Für die Bundeschampionate in Warendorf qualifizieren sich nur die besten Pferde und Ponys in den Disziplinen Springen, Dressur, Reitpferde und Vielseitigkeitsprüfungen. Die Veranstaltung gilt als Wegweiser in den Spitzensport und ist ein wichtiger Treffpunkt für Züchter, Reiter und Pferdesportenthusiasten aus der ganzen Welt.
Auf dieses Turnier fiebern auch Reiter, Züchter und Pferdebesitzer aus Schleswig-Holstein hin. Von Dienstag bis Sonntag zogen sich die Prüfungen um Medaillen und Titel. Am Freitag gab es den ersten großen Sieger: Im Großen Preis vom Warendorf, dem Finale der achtjährigen Springpferde, kamen neun Paare ins Stechen. Mit dabei war auch der Holsteiner Hengst Keaton HV. Reiter Arne van Heel beschreibt den Hengst als „sensibel und vermögend“. Der achtjährige Braune aus dem Besitz des Holsteiner Verbands war das schnellste fehlerfreie Pferd und sicherte sich in einer Zeit von 39,44 s den Sieg.
„Keaton reite ich seit drei Monaten. Er war vorher im Beritt von Rolf-Göran Bengtsson, der ihn sehr, sehr gut ausgebildet hat. Ich darf ihn weiter reiten und das macht mit einem Pferd, das so viel Einstellung und Vermögen hat, besonders viel Spaß. Keaton ist sehr sensibel, er hat viel Charakter, er ist ein echter Holsteiner mit viel Vermögen“, beschrieb der Sieger den Kannan-Sohn aus einer Contendro-Mutter, gezüchtet von Rudolf Schmitt.
Sieger aus dem Norden
Bei den siebenjährigen Springpferden verpasste der Holsteiner Schimmelhengst Dior von Diamant de Semilly-Corrado I knapp eine Medaille. In dem Springen der Klasse S** mit Stechen zeigte er unter seinem Reiter Laurens Houbens zwei fehlerfreie Runden. Der Hengst aus der Zucht von Friedrich Meyer aus Nottfeld, Kreis Schleswig-Flensburg, Vater von Janne Friederike Meyer-Zimmermann, war aber 0,5 s langsamer als der Drittplatzierte. Aufgrund seiner hervorragenden Leistungen wurde Dior mit der Auszeichnung „Youngster of the Year“ versehen. Insgesamt war diese Prüfung ein Erfolg für den Norden, denn Holstein stellte im Finale zehn Starter. Bei 35 qualifizierten Pferden war dies das größte Kontingent.
Auch bei den sechsjährigen Springpferden waren einige Holsteiner am Start. In den Qualifikationen machte vor allem Master of Paradise von Manchester van‘t Paradijs-Catoki von sich reden. Es gab zwei zweite Plätze für den Hengst aus der Zucht von Alina Hinzmann aus Ahrensburg, Kreis Stormarn. Im Finale hatte das Paar leider einen Hindernisfehler und kam auf Platz 15.
Besser lief es hier für den Holsteiner Hengst Mini Million aus der Zucht von Jörg Kröger aus Quickborn, Kreis Pinneberg. Der Sohn des Million Dollar aus einer Baloubet du Rouet-Mutter wurde von Pia-Luise Baur zum Sieg pilotiert. Der Reiterin kamen Freudentränen, als klar war, dass sie mit ihrer einwandfreien Runde im Stechen den Titel geholt hatte. „Er ist ein absoluter Schatz, total ausgeglichen, und gibt im Parcours immer alles“, beschrieb sie den Hengst und fügte hinzu: „Ich habe niemals damit gerechnet, bin überglücklich und sprachlos.“ Sie war als erste Starterin ins Stechen gegangen, doch niemand konnte ihr Ergebnis fehlerfrei unterbieten.
Beeindruckte Richter
Im Finale der siebenjährigen Dressurpferde, einer Dressurpferdeprüfung der Klasse S, kam ein etwas anderes Richtverfahren zum Einsatz als in den übrigen Dressurfinals. Hier wurde eine Note für die Qualität der Grundgangarten, der Rittigkeit und des Gesamteindrucks vergeben und mit einer Note für die technische Ausführung addiert. Der Durchschnitt ergab die Endnote.
Drei Paare knackten die Marke von 80 %. Darunter war auch der neue Bundeschampion der siebenjährigen Dressurpferde, der bunte Hannoveraner Fuchshengst Sky. Er stammt aus der Zucht des hessischen Gestüts Neff und steht im Besitz des Gestüts Gut Schönweide in Grebin, Kreis Plön. In Warendorf überzeugte er mit einer technisch sauberen, von Harmonie geprägten Vorstellung.
