72 Stunden Zeit, viele helfende Hände und jede Menge Ideen: Unter diesem Motto haben die Landjugenden in Schleswig-Holstein Mitte September gezeigt, was in ihnen steckt. Vom 18. bis 21. September packten weit mehr als 1.000 junge Menschen in fast 40 Ortsgruppen an – und hinterließen Spuren, die in den Dörfern noch lange sichtbar bleiben.
Seit Ende der 1990er Jahre gehört die 72-Stunden-Aktion zum Profil des Landjugendverbandes. Alle vier Jahre treten die Ortsgruppen an, um innerhalb von drei Tagen eine gemeinnützige Aufgabe zu erfüllen – ohne vorher zu wissen, was genau auf sie zukommt. Erst beim offiziellen Startschuss werden die Umschläge geöffnet. Was dann zählt, sind Tatkraft, Kreativität und der Rückhalt in der Dorfgemeinschaft.
Dass diese Großaktion funktioniert, ist das Ergebnis intensiver Vorbereitung. Eine eigens gegründete Projektgruppe traf sich seit Jahresbeginn regelmäßig, plante Logo und Motto, organisierte Sponsoren, stimmte Aufgaben mit Gemeinden ab und packte schließlich die Aktionspakete. Das gemeinsame Packen am Landjugendpavillon war für viele Helfer ein kleines Highlight: Auf einer Bahn von gut 30 m wurden Tüten mit T-Shirts, Bechern, Eimern, Sonnenhüten, Plakaten und vielem mehr gefüllt – kleine Hilfen, die überall im Land zum Einsatz kamen. Klein- und Großsponsoren ermöglichten die Aktionspakete mit Geld- und Sachspenden und trugen so zum Gelingen bei.
Am 18. September war es endlich so weit. In Bargum fiel der Startschuss, begleitet von zahlreichen Gästen aus Politik, Verbänden und der Region (siehe Ausgabe 39). Die Vorsitzenden des Landjugendverbandes, Marlies Muxfeldt und Mirco Engelbrecht, begrüßten gemeinsam mit der Ortsgruppe Bargum ein volles Gemeindehaus. Grußworte von Bauernverband, Landwirtschaftskammer, LandFrauenverband, Sponsoren sowie den Schirmherrinnen Julia Nissen und Heike Marit Carstensen machten deutlich, welchen Stellenwert die Aktion hat.
Dann übergab Bürgermeister Volker Nissen symbolisch den ersten Aufgabenumschlag – damit war der Startschuss gefallen. Zeitgleich in ganz Schleswig-Holstein erhielten die Ortsgruppen ihre versiegelten Umschläge, öffneten sie mit Spannung und machten sich sofort ans Werk. Ein signierter Spaten markierte den offiziellen Beginn der landesweiten Aktion. Ab diesem Moment wurde im ganzen Land geplant, gezeichnet, geschraubt und gebaut – drei Tage voller Einsatz begannen.
Aktionen überall im Land
Von Nordfriesland bis ins Herzogtum Lauenburg, von Schleswig-Flensburg bis nach Pinneberg waren an diesem Wochenende fast 40 Ortsgruppen im Einsatz. Und die Aufgaben hätten unterschiedlicher kaum sein können. Während die Landjugend Hennstedt die Badestelle in Horst aufwertete, packte die Gruppe in Wesselburen im Kindergarten an: Dort entstanden neue Hochbeete, ein kleiner Fußballplatz und eine frische Sandkiste für die Kinder. In Grundhof wiederum wurde eine alte Fußgängerbrücke in einem Naturschutzgebiet erneuert – eine Aufgabe, die nicht nur Muskelkraft, sondern auch handwerkliches Geschick verlangte.
Andere Gruppen stellten den Spaß- und Freizeitwert in den Mittelpunkt. Die Landjugend Hanerau-Hademarschen etwa verwandelte ein Gelände in eine BMX-Dirtjump-Strecke, die künftig für sportliche Abenteuer sorgen wird. In Bargum entstanden gleich zwei Shelter, eine Sitzbank und ein Brunnen, während die Landjugend Osdorf den Bau eines neuen Volleyballplatzes realisierte. Vielfältig und ideenreich waren die Projekte überall: In Galmsbüll entstand eine mobile Punschbude für Feste, in Lindau-Revensdorf eine überdachte Haltestelle, die gleichzeitig als Gemeinschaftshütte dient. Diese Beispiele zeigen nur einen Ausschnitt dessen, was innerhalb von drei Tagen umgesetzt wurde. Ob Neubau oder Renovierung, ob Dorfplatz oder Kita – die Projekte griffen konkrete Bedarfe der Gemeinden auf und schufen bleibende Werte.
Besonders sichtbar wurde die Kraft der Landjugend bei den Besuchen des Landesvorstandes. Traditionell führte die begleitende Tour des Vorstandes quer durchs Land, von Gruppe zu Gruppe. Überall bot sich ein ähnliches Bild: Junge Menschen, die Hand in Hand mit Gemeinde, Feuerwehr, Vereinen und Handwerkern anpackten. Es wurde geklönt, gescherzt und gelacht – doch sobald es ans Arbeiten ging, herrschten Ernsthaftigkeit und Teamgeist.
Jede Ortsgruppe erhielt beim Besuch ein offizielles Teilnahmeschild, das nun in den Gruppenräumen hängen und an die Aktion erinnern wird. Eines wurde überall deutlich: Die Dorfgemeinschaften stehen hinter „ihren“ Landjugenden. Nicht nur in den Gemeinden selbst war die Aktion ein Ereignis. In Sozialen Medien berichteten viele Gruppen fast live über ihre Fortschritte, Übergaben und die kleinen Erfolge zwischendurch. So konnte man den Entstehungsprozess von neuen Spielplätzen, Sheltern oder Grünanlagen quasi in Echtzeit miterleben. Auch die Presse war landesweit dabei: Zeitungen, Radiosender und sogar das Fernsehen griffen die Geschichten auf.
Ein starkes Zeichen
Nach drei Tagen vollen Einsatzes konnte man überall im Land neue Bauwerke, renovierte Anlagen und gestaltete Plätze bestaunen. Noch wichtiger aber war die Botschaft, die von der 72-Stunden-Aktion ausging: Sie machte deutlich, wie Dorfgemeinschaft funktioniert, wenn viele Hände anpacken.
„Unsere Landjugenden beweisen mit dieser Aktion alle vier Jahre aufs Neue, dass Ehrenamt mehr ist als nur ein Schlagwort – hier wird wirklich angepackt, nicht lang geschnackt“, betonte Landesvorsitzende Marlies Muxfeldt beim Abschluss. Mehr als 1.000 Landjugendliche setzten gemeinsam ein starkes Zeichen für Ehrenamt und Zusammenhalt. Sie schufen nicht nur Dinge aus Holz, Beton oder Farbe – sie stifteten Begegnung, Zuversicht und Stolz. Gemeinden, regionale Unterstützer und Landjugendliche zogen an einem Strang und machten die Aktion zu einem beeindruckenden Erfolg.
Die nächste 72-Stunden-Aktion wird erst 2029 stattfinden. Doch schon jetzt ist klar: Auch dann werden wieder Hunderte junge Menschen beweisen, was man in kurzer Zeit bewegen kann – und die Spuren der diesjährigen Aktion werden bis dahin vielerorts sichtbar bleiben. Schleswig-Holstein darf stolz sein auf seine Landjugend!