Züchter und Liebhaber traditioneller Schafrassen versammelten sich Mitte September im Tierpark Arche Warder zum alljährlichen Landschaftag. Schon früh fanden sich die ersten Züchter mit ihren Schafen auf dem herbstlich geschmückten Gelände rund um das Haus der Natur ein und bald bot sich den zahlreichen Besuchern ein farbenfrohes Bild. Die rund 80 Tiere zeigten, dass Schafe an unterschiedlichsten Orten zu Hause sind: von den hügeligen Mittelgebirgen über die weiten Heide- und Moorlandschaften bis hin zu den sturmgepeitschten Küsten Pommerns und des Atlantiks.
Schafe und Böcke aller Altersklassen wurden gewogen, benotet und prämiert. Iris Frenzer, Sprecherin des Arbeitskreises Landschafe, hieß Besucher und Züchter willkommen. Die Kör- und Prämierungskommission, Hardy Marienfeld, Frauke Wechselberg, Anke Mückenheim und Arne Articus-Roth, erhielt Unterstützung von den Züchtern Gerd Meyer, Nordrhein-Westfalen, und Thomas Gerken, Niedersachsen. Besonderen Wert legte die Jury auf Körperbau, Bemuskelung, Wollqualität und das äußere Erscheinungsbild. Nach der Erfassung des tagesaktuellen Gewichtes der Tiere begann die Bewertung in zwei separaten Ringen. 
Anpassungskünstler der Heiden und Moore
Die Bentheimer Landschafe zählen zu den ältesten deutschen Schafrassen und stammen ursprünglich aus dem südlichen Niedersachsen und Westfalen. Andrea Michelson führte ein starkes Feld einjähriger Böcke sowie ein Mutterschaf in den Ring. Der Bock mit der Katalognummer (Kat.-Nr.) 1 wusste der Jury zu gefallen und wurde mit dem Rassesieg belohnt.
Die Graue Gehörnte Heidschnucke ist eine norddeutsche, mittelgroße Heideschafrasse, die sich durch ihre charakteristische graue Farbe sowie die auffälligen Hörner auszeichnet. Von den zwei von Astrid Holst vorgestellten Mutterschafen ging die Kat.-Nr. 9 vor ihrer Stallgenossin als Siegerin hervor.
Die Skudden traten in einem spannenden Wettbewerb gegeneinander an. Jürgen Bauer, Arno Richard Benemann, die Skuddenzucht Kohrn sowie Norbert Westphal und Heide Völtz präsentierten herausragende Vertreter dieser urtümlichen Rasse. Als „Heidschnucke der Masuren“ ist die Skudde eine bodenständige Rasse Ostpreußens und des Baltikums. Sie gehört zur Gruppe der kurzschwänzigen, nordischen Heideschafe. Mit feinem Gespür für ihre „Fritzi“ (Kat.-Nr. 65) zeigte Pheline Kohrn eindrucksvoll die perfekte Harmonie zwischen Züchterin und Tier. Gemeinsam schritten sie souverän an die Spitze der Konkurrenz. Reservesieger wurde der Jährlingsbock (Kat.-Nr. 62) aus der Zucht von Jürgen Bauer.
Von der Insel Föhr kamen die Vertreter der Weißen Gehörnten Heidschnucken. Ihr langer, keilförmiger Kopf trägt bei den Böcken auffallend gedrehte, schneckenförmige Hörner, während die weiblichen Tiere elegante, sichelförmig nach hinten gebogene Hörner zeigen. Jan Pedersen reiste mit zwei Jährlingsböcken und zwei Mutterschafen an. Das Mutterschaf (Kat.-Nr. 79) wusste die Jury zu begeistern und wurde mit einem ersten Preis ausgezeichnet.
Vom Mittelgebirge bis zum Wallis
Nachdem die ursprünglich angemeldeten Coburger Fuchsschafböcke bereits in Husum verkauft werden konnten, brachte Alexandra Zochovskis ein Mutterschaf mit nach Warder. Ihr Schaf (Kat.-Nr. 8A) repräsentierte die Rasse tadellos und wurde mit einem ersten Preis ausgezeichnet. Diese alte Landschafrasse besiedelte im 19. Jahrhundert weite Teile der europäischen Mittelgebirge. Fuchsschafe sind für ihr goldenes Vlies und ihr ruhiges, anhängliches Wesen bekannt.
