Wie begeistert man Kinder und Jugendliche für Landwirtschaft? Indem man sie sie erleben lässt. Genau darum ging es bei einer besonderen Lehrerfortbildung im Lehr- und Versuchszentrum Futterkamp der Landwirtschaftskammer Schleswig-Holstein. Interessierte Lehrkräfte kamen Anfang November zusammen, um zu erfahren, wie moderne Milchviehhaltung funktioniert – und wie sich der Bauernhof als Lernort sinnvoll in den Unterricht einbinden lässt.
Angeboten wurde die Veranstaltung in Kooperation mit dem Netzwerk Fokus Tierwohl und dem Projekt „Schulklassen auf dem Bauernhof“.
Landwirtschaft zum Anfassen
Den Auftakt gestaltete Lisa Höper, Projektreferentin im AgriSkills Lab. Sie stellte stellvertretend für Christiane Wellensiek das Projekt „Schulklassen auf dem Bauernhof“ vor, das inzwischen zu einer festen Größe in Schleswig-Holstein geworden ist. Regelmäßig finden Befragungen unter den Lehrkräften statt, die mit ihren Klassen Lerneinheiten auf dem Bauernhof erlebt haben. Die Auswertungen des letzten Jahres zeigten, dass Lehrerinnen und Lehrer mit den Besuchen auf den Höfen sehr zufrieden gewesen sind und besonders das handlungsorientierte Lernen zu schätzen wissen. Jeder Betrieb, der eine entsprechende Fortbildung für Schulklassenbesuche auf dem Hof gemacht hat, kann über das Projekt pro Schulklassenbesuch einen Zuschuss von 100 € beantragen. Davon profitieren Betriebe und Schulen gleichermaßen.
Höper betonte, dass der Nutzen eines Besuchs auf dem Bauernhof für die Schülerinnen und Schüler immens sei: „Jeder Mensch lernt anders. Der eine muss etwas hören, der andere muss es sehen, wieder ein anderer muss darüber sprechen oder es anfassen. Das ist in der Schule nicht immer möglich. Auf dem Hof ergeben sich für alle Lerntypen zahlreiche Möglichkeiten. So können nicht nur landwirtschaftliche Themen erlebbar und verständlich vermittelt werden. Auch andere Inhalte aus dem Lehrplan können auf dem Hof ganz anders nachvollziehbar gemacht werden. Wie sieht eigentlich ein Meter, ein Quadratmeter oder ein Kubikmeter aus? Welche Formen findet man in einem Kuhstall? Und für die Bildung für nachhaltige Entwicklung ist der Bauernhof ohnehin ein Paradebeispiel.“
Lisa Höper spricht dabei aus persönlicher Erfahrung: Auf dem heimischen Betrieb empfängt sie selbst regelmäßig Schulklassen.
Für die Lehrkräfte war es der erste intensive Kontakt zur modernen Landwirtschaft. Entsprechend groß war das Interesse an Fragen rund um Tierwohl, Fütterung und Nachhaltigkeit.
Vom Kälberiglu bis zum Melkroboter
Im Fachvortrag von Lisa Höper ging es um die Praxis der Milchviehhaltung in Deutschland. Die Agrarwissenschaftlerin zeigte anhand konkreter Zahlen und Beispiele, wie sich Haltung, Fütterung und Zucht in den vergangenen Jahren verändert haben.
Bei einem anschließenden Rundgang durch die Futterkamper Milchviehställe mit dem Tierwohlmultiplikator Reiner Thomas bekamen die Teilnehmenden einen lebendigen Eindruck von modernen Haltungsformen, Melkrobotern und tiergerechtem Stallklima. Besonders beeindruckt zeigten sich die Lehrkräfte vom hohen technischen Niveau der Betriebe und dem Wissen, das hinter jeder Entscheidung steht – von der Fütterung bis zum Tierwohlmanagement.
Bauernhof als Klassenzimmer
Begleitend ging es in der Veranstaltung darum, wie Lehrerinnen und Lehrer das Erlebnis „Bauernhofbesuch“ in den Unterricht integrieren können. So zum Beispiel im Deutschunterricht mit Aufsätzen über den Besuch, in Mathematik mit Berechnungen rund um Futter- oder Flächenmengen oder im Sachkunde- und Biologieunterricht mit Themen wie Pflanzenwachstum, Jahreszeiten und deren Bedeutung für die Fütterung der Tiere. Dabei steht immer auch die Bildung für nachhaltige Entwicklung im Mittelpunkt: Kinder erleben, wie Tierwohl, Umwelt, Wirtschaft und Gesellschaft zusammenhängen – und dass verantwortungsvolles Handeln eine Grundlage auf jedem landwirtschaftlichen Betrieb ist.
Gemeinsam für mehr Verständnis
Für die teilnehmenden Lehrkräfte war der Tag ein voller Erfolg – und für die Landwirtschaft ein starkes Stück Bildungsarbeit. Jeder Hofbesuch einer Schulklasse, jede Begegnung zwischen Kindern und Tieren trägt dazu bei, Landwirtschaft begreifbar zu machen.
Oder, wie es eine Lehrerin zum Abschluss formulierte: „Nach diesem Tag weiß ich, wie viel Fachwissen und Verantwortung hinter einem Glas Milch steckt. Das möchte ich meinen Schülern unbedingt weitergeben.“
Fazit
Mit Veranstaltungen wie dieser wird klar: Wenn Kinder verstehen, welcher Kreislauf hinter einem Glas Milch steckt (Gras, Kuh, Mist, Dünger, Gras …), dann ist Bildungsarbeit gelungen – Landwirtschaft zum Anfassen, Mitmachen und Verstehen.
Wiederholungen dieser Veranstaltung sind bereits in Planung und können gern angefragt werden.
Die Veranstaltung konnte durch die Förderung des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Ernährung und Heimat sowie des Landesministeriums für Allgemeine und Berufliche Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur kostenfrei angeboten werden.




