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Zitterpappel ist Baum des Jahres 2026

Pionierbaumart zur Risikostreuung im Klimawandel
Von pm/SHLF
Die Artenmerkmale auf einen Blick: Höhe bis 35 m, Durchmesser bis 100 cm, Alter bis 100 Jahre Foto: R. Fenner

Die Zitterpappel (Populus tremula) wird der Baum des Jahres 2026. Mit dieser Wahl rückt eine Baumart in den Fokus, die aktuell in den Wäldern Schleswig-Holsteins noch selten vorkommt, aber zukünftig wichtiger wird. Dank ihrer Robustheit und ausgeprägten Verjüngungsfähigkeit rechnen die Förster damit, dass sie bei der Wiederbewaldung von Kahlflächen im Klimawandel einen wichtigen ökologischen Beitrag für die Waldentwicklung leisten kann.

„Zitterpappeln gehören zu den Weichlaubhölzern und zählen zu den klassischen Pionierbaumarten“, erklärt Dr. Chris Freise, Direktor der Schleswig-Holsteinischen Landesforsten. „Gerade bei der Erstbesiedlung von Störflächen können Zitterpappeln gemeinsam mit Birken einen wichtigen ökologischen Beitrag für die Waldentwicklung leisten.“ So werden nach Störungsereignissen Nährstoffkreisläufe schnell wieder geschlossen und ein Waldinnenklima aufgebaut, in dem sich auch langlebige Arten besser ansiedeln können. Angesichts zunehmender Extremwetterereignisse, Trockenphasen und Sturmschäden rechnen Forstexperten damit, dass Störungen in den Waldökosystemen weiter zunehmen werden – auch in Schleswig-Holstein. In solchen Situationen seien Pionierarten besonders wertvoll: Sie sorgten für eine rasche Wiederbewaldung und bereiteten so in einem schnell wachsenden Jungwald den Weg für nachfolgende Baumarten, so Freise. Das sei eine Art Risikoversicherung für das Waldökosystem. Mit Blick auf den Klimawandel und auf die Erwartung, dass einige Baumarten mit den steigenden Temperaturen nicht zurechtkommen könnten, richten die Landesforsten ihre waldbauliche Strategie zunehmend auch auf Risikostreuung aus. Dadurch gewinnen Pionierbaumarten an Bedeutung. „Wir integrieren sie bewusst in unsere Waldbaukonzepte“, erklärt Freise.

Die rundlichen, teilweise herzförmigen Blätter der Zitterpappel sind grün glänzend, die Unterseite ist matt hellgrün. Foto: H.-R. Müller

Die Zitterpappel sei aber nicht nur aus waldbaulicher, sondern auch aus naturschutzfachlicher Perspektive ein Gewinn, denn die Förderung früher Sukzessionsstadien steigere die Biodiversität in den Wäldern. So überzeugt die Zitterpappel in puncto Artenvielfalt: Über 60 Schmetterlingsarten – darunter der farbenprächtige Große Schillerfalter – nutzen sie als Futterpflanze. Zahlreiche Vogelarten profitieren von dem reichen Insektenvorkommen an der Zitterpappel, und auch viele Pilzarten sind eng mit ihr vergesellschaftet und übernehmen so wichtige Funktionen im Waldökosystem.

Die Zitterpappel findet man in Schleswig-Holstein vor allem auf den reicheren Böden des Hügellandes. Sie kommt dort auch gut mit Stauwassereinfluss zurecht. Ihren Namen hat die Pappelart von ihren zitternden Blättern, die sich sehr leicht und schnell mit raschelnden Geräuschen im Wind bewegen.

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