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Aus Bodenschätzen gefertigte Boden-Schätze

Das Museum Eckernförde zeigt in einer neuen Ausstellung angewandte Kunst mit Materialien aus der Erde
Von Iris Jaeger
Neue Ausstellung im Museum Eckernförde, Boden-Schätze, angewandte Kunst Fotos: Iris Jaeger

Im Boden lagern viele Schätze: Edelsteine, Edelmetalle, seltene Erden, Ton, Stein, Pflanzenteile und weitere wertvolle Rohstoffe. Viele von ihnen nutzen wir wie selbstverständlich jeden Tag, doch die Entnahme der Rohstoffe aus der Erde hinterlässt Spuren. Aber aus diesen Bodenschätzen lassen sich auch künstlerisch wertvolle Werke schaffen, die für sich genommen wieder Schätze darstellen und auf den Umgang der Menschen mit Rohstoffen hinweisen können. Zu sehen sind solche „Boden – Schätze“ jetzt im Museum Eckernförde.

„Diesen Titel mit dem Gedankenstrich dazwischen haben wir genau deshalb so gewählt“, erzählt Museumsleiterin Dr. Dorothee Bieske bei einem Rundgang durch die Ausstellung. Eben weil die beteiligten Künstler für ihre Objekte Material verwendet hätten, das in irgendeiner Form aus der Erde komme: Ton für Keramik, Silizium, Gold und Silber für Schmuck, Pflanzenfasern, Tierhaut von Tieren, die sich wiederum von Pflanzen ernährten, man könne weite Kreise ziehen, so Bieske. Alles habe in irgendeiner Form mit Boden und Erde zu tun. „Als wie dieses Thema wählten, wollten wir eine Vielfältigkeit der Möglichkeiten, damit die Künstler, die sich um eine Teilnahme beworben haben, mit dem Begriff spielen konnten.“

Museumsleiterin Dr. Dorothee Bieske, FSJlerin Nele Kaphengst und die beteiligte Künstlerin Sigrid Vollmer aus Holtsee (v. li.) mit der glasierten Steinzeug-Arbeit „Shan“ von der Kieler Künstlerin Keun Woo Lee

Zum dritten Mal zeigt das Museum Eckernförde eine jurierte Ausstellung in Zuammenarbeit mit dem Berufsverband Angewandte Kunst Schleswig-Holstein (BAK SH). Nach „Natürlich grün!“ 2017 und „BLAUmachen“ 2021 habe man die Farben als inhaltliche Ausrichtung verlassen und sich für ein übergreifendes Thema entschieden, das mit seinen möglichen Lesarten Künstlerinnen und Künstlern unterschiedliche Anknüpfungspunkte biete.

Anfang des Jahres gab es eine Ausschreibung des Berufsverbands für die Mitglieder, die aus allen Bereichen der angewandten Kunst kommen: Keramik, Metall, Textil, Holz, Glas, Papier, Foto, Stein. Interessierte Künstler aus Schleswig-Holstein konnten sich mit ihren Arbeiten bewerben. Dazu reichten sie Fotos ihrer Werke zusammen mit kleinen Texten ein. Eine fünfköpfige Jury, bestehend aus zwei Kunsthistorikerinnen und drei Mitgliedern des BAK SH, wählte am 15. Mai diejenigen Arbeiten aus, die jetzt in der Ausstellung zu sehen sind.

Beworben hatten sich 22 Künstlerinnen und Künstler mit 52 Arbeiten. In der Ausstellung sind 19 Künstlerinnen und Künstler mit 34 Arbeiten zu sehen, davon sind einige mehrteilig. „Unsere Auswahl richtete sich nach der Materialgerechtigkeit, also danach, wie mit dem Material umgegangen wurde und ob ein gewünschter Zusammenhang zu dem Thema besteht. Hat die Arbeit etwas mit Bodenschätzen zu tun? Und: Welche Argumentation steht dahinter?“, erklärt die Museumsleiterin das Prozedere.

Weiß trifft Gold: Künstlerin Sigrid Vollmer aus Holtsee nimmt mit ihren Papier-Kunstwerken an der Ausstellung bei. 

