Am Lehr- und Versuchszentrum (LVZ) Futterkamp wurden am 9. Oktober im Rahmen des Bau- und Energielehrschautags die neu errichteten und umgebauten Futterkamper Sauenställe feierlich eingeweiht. Gemeinsam mit über 200 Gästen feierte das Team des LVZ Futterkamp die Eröffnung der neuen, modernen Stallanlagen, die mit Unterstützung des Ministeriums für Landwirtschaft, ländliche Räume, Europa und Verbraucherschutz (MLLEV) realisiert wurden.
Mit einem Empfang bei Kaffee und Brötchen in der Bau- und Energieausstellung begann am Vormittag die feierliche Einweihung der neuen Sauenställe am LVZ Futterkamp der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. Zahlreiche Gäste aus Landwirtschaft, Politik, Verwaltung und Wissenschaft nutzten die Gelegenheit, sich vor Ort ein Bild von den modernen Stallanlagen zu machen. Neben Landwirtinnen und Landwirten aus dem ganzen Bundesgebiet nahmen auch Vertreterinnen und Vertreter landwirtschaftlicher Organisationen und Verbände an der Veranstaltung teil.
Dr. Sophie Diers, Fachbereichsleiterin Schweinehaltung am LVZ Futterkamp, begrüßte die Gäste und führte in das Tagesprogramm ein. In ihren anschließenden Grußworten betonten Ute Volquardsen, Präsidentin der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein, und Landwirtschaftsminister Werner Schwarz (CDU) die große Bedeutung des Projekts. Die neuen Stallanlagen seien nicht nur ein Beispiel moderner, tiergerechter und nachhaltiger Schweinehaltung, sondern auch ein zentraler Beitrag zu praxisnaher Forschung und Ausbildung im Land. Mit rund 400 Sauen bleibt Futterkamp weiterhin der größte Versuchsbetrieb Deutschlands im Bereich der Sauenhaltung.
Schweinehaltung stärken
Mit dem neuen Stallkonzept setzt die Landwirtschaftskammer ein deutliches Signal für die Zukunft der Schweinehaltung in Schleswig-Holstein. Kammerpräsidentin Volquardsen bezeichnete den Umbau als ein starkes Bekenntnis zur regionalen Schweineproduktion. „Wer Zukunft gestalten will, muss Mut haben“, sagte sie bei der Eröffnung. Das Konzept vereint Forschung, Beratung und Ausbildung unter einem Dach und schafft damit eine wichtige Grundlage für die Weiterentwicklung einer tierwohlorientierten und wirtschaftlich tragfähigen Schweinehaltung. Bereits jetzt liefen am Standort Datenerhebungen und Auswertungen erster Praxiserkenntnisse, um Betrieben zeitnah nutzbare Informationen für eigene Umbaumaßnahmen bereitzustellen, so Volquardsen.
Auch Landwirtschaftsminister Schwarz hob in seiner Ansprache die Bedeutung der neuen Stallanlagen hervor. Angesichts steigender Anforderungen, wirtschaftlicher Unsicherheiten und enger Fristen sei es das Ziel der Landesregierung, die Betriebe bei der Umsetzung neuer Tierwohlstandards bestmöglich zu unterstützen. Minister Schwarz betonte außerdem, dass die Versuchs- und Demonstrationsställe in Futterkamp die Möglichkeit böten, praxisnahe und zukunftsfähige Lösungen zu entwickeln, zu erproben und in die landwirtschaftliche Praxis zu übertragen – auch dadurch solle die Schweinehaltung in Schleswig-Holstein erhalten und gestärkt werden.
Bereits in den ersten Wochen nach der Fertigstellung nutzten über 350 landwirtschaftliche Besucherinnen und Besucher aus ganz Deutschland die Gelegenheit, sich die neuen Stallanlagen anzusehen und sich vor Ort beraten zu lassen.
Neben der angewandten Forschung und Beratung ist in den Neubauten auch an die Aus- und Weiterbildung gedacht. Die neuen Stallanlagen bieten hervorragende Voraussetzungen, um theoretisches Wissen mit praktischer Erfahrung zu verknüpfen. Darüber hinaus sind sie ein zentraler Bestandteil der Öffentlichkeitsarbeit der Landwirtschaftskammer. Über Besuchergänge können Interessierte, Schulklassen und Seminargruppen einen direkten Einblick in die modernen Haltungssysteme erhalten – ein wichtiger Schritt, um Transparenz zu schaffen und das Vertrauen zwischen Landwirtschaft und Gesellschaft zu stärken.
