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Marktkommentar

Von Claus Hoeck, LK-Markt
Foto: Imago

Der Weltmarktpreis für Weizen wird seit etwa 20 Jahren am Schwarzen Meer gemacht. Bis zirka 2000 war Russland noch Nettoimporteur, dann hat sich das Bild total gewandelt, vor allem durch eine grundlegende Modernisierung der russischen Landwirtschaft, die erheblich in westliche Landtechnik, Saatgut und Agrarchemie investierte. Seit 2014 sind die Getreideexporte Russlands von etwas über 30 Mio. t auf fast 60 Mio. t im Jahr 2023 gestiegen.

Der russische Staat erhebt eine Exportsteuer von derzeit etwa 36 US-$/t Weizen, die direkt in den russischen Staatshaushalt fließt. So ist der russische Staat an einem möglichst hohen Export interessiert. Dabei versucht Moskau, einen FOB-Preis von etwa 200 US-$/t nicht zu unterschreiten, denn so können den Produzenten (die oft genug Oligarchen gehören) nach Abzug der Exportsteuer und Logistikkosten etwa 135 US-$/t gezahlt werden, die sie benötigen, um die nächste Aussaat zu finanzieren.

Anzeichen von Bodenbildung

Durch günstige Preise ist russischer Weizen derzeit sehr konkurrenzfähig. Im März könnten mehr als 4 Mio. t ausgeführt werden. Allerdings sind die Preise von Exporteuren in den vergangenen Tagen nicht mehr gesenkt worden. Es finden sich zunehmend Käufer, die Kontrakte knapp oberhalb der Marke von 200 ­US-$/t fob abschließen.

Russland hofft, der ukrainischen Wirtschaft (vor dem Krieg entfielen 10 % des ukrainischen BIP auf die Landwirtschaft) möglichst viel Schaden zuzufügen. Russlands Angriffe gegen die Getreide-Infrastruktur der Ukraine sollen deren Exportfähigkeit untergraben. Das Ende des Getreideabkommens bedeutete, dass ein Großteil des ukrainischen Getreides nach Europa ging, wo der Widerstand wegen des Preisverfalls für in Europa produziertes Getreide auf die Hälfte ständig größer wurde. Die alternative Schifffahrtsroute bewirkt eine Vervielfachung der Logistikkosten, die zulasten des Auszahlungspreises für ukrainische Landwirte geht, der inzwischen unter 100 €/t gesunken ist. Wegen der niedrigen Preise in der Ukraine hatben sich auch Motivation und Möglichkeiten der dortigen Bauern verringert, die Saat für 2024 auszubringen, weil jeder Hektar finanzielle Verluste bedeutet. Aktuell wird geschätzt, dass die ukrainische Weizenernte 2024 gegenüber dem Vorjahr um etwa 10 % geringer sein wird.

Russlands Kriegsziele

Putin arbeitet an einem Zusammenbruch der ukrainischen Landwirtschaft. Die Sicherung der Welternährung ist ihm herzlich egal, was schon der Exportstopp für Getreide vom 15. März bis zum 30. Juni 2022 zeigte. Dieser trug maßgeblich zur Explosion der Nahrungsmittelpreise im Frühsommer 2022 bei. Nahrungsmittel als Waffe einzusetzen, ist das Gleiche wie der Einsatz von Energielieferungen als Waffe, wenn diese im Winter zurückgehalten oder für „unfreundliche“ Staaten gedrosselt werden.

Für deutsche Marktfruchtbetriebe bestehen in der derzeitigen Lage wenig Aussichten auf steigende Getreidekurse. Auch wenn in der EU wegen der übernässten Böden in Nordwesteuropa weniger Getreide geerntet wird und auch die Ernte in der Ukraine geringer ausfallen wird, verteidigt Russland seine dringend benötigten Weltmarktanteile mit einer aggressiven Preispolitik. Für Tierhalter ist jetzt vielleicht der richtige Zeitpunkt für langfristige Futtermittelkontrakte, denn billiger als jetzt kann auch Russland nicht verkaufen. Und die Prognosen für eine weitere Rekordernte in Russland sind bekanntlich gut.

Marktlage – für die Woche vom 25. bis 31.3.2024

Getreide: Die Preise für Brotweizen stabilisierten sich um 200 €/t, die für Futterweizen bei etwa 10 € weniger.

Raps: Am heimischen Rapsmarkt belebten die Preissteigerungen die Abgabebereitschaft der Erzeuger.

Futtermittel: Das 30-Monatstief der Mischfutterpreise belebte das Interesse der Landwirte an mittelfristigen Mischfutterkontrakten.

Kartoffeln: Die ersten Frühkartoffellieferungen hatten anscheinend kaum Auswirkungen auf die Preise.

Schlachtrinder: Das enttäuschende Ostergeschäft hatte die Jungbullennotierungen nicht beflügelt.

Schlachtschweine/-sauen: Die Marktverhältnisse auf dem Schlachtschweinemarkt blieben unverändert.

Ferkel: Die Preisentwicklung in der Karwoche war sehr stabil.

Milch: Die aktuellen Rohstoffmärkte sind von einer ausreichenden Verfügbarkeit und einer abnehmenden Nachfrage gekennzeichnet.

Schlachtlämmer/-schafe: Mit dem beginnenden Ramadan und den bevorstehenden Osterfeiertagen hat sich der Handel mit Lammfleisch belebt.

Markttendenz – für die Woche vom 1. bis 7.4.2024

Getreide: Wegen der Sorge um mögliche Lieferunterbrechungen aus Osteuropa könnte sich Weizen in Paris befestigen.

Raps: Preissteigerungen sollten das Verkaufsinteresse auch an Partien der Ernte 2023 beleben.

Futtermittel: Die geringe Wettbewerbsfähigkeit für Exportgetreide am Weltmarkt drückt die Preise für Futtergetreide weiter.

Kartoffeln: Viel Export und überregionaler Absatz haben die Vorräte längst dezimiert.

Schlachtrinder: Die Preise für Jungbullen geben geringfügig nach, die für Kühe ziehen weiter an.

Schlachtschweine/-sauen: Mit steigenden Temperaturen und der nahenden Grillsaison nimmt die Nachfrage erfahrungsgemäß zu.

Ferkel: Nach Einschätzung einiger Teilnehmer dürfte nach Ostern eine festere Tendenz möglich sein.

Milch: Es werden bessere Butterverkäufe fürs Ostergebäck und wegen der kommenden Spargelsaison erwartet.

Schlachtlämmer/-schafe: Nach wie vor ist das heimische Angebot klein und lässt sich zügig zu etwas höheren Preisen vermarkten.

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