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Lichtfirst im Kälberstall

Rinder aktuell: Mehr Licht und bessere Luft für eine optimale Entwicklung
Von Josephine Hahn, Reiner Thomas, Landwirtschaftskammer SH
Viel Tageslicht erhellt nun das Innere des Kälberstalls und schafft ein angenehmes Umfeld für Kalb und Mensch. Foto: Josephine Hahn

Der Holsteiner Kälberstall am Lehr- und Versuchszentrum ­Futterkamp der Landwirtschaftskammer wurde mit einem Licht- und Lüftungsfirst ausgestattet. Viel Licht und eine gute Luftqualität sind entscheidende Faktoren für die Gesundheit und Entwicklung von Kälbern. Sie sind aber auch essenziell für ein angenehmes Arbeitsumfeld.

Das Kalb von heute ist die Kuh von morgen. Also ist zu hinterfragen: Wie halte ich meine Tiere und wie ist das aktuelle Wissen dazu? Welche Standards gelten momentan? Diese Themen sollten immer auf dem neusten Stand gehalten und nicht außer Acht gelassen werden. Nicht nur die laktierende Milchkuh benötigt ein optimales Umfeld, um ihre Leistung voll ausschöpfen zu können. Auch schon die Kleinen benötigen optimale Bedingungen. So können diese Haltungs- und Fütterungsbedingungen zu den täglichen Zunahmen führen und auch die Stressresistenz zum Absetzen verbessern. Bei der Wahl des Haltungssystems handelt es sich immer um betriebsindividuelle Entscheidungen. Gegebenheiten, Arbeitsabläufe, Standort und innerbetriebliche Einflüsse spielen hier als Faktoren maßgeblich mit hinein. Techniken wie Tränkeautomaten oder Klimasensoren können die Arbeit und Abläufe oftmals erleichtern oder effizienter gestalten.

Förderung von mehr Tierwohl

Laut Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) sind mindestens 80 lx Lichtstärke über zehn Stunden täglich im gesamten Buchtenbereich von Kälbern vorgeschrieben. Da ein Kälberstall aber auch einen Arbeitsplatz darstellt, sind entsprechende Verordnungen ebenfalls zu beachten, welche 150 lx vorschreiben. Diese Vorgaben stellen das Mindestmaß dar. Für eine gute Tierkontrolle sollte mehr Licht zur Verfügung stehen. Zudem fördert natürliches Tageslicht das Tierwohl.

Zu Beginn musste der alte First geöffnet und teilweise entfernt werden. Foto: Reiner Thomas

Warum Licht so wichtig ist

Für eine optimale Entwicklung bieten sich in den ersten drei Lebenswochen 16 Stunden Lichtdauer pro Tag an. Danach kann auf 14 Stunden täglich reduziert werden. Die Hellphasen regen unter anderem die Futteraufnahme an. So wichtig wie eine gute Beleuchtung über Tag ist die Dunkelphase in der Nacht. Hier sollte man sich auch gern an den natürlichen Rhythmen orientieren. Dies fördert den Tag-Nacht-Rhythmus der Tiere und unterstützt die Hormonbildung. Daraus resultieren besserer Schlaf in der Nacht, weniger Stress für die Tiere und ein verbessertes Wachstum.

Bei der Wahl und Gestaltung des Lichtes ist darauf zu achten, dass die Tiere nicht geblendet werden und keine zu abrupten Wechsel der Beleuchtungsintensität entstehen. Das Auge von Rindern braucht fünf- bis sechsmal länger als das des Menschen, um sich an neue Lichtverhältnisse zu gewöhnen. Außerdem sollte ein Aufheizen des Stalls durch die Wahl des Leuchtmittels oder direkte Sonneneinstrahlung vermieden werden. Trotz der Gefahr des Aufheizens sollte immer das Tageslicht die erste Wahl sein, da es nachweislich das Wohlbefinden von Tier und Mensch fördert.    

Wichtige Umgebungsfaktoren

Neben dem Licht gehört die Luft zu den wichtigen Umgebungsfaktoren im Stall. Sie sollte frei von Schadgasen sein. Insbesondere Ammoniak liegt dabei im Fokus. In der TierSchNutztV liegt der Grenzwert für Ammoniak bei 20 cm³/m³ Luft. Jedoch sollte es für eine gute Kälbergesundheit ausdrücklich weniger sein. Dazu bietet es sich an, einmal selbst mit der Nase über die Strohmatratze zu gehen. Dieser Bereich ist es, in dem die Tiere während der Ruhephase atmen. Ist dabei bereits ein Ammoniakgeruch wahrnehmbar, sollte zum Wohl der Tiere gehandelt werden.  