Alle Künstler stammen aus Schleswig-Holstein, die meisten Objekte sind extra für dieses Thema angefertigt worden, einige Künstler nutzten aber auch bereits vorhandene, ältere Exponate, die thematisch passten. „Ich bin nach wie vor erstaunt, wie auf so unterschiedliche Art und Weise die geschaffenen Werke die Vielfalt der Bodenschätze und Assoziationen widerspiegeln, wie jeder Künstler für sich das Thema aufgegriffen und umgesetzt hat“, so Bieske. „Und obwohl jeder Künstler für sich gearbeitet hat und nicht wusste, was die anderen Teilnehmer machen, ergänzen wir uns doch auf ganz wunderbare Art und Weise“, ergänzt die Holtseer Künstlerin Sigrid Vollmer, die sich mit ihren Papierarbeiten an der Ausstellung beteiligt.

Das Aufstellen und Anordnen der Arbeiten in den beiden Ausstellungsräumen sei dann noch einmal eine ganz andere Herausforderung gewesen. „Es war wie ein Ballett, immer wieder haben wir die Werke hin- und hergeschoben, noch einiges nachträglich dazugebaut, unter anderem Podeste“, erinnert sich Bieske. Entstanden sei letztlich eine schöne und ruhige Gesamtatmosphäre, „die Anordnung wirkt luftig und leicht, was auch damit zu tun hat, dass wir viele Objekte aus dem Bereich Schmuck haben, was nicht viel Platz braucht.“

Kette und Ring aus gediegenem Silizium von Anja von Wenckstern stellen eine Besonderheit dar. 

Die unterschiedlichen Materialien wie Holz, Metall, Keramik, Papier oder Textil wurden in beiden Räumen vermischt. Gegensätze ziehen sich an, da machen auch die ausgestellten Objekte keine Ausnahme: Zartes, helles Papier trifft auf schwarz geflämmtes Holz, dessen Profile an die Hinterlassenschaften einer Tagebauwirtschaft erinnern. Und so leicht einige Objekte wirken, so schwer wiegen die Themen, die hinter ihnen stecken. So erinnern aus fragilem weißen Porzellan geformte Korallen an die Bedrohung der Meere und ihrer Lebewesen. Zu den Besonderheiten der Ausstellung gehören die Kette und der Ring aus gediegenem Silizium von Anja von Wenck­stern. Denn dieses Material wird von Steinhändlern nur sehr selten angeboten. Silizium ist ein heutzutage sehr begehrtes und teures Material, das für sämtliche Elektronik und für Solaranlagen benötigt wird und zirka 25,8 Gewichtsprozente der Erdkruste einnimmt. Zu sehen ist die Ausstellung bis zum 22. Oktober, sämtliche Künstler und deren Arbeiten werden ausführlich in einem Begleitheft vorgestellt. Bis Oktober führen zudem einige der teilnehmenden Künstler selbst durch die Ausstellung. Die Termine dafür sowie weitere Informationen unter ­museum-eckernförde.de

Boden-Schätze: Erde, Sand, Ton, Glas, Silber, Trinkwasser gebunden als vierteiliges Portfolio von Uli Strempel aus Stoltebüll
„Weiß trifft Gold“, Sigrid Vollmer
„Zeitspuren“ von Astrid Schessner aus Kiel
„Vollwerden und Leerwerden #2“, Porzellan mit Stahlspäne von Hyunjin Kim aus Kiel
„Objekt 1 und 3“, Keramik, Plattentechnik, Raku gebrannt von Gundula Sommerer aus Flensburg
Drei Schalen aus Steinzeugton mit Erdschichtung; „Da war einmal ein Meer“, „Flusslandschaft“ und „Verschiebung“ von Imke Splittgerber aus Boren
„Das war einmal ein Meer“ von Imke Splittgerber
„Balance“ – Eisen, Erde, Lehm – von Susanne Juliette Koch aus Osterby
„Landschaften“ von Sigrid Vollmer
„LebensWerk“ – gesammelte Fundstücke von Silke Lazarevic aus Husum
Ein Thema, unterschiedliche Ausführungen


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