmessung.

Am späten Nachmittag stand der Große Preis auf dem Programm. In einem spannenden Stechen setzte sich Rolf-Göran Bengtsson im Sattel von Cosinus LVP Z von Corico Z-Golden Hawk gegen die Konkurrenz durch. Platz zwei ging an Lucas Wenz mit United Way von Uriko-Concerto II (Holsteiner Verband) vor Marieke Reimers mit Cidre von Cidane-Contender (Greta Lüschow).

Nightwish ist bester Sechsjähriger

Die Entscheidungen in den Landeschampionaten der fünf- und sechsjährigen Springpferde fielen am Sonntag. Brilliant Nessaja von Brantzau-Quiran aus der Zucht von Johanna Wagner siegte mit Jesse Luther im Sattel bei den Fünfjährigen. In den Umläufen der Springpferdeprüfung der Klasse M* erreichte sie Wertnoten von 8,6 und 8,7. „Die Stute verfügt über gute Rittigkeitswerte und hat immer die oberste Stange im Visier“, lautete der Richterkommentar. „Sie kommt ihrem Reiter entgegen und kann gut basculieren.“ Dabei hat Brilliant Nessaja, deren Mutter mit der Züchterin selbst im S-Parcours unterwegs war, noch gar nicht viele Turniere absolviert. „Sie ist ein supermodernes und leistungsorientiertes Pferd und ich bin überglücklich, dass sie es hier so gut gemacht hat“, sagte ihr Reiter.

Jesse Luther war überglücklich mit der Leistung seiner Landeschampionesse Brilliant Nessaja. Foto: Janne Bugtrup

Silber bekam der Holsteiner Verbandshengst Union City von United Way-Connor (Alf Bartholomäus) mit Lucas Wenz. „Ein Pferd mit unheimlich guter Einstellung – springt immer von der ersten Stange weg, hinten locker und großzügig“, urteilten die Richter. Auch Maximum von der Söhr von Manchester van’t Paradijs-Up to Date aus der Zucht von Christian Schröder sicherte sich eine Medaille.

Die sechsjährigen Springpferde bewiesen sich in einer Spezial­springpferdeprüfung der Klasse M**. Über den Umlauf qualifizierten sich die besten zwölf Paare mit Wertnoten ab 8,0 für das Stechen, in dem gegen die Uhr geritten wurde. Mit einer 8,5 empfahlen sich Arne van Heel und Nightwish für das Stechen und holten sich dort den Sieg. Der Braune von Nixon van het Meulenhof-Uriko wurde von der Holsteiner Verband Hengsthaltungs GmbH gezogen und wechselte 2023 als Preisspitze der Elitereitpferdeauktion in den Besitz der U25-Springreiterin Theresa Kröninger.

Nightwish von Nixon van het Meulenhof wurde mit Arne van Heel Holsteiner Landeschampion der sechsjährigen Springpferde. Foto: Janne Bugtrup

Die Silbermedaille sicherte sich Connection von Connect-Quarz aus der Zucht von Christiane Mohr mit Philip Loven. Sie hatten sich mit der Wertnote 8,3 das Ticket für das Stechen gesichert. Bronze ging an Cultino EB von Casaltino-Colman (Evi Bengtsson) und Rolf-Göran Bengtsson nach einer 8,0 im Umlauf und einem fehlerfreien Stechparcours.

Siegerstuten Pippi-Lotta und Pia-Lotta

In der traditionellen Verbandsstutenschau stellten sich 35 Stuten der Beurteilung durch die Kommission, bestehend aus dem Zuchtleiter Stephan Haarhoff, Deike Ahsbahs, Hermann Blohm sowie dem externen Berichterstatter Ulrich Hahne. Zur springbetonten Siegerstute wurde Pippi-Lotta von Cascadello I-Ibisco xx ausgerufen. Die Dreijährige stammt aus der Zucht und dem Besitz von Kirsten Roll aus Struvenhütten, Kreis Segeberg, und präsentierte sich „ultramodern und mit drei herausragenden Grundgangarten“. Haarhoff hob außerdem ihre perfekte Haltung, ihre sehr guten Hufe und ihr korrektes Fundament hervor. Pippi-Lotta vertritt den Holsteiner Stamm 223B. Ihre Mutter Carlotta war selbst einst Reservesiegerstute in Elmshorn.