„Was ist das bitte für ein Trab? Was ist das bitte für ein Galopp?“, zeigten sich die Richter beeindruckt und schwärmten: „So viel Dynamik, so viel Aktivität bei natürlichem Grundtrab und so viel Harmonie. Das ist wirklich ausgezeichnet. Der Galopp zeigte sich wie ein Metronom, aufwärts, gesetzt für die Pirouetten, tolle Serienwechsel. Die Skala der Ausbildung bis in die Versammlung wurde voll ausgeschöpft.“ Auch Skys Reiterin war begeistert: „Ich arbeite seit Februar auf Gut Schönweide und seitdem sind wir ein Team. Es macht mehr als Spaß. Das ist ein ganz besonderes Pferd“, strahlte Ann-Kathrin Lachemann.
Del Drago in Topform
An die Spitze der fünfjährigen Springponys schaffte es der Holsteiner Ponyhengst Del Drago. Er setzte sich im Finale gegen 18 weitere Starter durch. Der Sohn von Dialo aus einer The Braes My Mobility-Mutter stammt aus der Zucht von Angelika Jahr von der Insel Sylt. Nach dem Sieg in der Finalqualifikation bestätigte der Fuchshengst unter seiner Reiterin und Besitzerin Antonia Ercken erneut seine Topform und zeigte eine Runde, die mit viel Lob der Richter belohnt wurde: „Es ist beeindruckend zu sehen, wie das Pony Übersicht am Sprung hat, wirklich seinen Körper zu benutzen weiß und beweglich aus dem Rücken heraus die Hinterhand öffnet, mit schnellen Reflexen im Vorderbein.“
Antonia Ercken kennt Del Drago bereits seit einigen Jahren. „Ich habe ihn als Zweijährigen gekauft und auch selbst angeritten. Schon als Dreijähriger war er Siegerhengst und hat als Vierjähriger direkt seine erste Springpferdeprüfung gewonnen. Das hat natürlich schon früh hohe Erwartungen geweckt. Er hat viel Kraft am Sprung, ist sehr vorsichtig und hat die Stangen immer im Blick. Das ist ein Pony für den ganz großen Sport“, beschrieb ihn seine Reiterin. „Und auch im Umgang zu Hause ist er super. Ein richtiges Kinderpony.“
Silber und ein Ehrenpreis
Bei den sechsjährigen Springponys reichte es für die Schleswig-Holsteiner nicht für eine Medaille. Aber Nandoo N und Amy Carlotta Reinfandt erhielten den BMLEH-Tierschutzpreis, einen Sonderehrenpreis für besonders pferdegerechtes Reiten des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat (BMLEH).
Eine sehr enge Entscheidung sorgte für Spannung im Finale der vierjährigen Reitponyhengste, in dem viele Neunen und sogar eine Zehn gezogen wurden. Am Ende ging der Sieg nach Westfalen an Assenmachers Nachtschwärmer von FS Next Diamond. Dem Siegerhengst dicht auf den Fersen war Grenzhoehes Negretto von FS Numero Uno-Olivier K, vorgestellt von Linda Boller. Der Hengst stammt aus der Zucht und dem Besitz von Sabine Reimers-Mortensen aus Lutzhorn, Kreis Pinneberg. Im vergangenen Jahr war der dunkelbraune Vizebundeschampion bereits zweiter Reservesieger der Körung.
Er konnte seine Note als Qualifikationssieger halten (8,9) und bekam als Einziger der neun Finalisten die Note 10,0 für die Rittigkeit, außerdem jede Menge Applaus von den Zuschauerrängen. Dazu kam die 9,0 für den Galopp und sein Exterieur. „Ein sehr gut konstruierter Hengst mit ansprechender Oberlinie und guten Reitpferde-Points“, so die Richter.
Im Rahmen der Bundeschampionate fand auch eine Holsteiner Fohlenauktion statt. Preisspitze wurde eine Vollschwester des Olympia-Hengstes Uricas van de Kattevennen, The Kiss Way von Uriko-Cassini I. Sie wurde von Hartwig Schoof aus Hedwigenkoog, Kreis Dithmarschen, gezogen und ausgestellt und in einem Bieterduell für 70.000 € zugeschlagen. Im Schnitt legten die Kunden rund 16.550 € für die Fohlen und einen Straw von Cassini I an. Die Verkaufsquote lag bei 96 %.
fn/pm