Nicole Potyka zeigte zwei besonders typische Mutterschafe der Rasse Rhönschaf, die die einzigartige Landschaft der Rhön mitgeprägt haben. Mit ihrem edlen schwarzen Kopf und dem strahlend weißen Vlies zogen sie sowohl Jury als auch Publikum in ihren Bann, wobei Kat.-Nr. 53 als Rassesiegerin die Spitze einnahm.
Die Züchter der Walliser Schwarznasenschafe machen sich das Leben nicht leicht, denn bei dieser Rasse zählt jedes Detail der typischen schwarzen Zeichnung. Die schwarze Nase muss von der Kopfmitte ununterbrochen bis zu den Augen reichen. Auch die Ohren sind bis zum Ansatz tiefschwarz gefärbt. Weitere charakteristische Merkmale sind schwarze Flecken an den Sprunggelenken und Vorderbeinen. Die weiblichen Tiere tragen zusätzlich einen schwarzen Schwanzfleck. Trotz dieser hohen Anforderungen züchtet Jendrik Fey die Rasse mit großem Erfolg. Sein Mutterschaf „Edwina“ (Kat.-Nr. 73) erfüllte alle Ansprüche in vorbildlicher Weise und wurde verdient zur Rassesiegerin gekürt.
Küstenschafe aus Pommern und Ouessant
Bei den Rauwolligen Pommerschen Landschafen stellte die Zuchtgemeinschaft Christine Rogall und Jürgen Vagts zwei imposante einjährige Böcke vor. Auch die Mutterschafe von Arne Articus-Roth und Anna Wegener wussten zu gefallen und erzielten hohe Bewertungen. Die historische Rasse aus Pommern besticht durch ihre raue, witterungsbeständige Wolle und ihre Anpassungsfähigkeit. Der Jährlingsbock (Kat.-Nr. 42) der ZG Rogall/Vagts setzte sich zwar nicht gerade gentlemanlike, aber äußerst überzeugend vor seiner weiblichen Artgenossin im Ring durch und wurde Rassesieger. Auch an der Reservesiegerin, dem Schaf mit Kat.-Nr. 49, war die ZG Rogall/Vagts nicht ganz unbeteiligt, da es ursprünglich aus ihrer Zucht stammt und von Claudia Siewert bestens vorgeführt wurde.
Die lebhaften Ouessants von Horst Feddersen, Ryan und Arlett Kleinfeld, Bettina und Holger Blankenburg, Luuk und Torben Nesch sowie Maren und Rainer Schwormstede wirbelten im Ring umher. Die Jury behielt trotzdem den Überblick und kürte schließlich das Mutterlamm mit Kat.-Nr. 31 aus der Zucht des Altmeisters Horst Feddersen zur Rassesiegerin, dicht gefolgt vom Reservesieger, dem Jährlingsbock (Kat.-Nr. 18) aus der Zucht Blankenburg.
Titel Mr. und Mrs. Warder sowie Wollsieger
Nach einem kräftigen Regenschauer rissen die Wolken auf, und bei bestem Wetter konnten die Titel Mr. und Mrs. Warder sowie der Wollsieger 2025 verkündet werden.
Zum Mr. Warder wurde der Rassesieger der Pommern ernannt, eine Auszeichnung, die die ZG Rogall/Vagts so sehr motivierte, dass sie spontan beschloss, ihre Tiere auch auf der Bundesschau der Pommern und Skudden in Leipzig zu zeigen.
Den Titel Mrs. Warder sicherte sich „Fritzi“, die charmante Skudden-Siegerin aus der Zucht Kohrn, die ebenfalls nach diesem Sieg für die Bundesschau nachnominiert wurde. Damit präsentierte sich Schleswig-Holstein gleich mit mehreren würdigen Vertretern auf der bundesweiten Bühne.
Auch der Wollsieger kam aus der Rasse der Skudden. Der Reservesieger aus der Zucht von Jürgen Bauer überzeugte mit einer Traumnote 9 in der Wollbewertung und behauptete sich souverän.
Der Landschaftag im Tierpark Arche Warder war nicht nur ein Schauplatz für prächtige Schafe, sondern auch eine Plattform, um Wissen zu teilen, Erfahrungen auszutauschen und die Vielfalt der Schafrassen einem breiten Publikum näherzubringen. Verkaufsstände, zahlreiche Spinnerinnen und handgefertigte Wollartikel rundeten das Erlebnis ab.




