Wie können gesunde Ernährung, Küchenhygiene und der Umgang mit Lebensmitteln vermittelt werden? Aufgrund der heutigen Strukturen in der Gesellschaft, vor allem in den Familien, stehen Lieferservices eher auf dem Küchenplan als frische Lebensmittel wie Gemüse. In zahlreichen Haushalten wird kaum noch gekocht, die Kinder werden in den Betreuungseinrichtungen verpflegt und in den Schul-Brotdosen finden sich immer öfter zuckrige Müsliriegel.
Ursula Bollig aus Pinneberg ist staatlich geprüfte Ökotrophologin mit zahlreichen Zusatzqualifikationen im Bereich Ernährung und vermittelt seit 2007 die Grundlagen einer gesunden Ernährung an Grundschulen. Annemarie Rohde ist Vorsitzende des KreisLandFrauenverbandes Steinburg und gehört dem LandFrauenverein Hohenlockstedt an. Sie hat sich unter anderem zur Botschafterin heimischer Produkte qualifiziert und ist seit 13 Jahren als externe Fachkraft für Ernährung in Schulen tätig. Gemeinsam haben die beiden Frauen jetzt acht Teilnehmerinnen im Praxistraining für den Ernährungsführerschein unterrichtet.
„Ernährungsbildung sollte ab der ersten Klasse aufsteigend stattfinden, der Bedarf an den Schulen ist da, oft fehlt es aber an Lehrkräften“, weiß Annemarie Rohde aus eigener Erfahrung. Sie hat für den KreisLandFrauenverband Steinburg einen Kooperationsvertag mit dem Bundeszentrum für Ernährung (BZfE) geschlossen, um weitere Fachkräfte für den Ernährungsführerschein zu schulen und ihr Wissen weiterzugeben. Mit im Boot sind Annika Bilo vom BZfE und Claudia Plinz von der Universität Flensburg, die jetzt in einer Schulung das theoretische Grundwissen bei einem Online-Seminar und vor dem Praxisteil vermittelten. Dabei wurde auch der Aufbau der Ernährungspyramide erarbeitet. Zur gesunden Ernährung gehören täglich sechs Portionen Getränke, fünf Mal Obst und Gemüse, vier Einheiten Kohlehydrate wie Brot, Getreide, Beilagen, je drei Anteile Eiweißlieferanten sowie Öle und Fette und maximal eine Extraleckerei.
In den Schulen arbeiten die Schüler mit einem Arbeitsheft vom BZfE, in dem Kater Cook anschaulich erklärt, wie Küchenhygiene funktioniert, welche Gerätschaften benötigt und leckere Rezepte zubereitet werden. Kleine Rätselaufgaben und fachliche Fragen gehören auch dazu. Insgesamt geht es in fünf bis sechs Einheiten zum Ernährungsführerschein. „Das hängt von den Gegebenheiten in den Schulen ab, ob etwa ein Herd mit Backofen vor Ort ist“, erklärt Rohde. Die „Kartoffel-Einheit“ sieht Backofenkartoffeln und Kartoffelpüree vor. Knabbergemüse mit Schnittlauchquark und Hummus, Nudelsalat, Brotgesichter und auch Obstsalat werden geschnippelt, angerührt und kalt hergestellt, das geht überall. Aber auch diese Rezepte haben ihre eigenen Herausforderungen, wie die Teilnehmerinnen erlebten. Hierbei muss „kindgerecht“ geschnitten werden. Kartoffeln, Wurzeln oder Apfel, alles liegt auf einem Brett mit der Schnittfläche nach unten. „Ich schneide vieles in der Hand, das geht natürlich mit Kindern nicht, da heißt es umdenken“, war die Erfahrung von Nadine Pahnke und Magret Reimers aus Dithmarschen. Sie arbeiten beim Offenen Ganztag St. Michaelisdonn und finden das Konzept des Ernährungsführerscheins gut. „Die Ernährungsgewohnheiten sind meist nicht gesundheitsfördernd, oft sehr süß, wir wollen versuchen, die Brotdosen in Dithmarschen mit gesunden Produkten aus der Region aufzuhübschen“, sagt Nadine Pahnke.
Im praktischen Seminarteil bereiteten die Teilnehmerinnen in vier Gruppen ein Drei-Gang-Menü zu. Als Vorspeise wurden Gemüsesticks mit Kräuterquark und Brotgesichter gereicht. Bunter Nudelsalat in zwei Varianten und knusprige Backofenkartoffeln gab es als Hauptgericht. Den Abschluss bildete Schlemmerquark, ebenfalls zwei Versionen mit unterschiedlichem Obst. „Zebragurken schmecken immer besser“, hatte Ursula Bollig zuvor erklärt. Dabei wird die Schale mit einem Sparschäler in schmalen Streifen geschält, wobei immer ein grüner Streifen stehen bleibt. Sie und Annemarie Rohde zeigten, wie im Tunnel- oder Krallengriff fingerschonend geschnitten wird. Sie gaben Tipps und Tricks aus ihren eigenen Erfahrungen weiter. Nach dem gemeinsamen Essen überreichten sie die Zertifikate für das Praxistraining und boten an, an ihren eigenen Praxistagen in den Schulen zu hospitieren, um selbst Erfahrungen zu sammeln. sko