Zur springbetonten Siegerstute wurde Pippi-Lotta von Cascadello I ernannt. Foto: Janne Bugtrup

Den ersten Reservesieg sicherte sich Papagena von Chinchero-Unlimited aus der Zucht und dem Besitz der Avora Pferde GmbH & Co. KG aus Welmbüttel, Kreis Dithmarschen. Die dreijährige Stute aus dem Stamm 8755 konnte von Anfang an überzeugen. Schon ihren Eintragungsplatz verließ sie als Siegerin, den Stutentest schloss sie mit einer 8,93 ab. Als ein „Bergaufpferd in herrlicher Aufmachung“ bezeichnete Haarhoff die Stute.

An Peaches I von Cascadello I-Aljano aus der Zucht und dem Besitz von Ina Schmaußer aus Bayern ging der zweite Reservesieg. Die Vertreterin des Stamms 242 überzeugte die Kommission insbesondere durch ganz viel Kraft und einen großen Rahmen. „Ein richtiges Holsteiner Pferd“, urteilte Haarhoff.

„Was für ein Pferd“, sagte der Zuchtleiter über die neue dressurbetonte Siegerstute Pia-Lotta von Va Bene-Ampère aus der Zucht von Thomas Horns aus Bredenbekshorst, Kreis Segeberg. Mit einem sehr guten Stutentest (9,1) im Gepäck war die leistungsgeprüfte Dreijährige aus dem Stamm 4847 nach Elmshorn gereist. „Eine Stute, die mit der typischen Holsteiner Knieaktion und mit ganz viel Körperharmonie ausgestattet ist“, lobte Haarhoff.

Pia-Lotta von Va Bene wurde dressurbetonte Siegerstute. Foto: Janne Bugtrup

Pioretta von For Romance-Krack C aus der Zucht von Gerd Ohlsen aus Oevenum auf Föhr wurde dressurbetonte Reservesiegerin. Die ebenfalls leistungsgeprüfte Stute sei mit viel Dynamik und einem guten Grundschwung ausgestattet. Lorenz Momsen aus Emmelsbüll, Kreis Nordfriesland, ist Besitzer der Vertreterin des Stamms 104A.

„Wir haben heute zwölf herausragende Stuten auf dem Endring gesehen. Die Qualität in der Spitze hat absolut überzeugt“, resümierte Haarhoff. Diese Meinung teilte auch Ulrich Hahne, Zuchtleiter des Hannoveraner Verbandes: „Auch wenn wir heute viele unterschiedliche Pferde gesehen haben, ist eine gewisse Typtreue zu erkennen gewesen. Alle Stuten sind mit einem oder mehreren Holsteiner Typelementen ausgestattet. Ich kann mir vorstellen, dass sie alle ihren Weg in der Zucht oder im Sport gehen werden.“ Als Kritikpunkt merkte Hahne an, dass ihm bei einem Springpferdeverband das Springen der Stuten gefehlt habe. „Das wäre das i-Tüpfelchen gewesen.“

Seit drei Jahren wird anlässlich der Holsteiner Pferdetage die Holsteiner Stute des Jahres aufgrund ihrer Eigen- und Nachkommensleistungen gekürt. In diesem Jahr ist es Touch of Class von Lux Z-Capitol I (Stall De Margaretha Hoeve, Niederlande) aus dem Stamm 4025. Mit ihrem Besitzer Julius-Peter Sinnack war Touch of Class nach Elmshorn gekommen, um die Ehrung entgegenzunehmen. Seit vielen Jahren züchtet der Unternehmer mit der Holsteinerin und ihren Nachkommen überaus erfolgreich Springpferde. Ihr sicherlich prominentester Sohn ist United Touch S von Untouched, der mit Richard Vogel erfolgreich ist. Aber es ist längst nicht nur er, der seiner Mutter ihre insgesamt 27 Sterne – zwei davon für ihre Eigenleistung – beschert. pm

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