Neugierig beobachten die Kälber, was über ihren ­Köpfen geschieht. Foto: Reiner Thomas

Die Frischluftzufuhr sollte jedoch immer gut bedacht sein. Die größte Gefahr lauert dabei in der Zugluft. Sie kommt meist durch schmale Spalten und Lücken in der Gebäudehülle oder der Verkleidung des Kälbernestes. Zugluft trifft definitionsgemäß punktuell aufs Tier und hat dabei deutlich niedrigere Temperaturen als die restliche Umgebung. So kommt es zu einer vom Tier nicht direkt bemerkten Auskühlung. Dies fördert eine Schwächung des Immunsystems und das vermehrte Auftreten von Erkrankungen. Gerade im Bereich des Kälbernestes, wo Kälber als Fluchttiere Schutz und Geborgenheit suchen, führt dies schnell zu Problemen.

Maßnahmen in Futterkamp

Zur Verbesserung der Lichtverhältnisse und für mehr Einfall von Tageslicht wurde im Holsteiner Kälberstall Futterkamp ein Licht- und Lüftungsfirst nachträglich eingebaut. Dafür wurde das ursprüngliche Dach aus dem Jahr 2007 am First auf gesamter Dachlänge geöffnet und der vorhandene Giebel durch die Installation des Lichtfirstes ersetzt. Die neue Lichtkuppel verläuft nun über die gesamte Länge des Futtertisches und fördert so den Lichteinfall in die Buchten auf beiden Seiten. Die Lichthaube wurde in der diffusen Ausführung gewählt, wodurch das eintretende Licht gebrochen wird und keine Blendung und Schlagschatten im Stall entstehen sollen. Dies soll zudem das Aufheizen des Stallinneren reduzieren. Des Weiteren wurden die in die Jahre gekommenen Lichtplatten auf der Nordseite des Daches ausgewechselt. Somit wurde auch hier der Lichteinfall noch einmal gesteigert. Diese Maßnahme erfolgte nicht auf der Südseite des Daches, um im Sommer die Temperaturen im Stall nicht unnötig zu erhöhen.  

Die Umbaumaßnahmen sollen durch den Einfall von mehr Tageslicht und eine bessere Luftabfuhr und Lüftungssteuerung mehr Tierwohl und positive Einflüsse auf die Kälbergesundheit erreichen. Aber auch für die täglichen Arbeiten und die Tierkontrolle bringen das hellere Umfeld und das angenehmere Klima einige Vorteile mit sich.

Frischluft ist förderlich

Der neu verbaute Licht- und Lüftungsfirst verfügt über steuerbare Lüftungsklappen. So kann mittels Seilzug elektrisch oder manuell der Luftstrom nach oben aus dem Gebäude beeinflusst werden. Dies ergänzt die bereits vorhandenen Rollos an den Längsseiten des Stalles und die Lüftungsschläuche über dem offenen Strohbereich im Lüftungskonzept des Stalls. Zur Vermeidung von Verwirbelungen im Stall schützt ein Windabweiser auf jeder Seite die Öffnungen zwischen Lichthaube und Dach. An den Giebelseiten ist die Öffnung geschlossen. Diese Ausführung wurde gewählt, um auf verschiedene Witterungsbedingungen reagieren zu können. In Kombination mit dem 14-tägigen Mistungsintervall der Tiefstreubuchten soll ein bestmögliches Klima für die Kälber geschaffen werden, das frei von Zugluft und Schadgasen ist.

Fazit

Auch für Kälber sind viel Licht und frische Luft wichtig. In Futterkamp wurden mithilfe eines neuen Licht- und Lüftungsfirstes die Bedingungen für Mensch und Tier verbessert. Durch solch simple Umbaumaßnahmen können große positive Veränderungen und Effekte geschaffen werden. Das Management der Kälbergesundheit, Haltung und Fütterung hat maßgebliche Einflüsse auf die Entwicklung des Kalbes und auch auf die spätere Kuh.

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