StartNachrichtenPferd & Reiter„Auf einem hohen Ross sitzen“

„Auf einem hohen Ross sitzen“

Serie: Redewendungen rund ums Pferd
Von Lena Höfer
Früher waren Pferde ein wertvoller Besitz. Aus Sicht ärmerer Menschen thronten Reiter auf ihrem Tier und waren physisch und sozial höhergestellt. Foto: Imago

Die Redewendung „auf einem hohen Ross sitzen“ ist ein kraftvolles Bild für Überheblichkeit, Arroganz und Distanz.

Sie beschreibt jemanden, der sich anderen überlegen fühlt. Die Formulierung geht auf den mittelalterlichen Adel zurück. Damals waren Pferde ein wertvoller Besitz, den sich nur Wohlhabende leisten konnten. Aus Sicht des einfachen Volkes thronten Adlige buchstäblich „hoch zu Ross“: Sie standen nicht nur physisch, sondern auch sozial über ärmeren Menschen.

Hinzu kommt die Vorstellung, dass Ritter auf besonders prächtigen, großen Schlachtrössern ritten. Diese hoch aufragenden Pferde verstärkten das Bild von Macht und Unnahbarkeit, weil der Reiter nur schwer greifbar war. Er war „über allen anderen“. Im Laufe der Zeit wurde der Ausdruck zu einer Metapher. Heute steht das „hohe Ross“ nicht mehr für ein tatsächliches Pferd, sondern für eine innere Haltung. Wer „dort oben sitzt“, distanziert sich, verhält sich herablassend und nimmt eine Position moralischer, sozialer oder materieller Überlegenheit ein. Gleichzeitig existiert eine Gegenform: „Vom hohen Ross herunterkommen“ heißt, die eigene Überheblichkeit abzulegen, sich zu den anderen zu begeben, Respekt zu zeigen.

Dieses Bild entlastet auch, denn es gibt einen Weg zurück. Sich „vom hohen Ross“ herunterzubewegen, bedeutet nicht nur Demut, sondern auch den Willen zum Dialog, zur Solidarität und zu der Einsicht, dass wahre Stärke nicht in der Überlegenheit, sondern im respektvollen Umgang mit anderen liegt.

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