Drei Viertel aller Betriebsleiterinnen und Betriebsleiter in der deutschen Landwirtschaft sind älter als 45 Jahre. „Nur ein Viertel ist unter 45. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen“, sagt Theresa Schmidt, Vorsitzende des Bundes der Deutschen Landjugend (BDL). In vielen Familienbetrieben ist die Hofnachfolge ungeklärt. Ein Strukturwandel steht bevor – nicht nur auf den Höfen, auch in den agrarischen Verbänden.
Neben den wirtschaftlichen Herausforderungen sieht der BDL weiteren Handlungsbedarf. „Nachwuchs will gestalten und verändern. Junge Menschen bringen Ideen, Energie und Innovationskraft mit – sie wollen etwas bewegen. Doch dafür braucht es Strukturen, die Zutrauen statt Zurückhaltung signalisieren.“
Die Zukunft der Landwirtschaft entscheidet sich nicht allein auf dem Acker oder im Stall, sondern auch in den Verbänden. Hofnachfolge, betriebliche Entwicklung und politische Mitbestimmung gehören zusammen. Wer junge Menschen halten will, muss sie ernst nehmen – als Fachkräfte, als Unternehmerinnen und als Engagierte in der Grünen Branche.
Die Landjugend hat daher auf Grundlage der ersten beiden Teile der Junglandwirt/-innen-Studie ein eigenes Thesenpapier für Nachwuchs in der Landwirtschaft und Bauernverbänden entwickelt. „Who’s next? Landwirtschaft mit Zukunft“ soll Denkanstoß und Diskussionsgrundlage zugleich sein – für eine gemeinsame Strategie zur Zukunftssicherung der Landwirtschaft und ihrer Verbände.
„Um die junge Generation des Berufsstands zu fördern, braucht es echte Mitbestimmung und demokratisches Verständnis in Bauernverbänden“, zitiert die BDL-Bundesvorsitzende daraus. Denn nur wer tatsächlich mitentscheiden darf, findet Gehör. „Wir haben in einigen wenigen Fällen erlebt, dass Landjugend auf Kreis- und Landesebene übergangen wurde“, so Schmidt. Für den BDL ist klar: Symbolpolitik reicht nicht. Demokratie lebt von Beteiligung – auch auf dem Land und in den eigenen Reihen. Ein konkreter Vorschlag: Betriebshelferinnen und Betriebshelfer für ehrenamtlich engagierte Junglandwirtinnen und Junglandwirte. Ehrenamt kostet Zeit und Kraft. Gerade auf kleinen Familienbetrieben ist der Alltag eng getaktet. Wer Verantwortung übernimmt – im Betrieb und im Verband – braucht Entlastung. So bleibt Raum für Engagement, ohne dass die eigene Existenz auf dem Spiel steht.
Ein Blick zurück zeigt: Constantin Freiherr Heereman wurde mit 38 Jahren Präsident des Deutschen Bauernverbandes. Heute fehlt oft der Mut, junge Menschen an die Spitze zu lassen. Der BDL plädiert für einen früheren Einstieg als Präsident oder Präsidentin in Bauernverbänden. Wer führen will, muss die Praxis kennen und Zukunft denken.
Junge Menschen sind bereit. Der Berufswettbewerb der Deutschen Landjugend hat gezeigt, was die neue Generation leisten kann – fachlich und menschlich. Sie will gestalten, mitreden, Verantwortung übernehmen. „Wer wirklich junge Menschen in Landwirtschaft und Verbänden gewinnen will, muss bereit sein, sich auf sie einzulassen. Ansonsten bleibt es gut gemeint – aber wirkungslos. Bauern- und Landjugendverbände müssen Hand in Hand für die Zukunft der Landwirtschaft und Perspektiven des Nachwuchses Sorge tragen“, zitiert die Landjugend-Bundesvorsitzende Schmidt das BDL-Thesenpapier.
Das Thesenpapier ist abrufbar unter landjugend.de/who-s-next