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Eine unvergessliche Erfahrung

Schwedenaustausch der Forstwirte
Von Johannes Kofahl, Ole Sommers
Teilnehmer des Austauschprojekts vor den Forwardern (v. li.): Bo Dürr, Johannes Kofahl, Sören Holst, Jannik Paris, Ole Sommers Foto: Hans Ulrich

Jedes Jahr steht für die Auszubildenden zum Fortswirt im dritten Lehrjahr ein ganz besonderes Projekt auf dem Programm: der „Schwedenaustausch“. Er wird gemeinsam von der Lehranstalt für Forstwirtschaft in Bad Segeberg und dem Naturbruk Gymnasium im schwedischen Svenljunga organisiert und durch das Erasmus-Programm der EU unterstützt.

Live aus der Kabine eines Forwarders – dies stand im Mittelpunkt des Austausches.

Der Gedanke dahinter: Deutsche und schwedische Schüler sollen die Kultur, Sprache und vor allem die Forstwirtschaft des jeweils anderen Landes kennenlernen. Da die Zahl der Plätze auf fünf begrenzt ist, durchlaufen die interessierten Auszubildenden ein Bewerbungsverfahren. Dabei zählen nicht nur schulische Leistungen – auch ein Motivationsschreiben, persönliche Eigenschaften sowie ein kleiner theoretischer Test fließen in die Auswahl ein.

Bereits lange vor der Reise beginnen die Vorbereitungen. Ein Höhepunkt ist der Besuch von Hans Ulrich, Lehrer am Naturbruk Gymnasium, der in Bad Segeberg die Arbeit an den Forwarder-Simulatoren der Landwirtschaftskammer erklärt. „Die Schüler lernen dort vor allem die Steuerung des Kranes. Bevor man auf eine echte Maschine steigt, sollte man die Bedienung so gut beherrschen, dass sie in Fleisch und Blut übergeht“, erklärt er.

Auch ein Sprachkurs gehört zur Vorbereitung: Ein Wochenende lang absolvierten die ausgewählten Teilnehmer Englisch- und Schwedischunterricht, denn die Projektsprache ist ausschließlich Englisch.

Schwedische Gäste vor Ort

Bevor die deutschen Schüler nach Schweden aufbrachen, besuchten fünf schwedische Schüler Bad Segeberg. Drei Wochen lang sammelten sie Eindrücke von der deutschen Forstwirtschaft – mit Exkursionen in den Harz, Besuchen in Sägewerken und praktischen Übungen mit den deutschen Mitschülern. „Die Unterschiede zwischen der deutschen und schwedischen Forstwirtschaft kennenzulernen, war sehr spannend. Es war eine wunderbare Zeit mit tollen Schülern und Lehrern“, berichtet Gabriel Johansson aus Schweden.

Dann war es so weit: Mit drei Bussen der Landwirtschaftskammer ging es für die deutschen Teilnehmer Richtung Svenljunga. Begonnen wurde mit einer einwöchigen Klassenfahrt, bei der der gesamte Jahrgang „Fowi22“ dabei war. Auf dem Programm standen Exkursionen zu Baumschulen, Sägewerken und Papierfabriken sowie der Austausch mit Harvester- und Forwarderfahrern. „Besonders beeindruckt hat mich, wie gut die Holzabfuhr in Schweden organisiert ist. Während der Forwarder das Holz poltert, wird es gleichzeitig vom Lkw verladen und direkt ins Sägewerk transportiert“, erzählt Auszubildender Jannik Paris.

Papierwerksbesichtigung
Foto: Ole Sommers

Auf nach Svenljunga

Auch die schwedische Natur kam nicht zu kurz – gemeinsame Wanderungen und abendliche Elch-Safaris rundeten das Programm ab. Danach kehrte der Jahrgang nach Bad Segeberg zurück. Nur die fünf Austauschschüler blieben weitere sechs Wochen in Schweden.

Praktische Inhalte erlernen

Die ersten vier Wochen verbrachten sie auf dem Schulgelände des Naturbruk Gymnasium. Die Schule entspricht in etwa einem deutschen Gymnasium, ist aber auf Forstwirtschaft spezialisiert. Neben allgemeinen Fächern wie Mathematik oder Englisch besuchen die Schüler ihre gewählte Fachrichtung, in der sie auch viele praktische Inhalte lernen.

Im Mittelpunkt des Austausches stand das Erlernen des Forwarder-Fahrens. Zunächst wurde am Simulator trainiert, bevor es in den Wald ging. Dort rückten die Schüler mehrere Wochen lang Holz und polterten es am Wegesrand. Insgesamt kamen dabei rund 200 fm Industrieholz zusammen.

Wanderung im Nationalpark
Fotos (2): Johannes Kofahl

Rundreise durch Schweden

Nach vier intensiven Wochen startete die zweite Etappe: eine zweiwöchige Rundreise durch Schweden. Auf Stationen in Tjälltorp, Stockholm und Falun standen zahlreiche Exkursionen, Führungen und Vorträge auf dem Programm – begleitet von Dr. Borris Welcker aus der Forstabteilung der Landwirtschaftskammer. „Die Gespräche mit Forstunternehmern, dem Staatsforst, Umweltschützern, aber auch Stadtführern haben mir die schwedische Forstwirtschaft aus ganz unterschiedlichen Blickwinkeln gezeigt. Das war sehr bereichernd“, berichtet Teilnehmer Bo Dürr.

Neben dem fachlichen Austausch kam auch das Gemeinschaftsleben nicht zu kurz: Abwechselnd kochten die Schüler in Zweierteams, probierten interessante Gerichte aus und verbrachten viele Abende beim Kartenspielen. „Das hat die Gruppe noch enger zusammengeschweißt“, erinnert sich Dr. Borris Welcker.

Fazit

Foto von einem Fichtenbestand Foto: Bo Dürr

Nach insgesamt sieben Wochen hieß es schließlich Abschied nehmen. „Zusammen leben, lernen, essen und den Alltag teilen – das war eine besonders intensive Zeit. Natürlich freuen wir uns alle wieder auf zu Hause und auch auf die deutschen Mischwälder, aber die Erinnerungen bleiben unvergesslich“, berichtet Ole Sommers. Der Schwedenaustausch wird allen Beteiligten als lehrreiche, spannende und einmalige Erfahrung in Erinnerung bleiben – ein Projekt, das weit über die reine Ausbildung hinausgeht.

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