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DLG-Wintertagung: Zukunft von Brennholz

Neu bewerten – aufgeben – weiterführen?
Von Johanna Pfeiffer DLG, Dr. Gerrit Friedrich Bub Landwirtschaftskammer SH
Der Leiter der Forstabteilung der Landwirtschaftkammer, Dr. Gerrit Bub Foto: F. Holland, DLG

Im Rahmen der DLG-Wintertagung in Hannover präsentierte der Forstbereich der Deutschen Land-
wirtschafts-Gesellschaft das Impulsforum „Zukunft Brennholz?“ mit dem Thema „Nachhaltigkeit in Krisen-
zeiten: Neu bewerten – aufgeben – weiterführen?“. Etwa 80 forstfachlich interessierte Zuhörerinnen und Zuhörer reisten an, um sich mit den drei Referenten aus Wissenschaft, Politik und Praxis auszutauschen.

Das Impulsforum „Zukunft Brennholz?“ moderierte Dr. Gerrit Friedrich Bub, Abteilungsleiter Forsten bei der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein und Vorsitzender des DLG-Forstausschusses. „Die Herausforderungen und Veränderungen am Energie- und somit auch am Brennholzmarkt bewegen die Menschen“, erläuterte er. „Im vergangenen Jahr kam es zu Hamsterkäufen, in die Höhe schnellenden Preisen und knapper werdenden Verfügbarkeiten verschiedener Produkte. Wie in jedem Sektor bestimmt auch beim Energie- und Brennholz die Nachfrage das Angebot. Gleichwohl sind wir den natürlichen Verfügbarkeiten unterworfen.“

Ökosystemleistungen im Fokus

Der erste Referent, Herrmann Luttmann, arbeitet im Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft im Referat für nachhaltige Waldbewirtschaftung und Holzmarkt und referierte über die politischen Rahmenbedingungen der energetischen Holzverwendung. Er sieht klar die zahlreichen Ökosystemleistungen der Wälder für die Gesellschaft im Fokus, welche am besten mit dem Konzept einer multifunktionalen Waldbewirtschaftung erreicht werden könnten. Insbesondere in Bezug auf das nur begrenzt erweiterbare Rohstoffaufkommen müsse es das gemeinsame Ziel der Forst- und Holzwirtschaft sein, Holz möglichst effizient und effektiv im Sinne der Kaskadennutzung zu verwerten.

Grenzen der Brennholznutzung

Ihm folgte Dr. Herbert Borchert, Abteilungsleiter für Forsttechnik, Betriebswirtschaft und Holz an der Bayerischen Landesanstalt für Wald- und Forstwirtschaft, mit einer wissenschaftlichen Einschätzung zum Potenzial und den Grenzen der Brennholznutzung. Konträr zur gängigen Meinung formulierte er ein begrenztes Kohlenstoffspeichervermögen der Wälder und führte an, dass dieses häufig überschätzt werde. Jedoch drohe bei eingestellter Bewirtschaftung oftmals ein rascher natürlicher Zerfall. Der Wald werde zur Quelle von zusätzlichen Treibhausgasen und der notwendige Waldumbau hin zu klimaangepassten Wäldern werde erschwert. Auch gebe es in manchen Regionen Deutschlands noch zusätzliche Nutzungspotenziale für Energieholz. Die Perspektiven für einen weiteren Ausbau seien allerdings aufgrund der derzeitigen politischen Entwicklungen schlecht. Nichtsdestotrotz, so führte Borchert an, sei der Zyklus des Kohlenstoffumsatzes in den Wäldern mit etwa 27 Jahren viel schneller, als es gemeinhin angenommen werde.

Folge der CO2-Abgabe auf Brennholz

Abschließend stellte Alexander Brendecke, landwirtschaftlicher Sachverständiger und Eigentümer des Rittergutes Alvesse mit angeschlossenem Brennholzhandel, seinen Betrieb sowie die Auswirkungen der in Politik und Wissenschaft aufgestellten Grundlagen für seinen Brennholzhandel vor. Er als Unternehmer sieht jede bereits diskutierte CO2-Abgabe auf Brennholz kritisch, da er diese in Form einer Preiserhöhung an die Endkunden weitergeben müsse. Brennholzkunden seien sehr preissensitiv, schätzten jedoch den hohen Servicegedanken seines Betriebes. Hier sieht Brendecke die Händler als Bindeglied zwischen Wald und Öffentlichkeit, welche den Menschen „Natur zum Anfassen“ ins heimische Wohnzimmer brächten. Neueinsteigern in den Brennholzhandel empfiehlt er, im Vorfeld auf solider Basis die Kosten und möglichen Erlöse zu kalkulieren.

Abschließend resümierte Bub: „Brennholz hat Zukunft, wenn die politischen Weichen richtig gestellt werden. Diese Zukunft liegt im Wirtschaftswald mit regional zusätzlichen Nutzungspotenzialen. Wir möchten der hohen Nachfrage der Gesellschaft nach Brennholz weiterhin nachkommen. Ob wir unser Brennholz weiterhin zum Wohle der Gesellschaft einsetzen können, hängt jedoch von politischem Willen ab.“

Fazit

Die DLG (Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft) lädt seit 130 Jahren am Jahresanfang zur Wintertagung ein. Auch dieses Jahr reisten Ende Februar über 900 Besucher nach Hannover, um in 16 Impulsforen und zahlreichen weiteren Events miteinander zu diskutieren.

Das diesjährige Thema „Nachhaltigkeit in Krisenzeiten: Neu bewerten – aufgeben – weiterführen?“ fasste die enormen Herausforderungen, vor denen Land- und Forstwirtschaft stehen, zusammen und machte den Einfluss der politischen und gesellschaftlichen Ausnahmesituationen deutlich.

Die nächste DLG-Wintertagung findet am 20. und 21. Februar 2024 in Leipzig statt.

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