Ein Stallkonzept mit Zukunft
Im Anschluss an die Grußworte stellte Ina Stellwag vom LVZ Futterkamp das neue Stallkonzept im Detail vor. Die frühere Prüfstation Fuhlensee wurde zu einem modernen Quarantäne- und Eingliederungsstall umgebaut. Dabei wurde die Struktur der ehemaligen Mastabteile vollständig überarbeitet. Den Zuchtläufern steht nun ein Liegebereich mit Mikroklima sowie minimal perforierten Spaltenböden zur Verfügung. An den Eingliederungsbereich schließt sich ein Auslauf an, der über eine Rüsseltür zugänglich ist. Dieser Bereich dient den Tieren als Kotbereich und wird von ihnen sehr gut angenommen. Unterhalb der Spalten sorgt ein Unterflurschieber für die regelmäßige Entmistung. Das Dach des Auslaufs ist als Gründach ausgeführt, während die Traufseite mit einem vollautomatischen Windnetz-Jalousiesystem ausgestattet wurde. Dieses System wird über eine Wetterstation gesteuert und berücksichtigt Parameter wie Windstärke und -richtung, Niederschlag sowie Sonnenintensität.
Foto: Isa-Maria Kuhn
Im neuen Deckzentrum stehen 40 Deckplätze gemäß der aktuellen Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) zur Verfügung. Darüber hinaus umfasst der Stall 60 Warteplätze, zwölf Zuchtläuferplätze sowie Eber- und Genesungsbereiche. Insgesamt bietet der Außenklimastall Platz für 120 Tiere. Den Sauen steht ein planbefestigter, mit Stroh eingestreuter Liegebereich zur Verfügung, während sich die Fress- und Kotbereiche auf einem erhöhten Plateau mit Spaltenböden befinden. Dieses ist ebenfalls mit einem Unterflurschieber-Entmistungssystem ausgestattet. Im Deck- und Zuchtläuferbereich kommen Selbstfangstände zum Einsatz, während die Wartesauen über kleine Abrufstationen („Kopfstationen“) gefüttert werden. Die Sauen werden in allen Bereichen gruppenweise gehalten und lediglich während der Besamung im Deckbereich kurzzeitig fixiert. Das neue Lüftungssystem des Außenklimastalles kombiniert geöffnete Traufseiten mit Jalousiesystem und einer unterstützenden Lüftungstechnik für optimale Klimabedingungen.
Der neue Abferkelstall umfasst 60 Bewegungsbuchten mit jeweils knapp 8 m² Fläche. Diese sind auf drei Abteile mit je 20 Buchten verteilt, in denen die Sauen in Parallelaufstallung gehalten werden – jeweils zwei Tiere stehen Kopf an Kopf, wobei die Sau seitlich zum Gang steht. Auch die Ferkel profitieren von den neuen Buchten: Ihnen steht ein großzügiges Ferkelnest von 2 m² zur Verfügung. Unterhalb der Buchten sorgen mehrere Unterflurschieber für eine effiziente Entmistung. Die Abluft des Stalles wird zentral erfasst und über eine Abluftreinigungsanlage gefiltert, um Emissionen wirkungsvoll zu reduzieren.
Bei den sich anschließenden geführten Rundgängen konnten die Gäste die neuen Stallbereiche aus nächster Nähe erleben. Mit großem Interesse informierten sie sich über erste Praxiserfahrungen und die von den beteiligten Firmen verbauten Produkte.
Den Abschluss bildete ein Sektempfang mit Mittagsimbiss, bei dem sich die Teilnehmenden in lockerer Atmosphäre weiter austauschen und ihre Eindrücke Revue passieren lassen konnten.
Hannah Straky, verantwortlich für die Bau- und Energielehrschau am LVZ Futterkamp, zeigte sich erfreut über den gelungenen Veranstaltungsauftakt nach der Sommerpause und gab einen Ausblick auf das weitere Jahresprogramm. Die nächste Veranstaltung im Rahmen der Bau- und Energielehrschau ist die Futterkamper Punschwoche vom 25. bis 27. November.
Fazit
Die feierliche Einweihung der neuen Sauenställe am LVZ Futterkamp markiert einen wichtigen Schritt hin zu moderner und zukunftsorientierter Schweinehaltung in Schleswig-Holstein. Mit innovativer Technik und praxisnaher Forschung stärkt das Projekt den Standort Futterkamp als wichtigen Impulsgeber für die regionale Landwirtschaft und Ausbildung. Alle Interessierten sind weiter herzlich eingeladen, das LVZ Futterkamp zu besuchen und sich vor Ort über die neuen Stallungen zu informieren.




