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Maschinenringe halten Betriebe am Laufen

Betriebshilfe in der Landwirtschaft
Von Thore Groth
Die Betriebshilfe gewährleistet, dass Tiere gut versorgt sind, falls die Betriebsleiterin oder der Betriebsleiter ausfallen.

Wenn Landwirtinnen und Landwirte plötzlich ausfallen – etwa durch Krankheit, Unfall oder einen Klinikaufenthalt –, steht der Betrieb oft still. Genau dann kommt die Betriebshilfe der Maschinenringe ins Spiel. Geschulte Fachkräfte übernehmen in dieser Zeit die wichtigsten Arbeiten auf dem Hof und sichern so das Fortbestehen der landwirtschaftlichen Existenz.

„Die Betriebshilfe ist ein verlässliches Angebot, das in Notlagen entlastet und den Weiterbetrieb sicherstellt“, erklärt Thomas Harbeck, Geschäftsführer des Maschinenrings Mittelholstein, im Gespräch mit dem Bauernblatt.

Zwei Fachkräfte für die Region

Aktuell stehen beim Maschinenring zwei fest angestellte Betriebshelfer zur Verfügung: Bettina Struve, seit 2015 im Team, und Claus Pahl, der im Oktober 2022 dazukam. Beide sind landwirtschaftlich ausgebildet und übernehmen in Notsituationen alle anfallenden Aufgaben – von der Tierfütterung bis zum Melken.

Noch vor einigen Jahren arbeiteten zehn Personen in der Betriebshilfe beim Maschinenring Mittelholstein. Heute sind es nur noch zwei. „Wir suchen händeringend Verstärkung“, sagt Harbeck. Der Rückgang sei einerseits auf den zunehmenden Wettbewerb um Fachkräfte zurückzuführen, andererseits auf strukturelle Veränderungen in der Landwirtschaft: „Kleinere Familienbetriebe, bei denen ein Ausfall besonders kritisch ist, werden insgesamt weniger“, so Harbeck.

Versicherung oder auf eigene Rechnung

In Krankheits- oder Notfällen beauftragen Sozialversicherungsträger den Maschinenring, der dann als Erfüllungsgehilfe aktiv wird. Anders bei Urlaubsvertretungen: Hier tragen die Betriebe die Kosten selbst. Der Maschinenring organisiert die Einsätze, stellt die Arbeitskraft und kümmert sich um Abrechnung und Koordination.

„Unsere Mitarbeitenden springen flexibel ein und sichern den Betriebsablauf“, sagt Harbeck. Technische Kenntnisse sind dabei unerlässlich – besonders angesichts der wachsenden Digitalisierung und neuer Technik auf modernen Höfen. Entsprechend gehören regelmäßige Schulungen zum Arbeitsalltag der Betriebshelfer. Der Geschäftsführer betont: „Wer bei uns arbeitet, bleibt auf dem neuesten Stand – das ist nicht nur notwendig, sondern auch ein Pluspunkt des Jobs.“

Bettina Struve arbeitet seit 2015 als Betriebshelferin beim Maschinenring Mittelholstein. Fotos: Maschinenring Mittelholstein

Die Wurzeln der Betriebshilfe reichen weit zurück: Als agrarsozialrechtliches Instrument entstand sie im Zuge des Aufbaus der landwirtschaftlichen Sozialversicherung nach dem Zweiten Weltkrieg. In Mittelholstein wird sie seit der Gründung des Maschinenrings im Jahr 1988 organisiert.

Berufseinstieg mit Perspektive

Die Tätigkeit ist nicht nur ein Angebot für erfahrene Fachkräfte. Gerade für junge Menschen im landwirtschaftlichen Beruf bietet die Betriebshilfe wertvolle Praxiserfahrung. In den landwirtschaftlichen Berufsschulen stellt der Maschinenring sich und seine Tätigkeit in der Betriebshilfe vor. „Ein Praxisjahr bei uns hilft, viele verschiedene Betriebe und Arbeitsweisen kennenzulernen – das ist ein guter Einstieg in die Branche“, so Harbeck.

Aber auch die langfristige Anstellung sei attraktiv: Neben einem festen Gehalt gebe es Weihnachts- und Urlaubsgeld, betriebliche Gesundheitsangebote, betriebliche Altersvorsorge, gestellte Arbeitskleidung sowie die Übernahme von Fahrtkosten. Ein Gesundheitstag mit anschließender Sommertour und eine Weihnachtsfeier runden das Paket ab.

Ein wichtiger Pfeiler in der Region

Trotz abnehmender Nachfrage durch die Strukturveränderungen in der Landwirtschaft bleibt die Betriebshilfe unverzichtbar. „Viele Betriebe wären im Krankheitsfall ohne Unterstützung nicht arbeitsfähig. Die Betriebshilfe ist damit ein wichtiger Pfeiler für die Stabilität der Landwirtschaft in Mittelholstein“, betont Harbeck. Ziel bleibe es, das Angebot aufrechtzuerhalten und perspektivisch auszubauen. „Dafür brauchen wir neue Mitarbeiter – gern auch Berufseinsteiger, die Abwechslung suchen und nicht gleich auf einen Betrieb festgelegt sein wollen.“

Wichtig sei auch die Anpassung der Refinanzierungssätze der SVLFG, um einen angemessenen Lohn und entstehende Nebenkosten zahlen zu können.

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