StartNachrichtenLandjugendGenuss, Geschichte und grüne Ideen

Genuss, Geschichte und grüne Ideen

Apfeltour 2.0 auf der Nordseeinsel Föhr
Von Wiebke Wendt
Innovative Landwirtschaft in einer besonderen Umgebung: Auf der Apfeltour 2.0 erkundete der Agrarausschuss die Insel Föhr mit dem Fahrrad. Foto: Wiebke Wendt

Im Rahmen der Apfeltour 2.0 führte die diesjährige Exkursion des Agrarausschusses auf die Insel Föhr. Mit dem Fahrrad erkundeten wir die Insel, die nicht nur landschaftlich viel zu bieten hat, sondern auch durch innovative landwirtschaftliche Betriebe beeindruckt. Zwei davon durften wir näher kennenlernen: die Hinrichsen Farm und den Gemüsebetrieb Arfsten.

Los ging es am 3. Mai. Wir trafen uns morgens mit unseren Fahrrädern am Fähranleger in Dagebüll. Nach der Überfahrt auf die Insel starteten wir – bei etwas windigem Wetter – unsere Tour quer über Föhr in Richtung der Hinrichsen Farm. Unterwegs legten wir ein kleines Picknick ein, bevor wir den Hof erreichten. Die Hinrichsen Farm war bis vor wenigen Jahren ein klassischer Milchviehbetrieb. Dann entschied sich Landwirt Jan Hinrichsen zu einem mutigen Schritt: Er stellte auf Whiskyproduktion um – inspiriert durch Verwandte in den USA.

Wie viele Föhrer Familien haben auch die Hinrichsens familiäre Wurzeln in der Region um New York, wohin im 19. Jahrhundert viele Föhrer aus wirtschaftlicher Not auswanderten. Einige dieser Auswanderer kehrten später zurück und brachten neue Ideen mit. Die Besonderheit der Hinrichsen Farm: Hier entsteht der Whisky komplett in Eigenregie – vom ökologischen Anbau der Gerste über das Mälzen, Gären und Destillieren bis hin zur Reifung in Holzfässern. Das Getreide wird sogar auf dem alten Heuboden des Hofes zum Keimen gebracht – ein Verfahren, das in Deutschland einzigartig ist und auch weltweit nur selten vorkommt. Der Whisky reift anschließend über mehrere Jahre in Fässern, bevor er abgefüllt und verkauft wird.

Neben der Whiskyproduktion betreibt die Familie Hinrichsen ein Restaurant, einen Hofladen sowie ein vielseitiges Angebot für Kinder. Auf dem Hof leben außerdem Dänische Protestschweine und Shorthorn-Rinder, deren Fleisch im eigenen Restaurant und Laden vermarktet wird. Auch Gänse spielen auf dem Hof eine Rolle – allerdings eher als Herausforderung: Sie werden vergrämt, um die Felder zu schützen, denn ein Zukauf von Futter oder Waren vom Festland ist teuer und logistisch aufwendig. Ebenso schwierig ist der Absatz größerer Mengen auf das Festland, da die Fährkosten hoch sind.

Den ersten Exkursionstag ließen wir entspannt am Strand ausklingen. Am nächsten Morgen stand der Besuch beim Gemüsebetrieb Arfsten auf dem Programm. Seit 1993 hat sich der Betrieb auf den Anbau von Gemüse spezialisiert – heute werden rund 40 verschiedene Sorten angebaut. Vermarktet wird ausschließlich regional auf Föhr und Amrum an die Gastronomie, Supermärkte und auf Wochenmärkten. Neben Gemüse wie Kartoffeln, Gurken oder Tomaten produziert der Betrieb auch Eier. Seit einigen Jahren gibt es zudem eine eigene Apfelplantage. Ein weiteres Highlight: der Verkauf des „Manhattan“ – des Föhrer Nationalgetränks, das seinen Ursprung ebenfalls in der Auswanderungsgeschichte der Insel hat. Es besteht aus Whisky sowie rotem und weißem Wermut und darf bei keiner Feier fehlen.

Unsere Tour fand ihren Ausklang auf dem traditionellen Föhrer Fischmarkt, der jeden Sonntag stattfindet. Danach traten wir die Rückfahrt mit der Fähre nach Dagebüll an – im Gepäck viele Eindrücke von einer Insel, die Landwirtschaft, Geschichte und Genuss auf einzigartige Weise miteinander verbindet.

WEITERE ARTIKEL
- Anzeige -
- Anzeige -

Meistgeklickt